Wie im Horrorfilm

Verstörend: Kindersärge aus Familiengruft geklaut

Oberösterreich
11.07.2025 11:22

Verstörender Fall in Linz: Gleich drei Kindersärge samt den Überresten von drei jung verstorbenen Adelssprosse sollen zwei Tschechen (25) aus der Kapuzinerkirche gestohlen haben. Dazu hätten sie eine Ziegelmauer aufgestemmt. Außerdem sollen sie Heiligenfiguren gestohlen haben, während ein Mittäter mit sterblichen Überresten für die Kamera posierte.

Haarsträubend sind die Vorwürfe, die die Staatsanwaltschaft Linz gegen zwei 25-jährige Tschechen und einen Österreicher (30) erhebt. Was die Juristen als schweren Diebstahl und Störung der Totenruhe verklausulieren, ist in Wahrheit eine wirklich abartige Tat.

In der Nacht auf den 8. Dezember 2023 nämlich sollen mehrere junge Männer in die Baustelle der leerstehenden Kapuzinerkirche in der Linzer Innenstadt eingebrochen sein. Doch ihr Ziel lag nicht im Altarraum, sondern noch tiefer: die Gruft unterhalb des ehemaligen Gottesgebäudes. 

Wie im Horrorfilm
Was wie der Beginn eines Horrorfilms klingt, hat sich in Linz tatsächlich abgespielt. Und es kommt noch schlimmer: Statt sich „nur“ umzusehen und Fotos zu machen, sei zumindest zwei der Männer die schreckliche Idee gekommen, einige makabere „Mitbringsel“ als Erinnerungsstücke mitzunehmen. Und was würde sich da besser anbieten, als ein Sarg?

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Der Erstangeklagte hat gestanden, dass sie Särge und Heiligenstatuen in einen Van geladen, und nach Tschechien zum abgesondert verfolgten Österreicher gebracht hätten.

Walter Eichinger, Sprecher des Landesgericht Linz

Blaues Blut in Kindersärgen
Doch der Anklage zufolge blieb es nicht bei einem Sarg. An Flüche oder sonstigen Spuk hatten die jungen Männer wohl nicht geglaubt, denn sie hätten insgesamt drei (!) Särge mitgehen lassen. Keine normalen Särge: In den verwitterten, aber reich verzierten Holzkisten lagen Kinder mit blauem Blut – Sprösse der alten Adelsfamilie Starhemberg, die wohl vor langer Zeit viel zu jung verstorben waren. 

Heiligenfiguren und Leichenteile
Doch die Eindringlinge sollen immer noch nicht genug gehabt haben: Aus einem Aufbewahrungsraum im Obergeschoß hätten sie laut Anklage 20 Heiligenfiguren im Wert von rund 10.000 Euro mitgehen lassen. Doch das war wohl nicht aufregend genug: Dort sollen sie auch noch sterbliche Überreste oder zumindest Teile davon aus einer Aufbahrungsstätte mitgenommen haben, wobei ein Mittäter, der gesondert verfolgt wird, mit Knochen, bzw. Leichenteilen vor einer Kamera posiert habe.

„Haben alles in Van geladen“
Die beiden Tschechen (25) wurden bereits in ihrem Heimatland einvernommen. Der Österreicher, der ebenfalls in Tschechien lebt, war laut Sprecher Walter Eichinger bislang nicht greifbar. Nur der Erstangeklagte war geständig: „Wir haben alles in den Van geladen, samt den Särgen und den Heiligenstatuen“, so der Tscheche. Der Zweitangeklagte bestritt alle Vorwürfe. „Ursprünglich hatten die beiden angegeben, für ‘Urban Exploring‘ in die Baustelle eingestiegen zu sein, und sich dabei an die ‘Urbex‘-Regeln gehalten zu haben“, so Eichinger. 

Der Urbex-Verhaltenskodex

Urbex, kurz für Urban Exploration, ist die Erkundung verlassener oder ungenutzter Orte, oft in städtischer Umgebung. Es gibt einen ungeschriebenen Verhaltenskodex, der auf Respekt, Bewahrung und Sicherheit basiert. Es ist wichtig, den Ort so zu verlassen, wie man ihn vorgefunden hat, und Vandalismus zu vermeiden. Eine der wichtigsten Regeln: „Nimm nichts mit, außer Fotos, und hinterlasse nichts außer Fußspuren.“

Plünderung statt Urbex
Doch das stellte sich schnell als falsch heraus. Denn schnell meinte der Erstangeklagte: „Die Krypta war zugemauert, aber wir sind durch die Wand gebrochen. Dort waren die Särge dann zugänglich.“ Sprecher Walter Eichinger weiß von einem weiteren Regelverstoß: „Eine Statue wurde von dem Österreicher auf einer heimischen Online-Verkaufsplattform um 1500 Euro angeboten, eine weitere tauchte auf einer tschechischen Seite auf“, erklärt Eichinger. 

Zwei von drei Männern flüchtig
Am kommenden Freitag, den 18. Juli, muss sich aber nur einer der drei Männer am Landesgericht Linz verantworten. „Der geständige Zweitangeklagte wurde am 10. Juli zur Fahndung ausgeschrieben und aus dem Verfahren ausgeschieden. Auch er wird gesondert verfolgt werden“, weiß Eichinger. So abstoßend und abartig die ihnen vorgeworfenen Taten auch sind, die Strafdrohung für das 25-jährige Duo beträgt jeweils bis zu drei Jahre Haft.

Kirche oft heimgesucht
Der Tatort, die Kapuzinerkirche und das dazugehörende Kapuzinerkloster wurde vom Orden bereits 1991 aufgegeben, die Kirche im Jahr 2016 profaniert. Seither war es regelmäßig zu Einbrüchen, Vandalismus und Schäden durch Graffiti gekommen – trotz Anstellung einer Sicherheitsfirma. Die Gruft war erst Anfang 2023 zugemauert worden, um Eindringlingen den Zugang zu verwehren.

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