Die Event-Location „Das Fürst“ in Leithaprodersdorf (Burgenland) hätte ein Gemeindegasthaus werden sollen. Vom Land wurde eine Bedarfszuweisung versprochen. Jetzt kommt alles anders.
Als sich das Leithaprodersdorfer Unternehmerpaar Verena und Georg Fürst vor einigen Monaten dazu entschied, seine beliebte Hochzeits- und Eventlocation „Das Fürst“ aus privaten Gründen für 780.000 Euro zu verkaufen, bekundete ÖVP-Bürgermeister Martin Radatz prompt Interesse.
Mit dem Erwerb des 250 Quatratmeter großen Restaurants samt 1360 Quadratmeter großem Gastgarten wollte er der Bevölkerung wieder ein Gemeindegasthaus bieten. Denn schon seit Jahren gibt es kein Wirtshaus mehr im Ort. Weil sich Leithaprodersdorf den Kauf der schmucken Liegenschaft mit eigenen Mitteln nicht leisten kann, suchte Radatz bei Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) um Unterstützung in Form einer Bedarfszuweisung an.
Ein Geschäft, bezahlt in Naturalien
Flugs sicherte ihm dieser mündlich zu, dass das Land „die Hälfte der Anschaffungskosten“, sprich 390.000 Euro, übernehmen werde. Dieses Geld sollte dann, sobald es vom Land an die Gemeinde überwiesen ist, gleich an die Familie Fürst weiterfließen. „Den Rest wollten wir in Form von Grundstücken abgelten, damit die Gemeinde geldmäßig nicht belastet wird“, erklärt Radatz.
Noch ist kein Geld geflossen
Doch von diesem „Kuhhandel“, wie die Leithaprodersdorfer den Bargeldersatz nennen, waren viele nicht begeistert, schließlich steigen Grundstückspreise laufend an. Im März wurde trotzdem bei einer Gemeinderatssitzung ein mehrheitlicher Grundsatzbeschluss über den Kauf der besagten Event-Location gefasst. Die ÖVP stimmte dafür, die drei SPÖ-Gemeinderäte enthielten sich ihrer Stimmen.
Und was ist jetzt, vier Monate später? „Leider ist immer noch nichts in trockenen Tüchern. Ich habe erst vor Kurzem wieder wegen der versprochenen Bedarfszuweisung um einen weiteren Gesprächstermin beim Landeshauptmann angesucht, denn erst, wenn ich weiß, wann das Geld fließt, kann ich einen Kaufvertrag mit der Familie Fürst abschließen. Dazu hieß es aus seinem Büro, dass vor Ende des Sommers diesbezüglich nichts entschieden werde“, sagt Bürgermeister Radatz.
Abgesehen davon sorgt auch die restliche Finanzierung im Ort für Unmut. Denn die Gemeinde müsste für den Kauf zusätzlich einen Kredit von rund 400.000 Euro aufnehmen.
Überraschende Wende
Und was sagt das Land? „Die Gemeinde Leithaprodersdorf hat sich mit dem Ersuchen um Unterstützung für ein Gemeindezentrum an das Land Burgenland gewandt. Dieses hat sich bereit erklärt, die Gemeinde in Form von Bedarfszuweisungen zu unterstützen. Das zuständige Büro steht diesbezüglich laufend in Kontakt mit dem Bürgermeister. Erst gestern wurde er darüber verständigt, zum Ende der Woche über die nächsten Schritte informiert zu werden.“
So weit, so gut, würde man meinen. Doch aufgrund der „bisherigen Ungereimtheiten“ ist die Familie Fürst nun aus den Verkaufsverhandlungen mit der Gemeinde zurückgetreten und führt das Lokal, solange sich kein passender Käufer findet, bis auf Weiteres selbst weiter.
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