Schon 145.000 Wiener brauchten im Vorjahr Hilfe vom Fonds Soziales Wien. Die Stadt ließ sich das über 2,8 Milliarden Euro kosten. Es ist beruhigend, dass es diese Hilfe gibt. Bedenklich: Das sind sieben Prozent der Bevölkerung. Ein angespanntes Budget, steigende Kosten und Fachkräftemangel werden zur Herausforderung.
Über 145.000 Menschen haben im Vorjahr Unterstützung des Fonds Soziales Wien (FSW) in Anspruch genommen. Der aktuelle Jahresbericht zeigt, wie umfassend das soziale Netz in der Stadt gespannt ist – und wo es bereits an die Grenzen stößt. Mit einem Budget von 2,84 Milliarden Euro hat der FSW im Jahr 2024 Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützt. Die meisten Mittel flossen in die Pflege und Betreuung. Laut Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ) ist der Fonds „ein stabiler Faktor der sozialen Sicherheit“, fast sieben Prozent der Wiener Bevölkerung zählen zu den Kunden.
Soziale Sicherheit brauchen nicht wir, die hier sitzen. Wir haben alle eine solide Basis. Es geht um Menschen, die nicht mehr weiterwissen, die sich nicht mehr selbst helfen können. Dafür steht diese Stadt – und genau dafür sind wir da.
Peter Hacker, Sozialstadtrat (SPÖ)
Bild: Urbantschitsch Mario
Pflege größter Brocken
Rund 59.000 Menschen wurden im Vorjahr im Pflegebereich unterstützt, das entspricht einem Budgetanteil von 1,7 Milliarden Euro oder 65 Prozent der Gesamtausgaben. Dabei steigen nicht nur die Kundenzahlen, sondern auch die Betreuungsintensität. „Die Schere zwischen den Kosten und den zur Verfügung gestellten Mitteln geht weiter auseinander“, warnte FSW-Geschäftsführer Michael Rosenberg. Hintergrund sind inflationsbedingte Mehrkosten und steigende Personalaufwendungen, die durch Pflegegeld und Pensionen nicht ausreichend abgefedert würden.
Immer mehr Obdachlose
Einen deutlichen Anstieg verzeichnete auch die Wiener Wohnungslosenhilfe: 13.200 Menschen nutzten entsprechende Angebote, ein Plus von 3,7 Prozent. Rund 5000 Betroffene wurden im Rahmen des „Housing First“-Ansatzes in eigenen Wohnungen betreut – mit langfristigem Erfolg: Nach drei Jahren leben noch 98 Prozent in ihren Wohnungen.
Unser Kundenservice ist das Herzstück des FSW. Es geht darum, Menschen genau dort abzuholen, wo sie Unterstützung brauchen – am Telefon, zu Hause oder im Einkaufszentrum. 96 Prozent Zufriedenheit zeigen, wie wichtig diese Arbeit ist.
Susanne Winkler, FSW-Geschäftsführerin
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Auffällig ist der steigende Anteil wohnungsloser Frauen. Laut FSW-Geschäftsführerin Susanne Winkler lebten viele von ihnen bisher in verdeckter Wohnungslosigkeit und konnten erst durch niederschwellige Angebote erreicht werden.
Betreuung von Menschen mit Behinderung
Für rund 15.300 Menschen mit Behinderung wurden 480 Millionen Euro aufgewendet. Auch hier steigt der Bedarf an komplexen Betreuungsleistungen, insbesondere in den höchsten Betreuungsstufen.
Hinter jedem Euro, den wir investieren, stehen Menschen, deren Leben dadurch besser wird. Angehörige werden entlastet, Pflegeplätze geschaffen, Arbeitsplätze gesichert. Jeder investierte Cent bedeutet gelebte soziale Sicherheit in Wien.
Michael Rosenberg, FSW-Geschäftsführer
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Gerade in schwierigen Zeiten zeigt sich, wie wichtig ein starkes soziales Netz ist. Der FSW bleibt das soziale Rückgrat Wiens, mit Leistungen, die direkt bei den Menschen ankommen. Das garantiert Lebensqualität und soziale Sicherheit.
Jing Hu, Neos-Gesundheitssprecherin
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Ukrainer in der Grundversorgung
Im Bereich der Grundversorgung wurden 48.800 geflüchtete Menschen betreut, rund zwei Drittel davon aus der Ukraine. Die Zahl ist im Vergleich zum Vorjahr leicht rückläufig. Auffällig bleibt, dass der Großteil privat untergebracht ist, nur 16 Prozent leben in organisierten Einrichtungen. Das Budget betrug knapp 300 Millionen Euro.
Soziale Sicherheit in Zeiten des erhöhten Spardrucks
Angesichts der Teuerung und des Fachkräftemangels forderte Stadtrat Hacker mehr Budgetspielraum: „Wir haben eine Situation, die wir alle miteinander geerbt haben. Die Kostensteigerungen sind eine Herausforderung, der wir uns stellen müssen.“ Für 2025 werden aktuell alternative Finanzierungsmodelle geprüft, um Investitionen nicht mehr ins Maastricht-Ergebnis der Stadt einrechnen zu müssen. Denn auch der FSW muss den Gürtel enger schnallen.
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