Das Zittern um Österreichs größte Hotelkette, der steirischen Jufa-Gruppe, hat ein Ende. Nach über vier Jahren Krisenmanagement hat Gründer und Geschäftsführer Gerhard Wendl einen Investor gefunden. Ab sofort soll es wirtschaftlich wieder aufwärtsgehen.
Der Stein, der ihm vom Herzen gefallen ist, sei „schon groß“ gewesen, betont ein sichtlich erleichterter Gerhard Wendl. Bis 2019 war die Hotelgruppe gut unterwegs, durch Corona sei man dann in Schieflage geraten. Über vier Jahre musste der Vollblut-Touristiker dann um sein Lebenswerk kämpfen, um es vor der Pleite zu bewahren. Immer wieder entpuppten sich potenzielle Interessenten als nicht optimal oder sprangen kurz vor Ende doch noch ab. Nach dutzenden Gesprächen gibt es aber jetzt ein „Happy End“ für die größte Hotelkette des Landes, die zuletzt rund 120 Millionen Euro Jahresumsatz machte.
Die EOSS Industries, eine österreichische Industrie- und Technologiegruppe mit Sitz in Graz, übernimmt mehrheitlich die Jufa-Hotelkette. Hinter der 2003 gegründeten Gruppe stehen die Brüder Michael und Peter Blaschitz. Sie fokussieren sich seither auf Zukunftsmärkte und nutzen Innovation und Technologien, um ihre bislang schon 25 Beteiligungen (zum Beispiel 7iD Technologies, BioLife Science, DavLabs, Genspeed, Innophore, Mühldorfer Nutrition, Novara, Passek) in Österreich, Deutschland und Südosteuropa mit über 1000 Beschäftigten langfristig weiterzuentwickeln.
Aktuell besetzt man mit dem Firmenportfolio die Bereiche Pharma & Medtech, Future Commerce, Bioinformatik und Smart Communication. Mit dem Einstieg bei den Jufa Hotels wird das Portfolio um Tourismus und Hospitality erweitert. Es sei ein „Glücksfall“ gewesen, als man vor rund zwei Monaten erstmals zusammengekommen sei, sagt dazu Michael Blaschitz.
Man habe sich schon immer gefragt, wie der Urlaub in Zukunft aussehen werde. Und die Jufa-Idee treffe den Zeitgeist, heute wie schon vor zehn oder 15 Jahren, so der erfolgreiche Unternehmer. Er möchte nun insbesondere mehr Innovation und Technologie in die Hotelgruppe einbringen. Ein großer Fokus liegt dabei auf „dynamischeren Preisen“, so wie es bei großen Hotelketten oder Fluglinien schon lange Praxis ist.
Ist ein Rock-Konzert in der Stadt oder die Nachfrage wegen eines Feiertags höher, passen sich auch die Preise an. Es solle künftig aber auch mehr „Paket-Angebote“, ein Bonus-Programm oder eine digitale Betreuung geben und Zielgruppen sollen noch besser angesprochen werden.
Gleichzeitig werden ein Optimierungsprogramm umgesetzt und die Unternehmensstrukturen unter die Lupe genommen. Der Anspruch sei, im Hinblick auf IT, Verwaltung und Modernität eine der führenden Hotelketten Europas zu werden. Blaschitz: „Wir wollen keine hohen Renditen, sondern ein nachhaltig gesundes Unternehmen schaffen.“ Es sei aber nicht geplant, sich von weiteren unrentablen Standorten zu trennen.
Hingegen will man die sehr erfolgreichen rund zehn Hotels, die für 80 bis 90 Prozent des Umsatzes sorgen, in den Fokus rücken. „Große Standorte werden prioritär behandelt“, betont Blaschitz. Bei weniger rentablen, kleineren Hotels will man sich hingegen überlegen, wie man wieder profitabel werden kann. An den aktuell 58 Standorten hält man daher fest – mit weiterer Luft in der Zukunft nach oben.
Einzelne schon geschlossene Häuser könnten wieder aufsperren
Im Herbst 2024 geschlossen wurden sechs Hotels: nämlich Bleiburg, Nockberge, Knappenberg, Pöllau, Röthelstein und Seckau. Bezüglich der Übernahme einzelner Standorte in Kärnten sei man hier mit der Kärntner Landesregierung im Gespräch. In der Steiermark will man Konzepte für eine mögliche Wiedereröffnung erarbeiten. Großes Potenzial sieht man besonders im Standort Schloss Röthelstein in Admont (zum Beispiel als Hochzeitslocation). Fix ist hingegen der Rückzug vom einzigen Jufa-Standort in Savognin in der Schweiz.
Dreistelliges Millionen-Investment
Jetzt ist allerdings erst einmal konsolidieren angesagt. Hier würden unter anderem auch die Banken einen Beitrag leisten. Jedenfalls ist aber – neben einem Einsparprogramm – auch frisches Kapital notwendig. Insgesamt dürfte zur Begleichung von Verbindlichkeiten, Stärkung des Eigenkapitals, den dringend notwendigen Innovations- und Modernisierungsmaßnahmen sowie für finanzielle „Reserven“ ein dreistelliger Millionenbetrag seitens EOSS in die Hand genommen werden. Gespart werden soll etwa im Headoffice bzw. bei der Verwaltung, was auch einen Abbau von Jobs bedeutet. Laut Wendl soll dies jedoch über die „natürliche Fluktuation“ passieren.
EOSS übernimmt die „überwiegende Mehrheit“
Was die künftige Gesellschafterstruktur betrifft, wird EOSS gemeinsam mit der Jufa-Privatstiftung agieren. Die „überwiegende Mehrheit“ am Unternehmen werde jedoch, weil die Stiftung kein Eigenkapital hat, bei EOSS liegen, betont Blaschitz. Gerhard Wendl bleibt aber weiterhin Geschäftsführer (CEO) der Jufa-Hotels. Er bekommt im Management jedoch einen „Top-Hotelexperten“ inklusive eines ganzen Teams von EOSS zur Seite gestellt, heißt es. Wer dies ist, wollte man aber noch nicht verraten. Weiter an Bord bleibt als Finanzchefin Sabrina Schütz-Oberländer. Den Vorstand der Jufa Privatstiftung verlassen wird hingegen, wie schon berichtet, Gernot Reitmaier.
„Mir war wichtig, dass das Gesamtpaket passt“, freut sich Jufa-Gründer Wendl über den geglückten Deal. Ein Dank gilt auch den Mitarbeitern, die über die schwierigen Jahre zum Unternehmen gestanden sind.
Kunden können wieder voll auf Jufa setzen
Neben den aktuell etwa 1500 Mitarbeitern zählen vor allem die Gäste, die für jährlich rund 1,5 Millionen Nächtigungen sorgen, zu den Gewinnern. Sie können wieder bedenkenlos buchen – was sie trotz der Turbulenzen zuletzt ohnehin taten. „Der Juni war einer der erfolgreichsten Monate in der Geschichte“, erklärt Wendl. Beim operativen Geschäft sei man klar in Richtung Vor-Corona-Niveau unterwegs.
Hat man die Konsolidierungsphase abgeschlossen, dann will man weiter wachsen, etwa in Deutschland, wo man zehn Häuser betreibt. Blaschitz: „Das ist nicht das Ende der Fahnenstange.“
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