Ex-Fußballboss in Haft

Taschenspieler-Tricks im TV: Zwölf Verurteilungen

Gericht
17.06.2025 05:30

Die Nachtsendungen „Anrufen und Gewinnen“ prägten die TV-Landschaft der frühen 2000er-Jahre. Die Sendungsverantwortlichen, darunter ein früherer Vereinspräsident, landeten in Wien zu zwölft vor Gericht. Die Shows waren ein dreister Massenbetrug.

Können Sie sich daran erinnern? An die nächtelangen „Anrufen und Gewinnen“-Formate im privaten Fernsehen, die Anfang der 2000er über die Bildschirme flimmerten? Bei denen trotz sehr einfacher Fragen scheinbar oft lange niemand angerufen haben soll. Die Moderatoren bettelten förmlich darum, die stets eingeblendete Mehrwegnummer zu wählen, lockten die Zuschauer mit stetig steigenden Gewinnhöhen. 

70 Cent pro Anruf brachten Millionengewinn
Jetzt mündete das TV-Format für ein Dutzend Sendungsverantwortliche in einem Prozess um schweren Betrug und kriminelle Vereinigung im Wiener Landl: „Die Call-in-TV-Shows wurden den Ermittlungserkenntnissen zufolge – wenn auch in variierendem Ausmaß – zu jeder Zeit manipuliert“, so die Staatsanwaltschaft Wien in ihrer 141 Seiten langen Anklageschrift.

Der Trick: Zuseher riefen über die eingeblendete Mehrwegnummer um 70 Cent pro Versuch an, hatten aber gar nicht die Chance, in die Sendung durchgestellt zu werden. „Jetzt wird gezogen“, hieß demnach jene Zeitspanne, in der die Leitungen Dutzende Minuten lang blockiert wurden – keine Anrufer ins Studio durchgestellt wurden. 

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Die Call-in-TV-Sendungen wurden den Ermittlungserkenntnissen zufolge – wenn auch in variierendem Ausmaß – zu jeder Zeit manipuliert.

Die StA-Wien in ihrer Anklageschrift

Kuvertbetrug und Scheinanrufer
Der Anklage nach machten diese „Ziehphasen“ zumindest ein Drittel der Sendezeit aus. Doch auch wenn einmal jemand durchgestellt wurde, ging es nicht mit rechten Dingen zu. Den Moderatoren zufolge wurden „Kuverts ausgetauscht, Anrufe aufgelegt oder das Geldband manipuliert“. Auch soll es Fake-Anrufer gegeben haben, die bewusst falsche Antworten auf leichte Fragen gaben, ebenso wie Scheingewinner. Der Schaden liegt in Millionenhöhe.

Angeklagt sind neben den Regisseuren auch die damalige Chefin der Produktion und der Inhaber des Produktionsunternehmens, der viele Jahre Präsident eines großen Fußballklubs war. Letzterer verbüßt bereits eine mehrjährige Haftstrafe. Zu den Vorwürfen ist der von Anwalt Otto Dietrich vertretene Mann geständig, er fasst eine 15-monatige Zusatzstrafe auf Bewährung aus. Die Geschäftsführerin wird zu 24 Monaten bedingt verurteilt. Auch die restlichen Angeklagten, vertreten unter anderem von Johannes Öhlböck, Lukas Kollmann, Ernst Schillhammer oder Sascha Flatz, kommen mit Bewährungsstrafen davon. 

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