Mehrere Stunden nach dem Beginn des israelischen Großangriffs auf den Iran haben iranische Medien eine „enorme Explosion“ in Isfahan im Zentrum des Landes gemeldet. Dabei wurde das dortige Nuklearzentrum getroffen. Die iranische Armee reagierte prompt mit einem Rückschlag: Hunderte Raketen suchten Tel Aviv heim. Außenministerin Beate Meinl-Reisinger zeigte sich äußerst alarmiert.
In der Stadt Isfahan, in der eine wichtige Atomanlage steht, war am Freitagabend eine schwere Explosion zu hören, wie die iranische Nachrichtenagentur Mehr berichtete. „Ich kann jetzt bestätigen, dass wir die Atomanlage in Isfahan getroffen haben. Der Einsatz geht weiter“, erklärte der israelische Armeesprecher Effie Defrin am Freitagabend vor Journalisten. Bei dem Angriff israelischer Kampfjets sei „eine Anlage zur Herstellung von metallischem Uran, Infrastruktur zur Umwandlung angereicherten Urans, Labore und weitere Infrastruktur zerstört worden“, gab die israelische Armee bekannt.
Über Teheran waren am Abend mehrere kleinere Explosionen am Himmel zu sehen, wie etwa Videos der Nachrichtenagentur Tasnim zeigten. Auch Augenzeugen bestätigten, dass die Luftabwehr aktiv war. Über Schäden ist bisher nichts bekannt. Die iranischen Streitkräfte gaben bekannt, zwei israelische Kampfjets abgeschossen zu haben. Auch Drohnen seien abgefangen worden. Wo genau die Jets abgestürzt sein sollen, ist ungewiss. Aus Israel gab es dafür vorerst keine Bestätigung.
Der Iran schlägt zurück
Nach eigenen Angaben hat die israelische Armee den Start iranischer Raketen Richtung Israel registriert. Sirenen heulten in mehreren Landesteilen. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, sich in Schutzräume zu begeben.
Iranische Staatsmedien meldeten drei Angriffswellen. Die Rede war von Hunderten Raketen. Nach Angaben der Revolutionsgarden zielten diese auf Dutzende militärische Ziele und Luftwaffenstützpunkte. In Tel Aviv waren Explosionen zu hören, berichtete die Agentur Reuters unter Berufung auf Augenzeugen. Der Moment, als eine Rakete in ein Hochhaus einschlug, konnte per Video eingefangen werden.
Hier ist der Angriff auf Tel Aviv zu sehen:
Bewohner von Tel Aviv waren in einem brennenden Gebäude eingesperrt:
Nach Angaben von israelischen Rettungskräften gab es 15 Verletzte, Nachrichtenportale berichteten von mindestens 35 Verwundeten. „Die Streitkräfte werden mit Entschlossenheit handeln und das niederträchtige zionistische Regime zugrunde richten“, zeigte sich das iranische Staatsoberhaupt Ayatollah Khamenei aufgebracht. Der 86-Jährige hatte dem Erzfeind Israel nach Angriffen auf viele Ziele im Land bereits mit einer „einer harten Bestrafung“ gedroht. Das iranische Volk könne sicher sein, dass nach dem Großangriff keine Nachlässigkeit geschehen werde, so Khamenei.
Meinl-Reisinger: „Zum Verhandlungstisch zurückkehren“
Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (NEOS) ruft angesichts der gegenseitigen Angriffe zwischen Israel und dem Iran zu „Deeskalation und Zurückhaltung“ auf. „Wir müssen alles daran setzen, dass jetzt wieder der Diplomatie der Weg geebnet und zum Verhandlungstisch zurückgekehrt wird“, forderte die Politikerin am Freitagabend in einer Sonder-ZiB des ORF-Fernsehens. Auch bezüglich des iranischen Nuklearprogramms müsse es eine „diplomatische Lösung“ geben.
Das Nuklearprogramm im Iran habe einen Grad der Anreicherung erreicht, „der nicht mehr mit reinen zivilen Zwecken“ zu rechtfertigen sei, meinte die Außenministerin unter Berufung auf die Internationale Atomenergiebörde IAEA. Jetzt müsse auf dem Weg des Multilateralismus und der Diplomatie erreicht werden, dass es zu keiner Eskalation der Lage komme. Weitere Infos finden Sie hier.
Netanyahu ruft Iraner zum Aufstand gegen Irans Führung auf
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu rief am Freitagabend das iranische Volk zum Aufstand gegen die Führung in Teheran auf. Ziel der israelischen Operation sei nicht nur, die nukleare und ballistische Bedrohung durch das „islamische Regime“ für Israel zu beseitigen, sondern „zugleich den Weg für euch zu ebnen, eure Freiheit zu erlangen“, erklärte Netanyahu in einer Video-Botschaft an das „stolze iranische Volk“.
Die Führung in Teheran sei „niemals schwächer als jetzt“ gewesen. „Dies ist eure Gelegenheit, aufzustehen und eure Stimmen zu erheben“, fügte der israelische Ministerpräsident hinzu. Zugleich wiederholte er, dass sich Israels Angriffe nicht gegen das iranische Volk richteten, sondern nur „gegen das mörderische islamische Regime, das euch unterdrückt und verarmen lässt“. Die Zeit sei gekommen, dass sich das iranische Volk um seine Flagge und sein historisches Erbe versammelt, indem es für seine Freiheit von diesem „bösen und unterdrückerischen Regime“ aufsteht.
Zentrum der iranischen Kernforschung
Die Universitätsstadt Isfahan gilt als Zentrum der iranischen Kernforschung, unter anderem befindet sich dort eine Anlage zur Produktion von Brennstäben. Aber auch Gaszentrifugen, die zur Anreicherung von waffenfähigem Uran benötigt werden, sollen sich in Isfahan befinden.
Videoaufnahmen in sozialen Netzwerken sollen die Drohenangriffe in Isfahan und Teheran vor Augen führen:
US-Militär verlegt Kriegsschiffe in Region
Unterdessen berichtet die „New York Times“, dass das US-Militär Kriegsschiffe in die Region verlegt. Der Zerstörer „USS Thomas Hudner“ sei bereits ins östliche Mittelmeer verlegt worden, und ein Zweiter solle womöglich bald folgen. Zudem werde die Luftwaffe zusätzliche Kampfjets in die Region verlegen, zitierte die Zeitung einen nicht namentlich genannten Beamten.
Ukraine warnt: Iran ist ein Problem über Nahost hinaus
Die Ukraine zeigt sich angesichts der israelischen Luftangriffe auf den Iran besorgt und warnt vor einer weiteren Destabilisierung der internationalen Sicherheitslage. Das ukrainische Außenministerium in Kiew erinnerte daran, dass der Iran Russland Waffen für dessen Angriffskrieg gegen die Ukraine liefere.
Der Iran ist die Quelle zahlreicher Probleme im Nahen Osten und darüber hinaus.
Ukrainisches Außenministerium
„Der Iran ist die Quelle zahlreicher Probleme im Nahen Osten und darüber hinaus“, hieß es in einer Mitteilung. Sicherheit für die Region und für Europa werde es nur geben, wenn die internationale Gemeinschaft koordiniert aggressive Staaten wie Russland, den Iran und Nordkorea eindämme.
Die Ukraine verteidigt sich sei mehr als drei Jahren gegen eine russische Invasion. Gerade bei den nächtlichen Luftangriffen setzt die russische Armee Kampfdrohnen des iranischen Bautyps Shahed ein. Sie stammen entweder aus dem Iran oder werden in Russland in großen Stückzahlen nachgebaut.
Zum Hintergrund
Israel hatte am Freitagmorgen einen beispiellosen Großangriff auf den Iran gestartet; rund 200 Kampfflugzeuge bombardierten nach Armeeangaben Ziele in Teheran, die Atomanlage Natans sowie mehrere Militäranlagen. Über der Hauptstadt Teheran fing die iranische Luftabwehr am Abend mehrere „Geschosse“ ab, wie die Nachrichtenagenturen Irna und Isna meldeten. Der israelische Armeechef Eyal Zamir hatte am Abend verkündet, Israel setze seinen Angriff auf den Iran „mit voller Kraft“ fort.
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