20 Grazer sind es im Schnitt, die ins Jufa-Hotel in der Idlhofgasse kommen, wenn das Rote Kreuz um Blutspenden bittet – Hunderte waren es am Dienstag! Angetrieben vom Willen, den Opfern des Amoklaufs zu helfen, trotzten sie selbst stundenlangen Wartezeiten.
Das Jufa-Hotel ist eingebettet in einen kleinen, idyllisch angelegten Garten, in dem man die Vögel zwitschern und den Brunnen plätschern hört. Nicht so am heutigen Dienstag. Schon ab 14 Uhr ist die kleine Zufahrt mit Autos verstopft, stauen sich die Fahrzeuge in der gesamten Idlhofgasse. Ab 13 Uhr läuten die Telefone der freundlichen Rezeptionisten auf Dauerschleife, geduldig wird mit „Blutspenden erst ab 16 Uhr bitte“ geantwortet.
Doch schon lange vorher bildet sich vor dem Hotel eine Schlange! Eine, die von Minute zu Minute länger wird. Was wir hier beobachten, ist ein großes, beachtliches Zeichen der Solidarität. „Wir haben im Radio gehört, dass Blutspender dringend gebraucht werden“, schildert Philip, der mit seiner Freundin Sarah gekommen ist. „Und natürlich wollten wir her!“ Und warum? „Weil man so ohnmächtig ist, so fassungslos angesichts einer so schrecklichen Katastrophe. Aber man selbst zumindest etwas dazu beitragen kann, um den Opfern zu helfen. Das wollen wir machen.“
„Wir warten, und wenn es bis Mitternacht dauert“
Dass sie ganz hinten in der Schlange stehen, stört das junge Paar nicht. „Wir warten, und wenn das bis Mitternacht dauert. Wir sind hier, wir bleiben hier, wir haben eh ein Wasser mit.“ Für Sarah ist es das erste Blutspenden überhaupt, das hat Symbolcharakter. Angst hat sie keine, „für mich ist das nur ein Stich. Jemand anderem rettet das vielleicht das Leben! Ich hoffe das zumindest.“
Benjamin Kaiser-Kaplaner gehörte zu den ersten, die „zur Ader gelassen“ wurden. Der Student aus Klagenfurt war aufgewacht, hatte die Nachrichten gesehen, war „vollkommen schockiert, aber wer ist das nicht?“ Und wollte ebenso beitragen, helfen, unterstützen. „In vielen Fällen ist man eh hilflos. Hier kann man über sein Blut etwas bewegen, also mache ich das auch.“
Auf dem Parkplatz auch ein Auto mit oberösterreichischem Kennzeichen. „Wir machen Urlaub da, wollten aber auch etwas helfen.“ Die Schlange macht das Paar aber etwas zögerlich, „die ist schon sehr lang. . .“.
Kriterien genauso streng wie immer
20 sind es normalerweise im Schnitt, die dem Ruf des Roten Kreuzes zum Blutspenden in die Idlhofgasse folgen, weiß Christian Steinscherer, der Verantwortliche für den Blutspendedienst. Wie viel es heute noch werden, wird man wohl erst in der Nacht exakt wissen – eigentlich hätte die Aktion ab 16 Uhr nur eineinhalb Stunden dauern sollen. 500 Milliliter werden jedem abgenommen, „99,5 Prozent der abgegebenen Menge kann auch verwendet werden“, ist Steinscherer stolz, „dass nur so wenig ausfällt, ist den exakten Fragen und Ausschlussgründen im Vorfeld geschuldet“.
Die Kriterien sind aber genauso streng wie sonst, „an den Qualitätsansprüchen kann trotz dieser Horrortragödie nicht gerüttelt werden“. In Folge wird das Blut exakt untersucht, „ab morgen kann es dann verwendet werden“. Wie viel nötig wird, steht noch nicht fest. „Zum Glück war unser Lager für den Akutfall heute gut gefüllt. Doch ab morgen wird Neues gebraucht.“
Als Dank gibt es für die Spender eine Wurstsemmel, ein Getränk und Mannerschnitten. „Eine schöne Geste“, sagt eine Blutspenderin. „Aber richtig glücklich macht mich, dass ich helfen konnte.“
Auch Sturm lädt zum Blutspenden
Am Mittwoch, von 15 bis 20 Uhr, lädt der SK Sturm zur Blutspendeaktion ins Trainingszentrum (Sternäckerweg 118), die „grauenhaften Ereignisse lassen uns mit Entsetzen und Trauer zurück“, so die Verantwortlichen. Als Dankeschön gibt es ein Foto mit dem Meisterteller. „Uns allen fehlen die Worte, um diese schrecklichen Ereignisse zu beschreiben. Ich möchte allen Angehörigen und Betroffenen im Namen der gesamten Sturmfamilie unsere Anteilnahme aussprechen“, beteuert Thomas Tebbich, Geschäftsführer Wirtschaft. „Was uns bleibt, ist zu versuchen, einen kleinen Beitrag zu leisten. Kommt und spendet Blut, es rettet Leben.“
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