Historische Kuriosität

Warum Paris eine Straße für die Wiener Lobau hat

Wien
31.05.2025 16:00

Im Herzen der französischen Hauptstadt Paris liegt die Rue de Lobau, also die „Lobauer Straße“. Das ist keine zufällige Namensgleichheit: Es geht tatsächlich um Wiens Au-Landschaft – und einen Wendepunkt in der österreichischen Geschichte.

Sie macht fast ein Viertel der Gesamtfläche des Nationalparks Donau-Auen aus und ist eine der letzten großen Au-Landschaften Mitteleuropas: die Lobau. Aktuell flammt die Diskussion über den nach ihr benannten, aber immer noch nicht gebauten Tunnel, wieder auf. Was viele jedoch nicht wissen: Mehr als 1000 Kilometer von Wien entfernt gibt es eine Straße, die nach dem Naturparadies benannt ist.

Überbleibsel eines historischen Wendepunkts
Mitten in Paris, der französischen Hauptstadt, sticht aufmerksamen Augen im vierten Arrondissement, unweit des Hôtel de Ville (Rathaus), die „Rue de Lobau“ ins Auge. Was hat es aber damit auf sich? Die Straße ist nach einem gewissen Georges Mouton de Lobau benannt und geht direkt auf die berühmte Schlacht bei Aspern zurück. In Frankreich firmiert die seit jeher als „Schlacht von Essling“ – und das gerade wegen Georges Mouton de Lobau.

In den Au-Flächen trafen das österreichische und das französische Heer aufeinander.
In den Au-Flächen trafen das österreichische und das französische Heer aufeinander.(Bild: Zur Verfügung gestellt)

Im Jahr 1809 fügte Erzherzog Carl in der Schlacht dem französischen Feldherrn und Herrscher Napoleon eine schmerzhafte Niederlage zu. Übrigens die erste, die ein französisches Heer unter seiner persönlichen Führung hinnehmen musste. Mouton war damals stets an seiner Seite. Er war nicht nur Napoleons persönlicher Adjutant in dieser Zeit, sondern entschied de facto allein über die militärischen Personalia in Napoleons Armee. Mouton, Sohn eines Bäckers, war aber alles andere als ein Militärbeamter.

Napoleons „Schaf“ als Löwe
Mehrmals hatte Mouton in aussichtslos scheinenden Schlachten das Blatt zugunsten seines Befehlshabers gewendet und wurde dabei wiederholt schwer verwundet, was Napoleon scherzen ließ: „Mein Mouton (französisch für „Schaf“) ist ein Löwe.“ Das bewies er auch bei Wien: Dass Napoleon in Aspern „nur“ eine Schlacht verlor, aber keine komplette Niederlage erlitt, war einem überraschenden Sturm Moutons auf die Stellungen der Österreicher in Essling zu verdanken, was wesentlich zur Rettung des in den Donauauen zusammengedrängten französischen Heers beitrug.

Als Dank für seine beherzte Aktion erhob Napoleon Mouton in den Adelsstand, eben als „Graf der Lobau“. Seine Straße bekam er aber erst später, nämlich als 1838 der Großteil des noch mittelalterlich geprägten Stadtzentrums abgerissen und durch die Boulevards von heute ersetzt wurde – denn Mouton überlebte Napoleon um 17 Jahre und holte auch in diesen Jahren immer wieder für das französische Militär die Kohlen aus dem Feuer.

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