Die Bewohnerinnen und Bewohner des Gazastreifens haben erste Hilfsgüter erhalten, nachdem solche Lieferungen von Israels Regierung Anfang März völlig blockiert worden waren. Heute seien „rund 90 Lastwagenladungen mit Gütern am Kerem-Shalom-Übergang abgeholt“ worden, erklärte UNO-Sprecher Stéphane Dujarric.
Am Donnerstag teilte Israel mit, dass rund 100 weitere Lastwagen mit humanitären Hilfsgütern der Vereinten Nationen im Gazastreifen eingetroffen seien. Bei der Übergabe der Hilfsgüter gab es aber Schwierigkeiten: Laut Dujarric hatten die israelischen Behörden für die Entladungen nur einen „sehr überfüllten Bereich“ zugelassen, der „nicht sicher“ sei.
Ab Mittwochnacht konnten dann erste Lieferungen an die Menschen im Palästinensergebiet verteilt werden. Hilfsorganisationen hatten in den vergangenen Monaten wiederholt die katastrophalen humanitären Bedingungen im Gazastreifen angeprangert und vor einer drohenden Hungersnot gewarnt.
Kritik an Hilfsgüter-Kontrolle
Die für die Verteilung von Hilfsgütern im Gazastreifen gegründete private US-Stiftung Gaza Humanitarian Foundation (GHF) kündigte an, in Kürze ihre Arbeit vor Ort aufzunehmen. Sie werde „die Logistik, die Sicherheit und den Zugang wiederherstellen, den die herkömmlichen Hilfsorganisationen verloren“ hätten, teilte die umstrittene Organisation mit.
Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) lehnt den „Plan der USA und Israels zur Kontrolle der Verteilung von Hilfsgütern im Gazastreifen ab“, wie sie am Donnerstag in einer Stellungnahme an die APA bekannt gab. Die humanitäre Hilfe werde durch die Kontrolle der Hilfsgütervergabe weiter eingeschränkt sowie „den Zielen der Besatzung durch das israelische Militär unterworfen und instrumentalisiert“, hieß es. „Dies kann daher keine Antwort auf die humanitäre Krise sein, die durch die Blockade der israelischen Regierung selbst geschaffen wurde.“
Netanyahu will Kontrolle über Gazastreifen
Unter dem wachsenden internationalen Druck auf Israel, die katastrophale Lage im Gazastreifen zu beenden, erklärte Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu am Mittwoch zwar, er sei zu einer befristeten Waffenruhe im Gazastreifen bereit, um die Rückkehr der dort noch festgehaltenen israelischen Geiseln zu ermöglichen. Gleichzeitig hielt Netanyahu an dem kürzlich verkündeten Ziel fest, die vollständige Kontrolle über den Gazastreifen zu übernehmen.
Babys von Hungertod bedroht
Im Gazastreifen verstarben nach palästinensischen Angaben in den vergangenen Tagen knapp 30 Kinder und ältere Menschen an Hunger. Weitere Tausende seien in Gefahr, meinte Gesundheitsminister Madsched Abu Ramadan. Er hält Schätzungen der Vereinten Nationen für realistisch, dass ohne Hilfsgüter 14.000 Babys sterben könnten. Er sagte sogar, die Zahl sei möglicherweise sogar noch zu niedrig. Mehr als 90 Prozent der Vorräte an Medikamenten seien „auf Null“, fügte er hinzu.
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