„Tod, tod, tod“

Trump lockt Südafrikas Präsidenten in Hinterhalt

Außenpolitik
21.05.2025 21:36

Diplomatie war gestern! Donald Trump hat bei einem Termin im Oval Office erneut einen Staatenführer ins offene Messer laufen lassen. Seinem Gast aus Südafrika machte er dabei schwere Vorwürfe – und versuchte ihn systematisch bloßzustellen.

Beim Besuch des südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa im Weißen Haus holte Trump eine rechte Verschwörungstheorie aus dem Ärmel. Bei dem Treffen im Oval Office ließ der US-Präsident überraschend Videoaufnahmen zeigen, um seine „Genozid“-Vorwürfe gegen die weiße Bevölkerung in Südafrika zu untermauern.

Die Bilder zeigten Redeschnipsel des Oppositionellen Julius Malema, der als Intim-Feind von Elon Musk gilt und immer wieder gegen weiße Südafrikaner hetzt. Zu sehen waren außerdem Bilder mutmaßlicher Gräber am Rande einer unbenannten Straße, sagte der Republikaner. „Es ist ein schrecklicher Anblick. So etwas habe ich noch nie gesehen.“ 

Südafrikaner systematisch vorgeführt
Ramaphosa entgegnete mit Blick auf die angeblichen Gräber: „Hat man Ihnen gesagt, wo das ist, Herr Präsident? Ich würde gerne wissen, wo das ist, denn das habe ich noch nie gesehen.“ Er werde dem nachgehen, versprach der südafrikanische Präsident.

Trump hielt auch ausgedruckte Artikel über angebliche Gewalt an weißen Landwirten in die Höhe, ging die Seiten einzeln durch und kommentierte dazu: „Tod, Tod, Tod.“ Am Ende übergab er seinem Amtskollegen den Stapel an Papieren. Ramaphosa bemühte sich wiederholt, die Lage zu entspannen und betonte, wenn es Probleme gebe, müsse man unter Partnern darüber reden. Er sei bereit, über alles zu reden – ohne das Beisein von Reportern.

Der südafrikanische Präsident versuchte auch mehrfach, Trump zu schmeicheln und ihn mit politischen Angeboten – etwa dem Zugang zu südafrikanischen Rohstoffen – milder zu stimmen. Ramaphosa entschuldigte sich süffisant, dass er ihm „kein Flugzeug“ anbieten könne. Damit spielte er auf katarische Luxus-Geschenk für Trump an. Dieser entgegnete mit versteinerter Miene: „Ich wünschte, Sie würden es tun. Ich würde es nehmen!“

Der US-Präsident unterbrach seinen Gast immer wieder. Das Verhalten erinnerte an den Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und dessen Rauswurf aus dem Weißen Haus, der die transatlantischen Beziehungen nachhaltig erschütterte. Südafrikanische Pressevertreter baten immer wieder darum, Ramaphosa aussprechen zu lassen.

Trump kehrte immer wieder zu seinen „Genozid“-Vorwürfen zurück und sprach von einer „sehr traurigen Sache“. Der 78-Jährige mahnte: „Das muss gelöst werden.“ Wenn das geschehe, dann seien die Aussichten für das Verhältnis zu Südafrika „fantastisch“.

Musk war bei dem Treffen anwesend.
Musk war bei dem Treffen anwesend.(Bild: AP/Evan Vucci)

Musk kritisiert „Rassismus“ gegen Weiße
Trump wirft Südafrika seit längerer Zeit „Genozid“ an weißen Bauern vor. Der US-Präsident beklagt eine Diskriminierung von weißen Minderheiten in Südafrika, insbesondere der sogenannten Afrikaaner, die Nachfahren niederländischer Siedler sind. Sie führten in Südafrika bis Anfang der 1990er-Jahre das rassistische Apartheid-Regime an, das die schwarze Bevölkerungsmehrheit systematisch diskriminierte. Trump stört sich besonders an einem Gesetz, das Landenteignungen im öffentlichen Interesse erlaubt, um Ungleichheiten aus dieser Zeit auszugleichen.

Tech-Milliardär Musk, selbst Südafrikaner, bezeichnete das Gesetz wiederholt als „rassistisch“ und verlieh der „Genozid“-Erzählung in den vergangenen Monaten Auftrieb. Der Großvater des Trump-Beraters war selbst ein glühender Anhänger des Apartheitregimes.

Trump ließ sich Gewaltverbrechen gegen Weiße ausdrucken.
Trump ließ sich Gewaltverbrechen gegen Weiße ausdrucken.(Bild: AP/Evan Vucci)

Ungerechte Vermögensverteilung ist noch immer ein großes Problem in Südafrika. Der Großteil der landwirtschaftlichen Flächen in Südafrika ist weiter im Besitz von Angehörigen der kleinen weißen Minderheit, obwohl sie nur etwa sieben Prozent der Landesbevölkerung ausmacht.

Weiße erhalten Flüchtlingsstatus
Anfang Februar hatte Trump Hilfen für Südafrika eingefroren. Im März hatten die USA zudem den Botschafter des Landes ausgewiesen. Kürzlich hatten die USA eine erste Gruppe der weißen Südafrikaner aufgenommen und ihnen Flüchtlingsstatus erteilt – obwohl Trumps Regierung die Aufnahme von Flüchtlingen etwa aus Kriegs- und Krisengebieten weitestgehend gestoppt hat.

Die südafrikanische Regierung weist die Vorwürfe entschieden zurück und kritisiert die Übersiedlung scharf. Ramaphosa reiste nach Washington, um die Spannungen zwischen beiden Ländern abzubauen. Fachleute widersprechen Trumps Darstellung eines angeblichen Völkermords.

Damit greife der US-Präsident eine in rechtsextremen Kreisen verbreitete Verschwörungstheorie vom sogenannten „weißen Genozid“ auf. Ramaphosa leugnete zwar nicht, dass auch weißen Menschen in Südafrika Gewalt angetan werden würde, widersprach aber einer gezielten Verfolgung.

Das sagt die Statistik
Im Jahr 2023 wurden laut „NBC“ in ganz Südafrika knapp 300 Farmen in weißem Besitz angegriffen, wobei 49 Menschen getötet wurden. Dies geht aus Zahlen von AfriForum hervor, einer Lobbygruppe, die die knapp 6,9 Millionen Afrikaaner vertritt. Laut der letzten Landwirtschaftszählung, die einmal im Jahrzehnt durchgeführt wird, gab es 2017 mehr als 40.000 kommerzielle Farmen in Südafrika.

Die südafrikanische Polizei hat zwar keine offiziellen, nach Ethnien aufgeschlüsselten Daten zur Kriminalität veröffentlicht, aber die öffentlich zugänglichen Statistiken zeigen, dass die durchschnittliche Mordrate des Landes im selben Jahr bei 75 pro Tag lag.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt