Es wird bewusster eingekauft, der Preis ist oftmals zum Kriterium Nummer eins geworden, die Marken der Lebensmittelhändler boomen – das alles sind Folgen der Inflation. Wie trifft das veränderte Konsumentenverhalten eine kleine Spezialitäten-Käserei wie jene im Stift Schlierbach (OÖ)? Das fragten wir Chef Fritz Mitterhumer.
Wenn man Fritz Mitterhumer fragt, wie’s der Käserei Stift Schlierbach geht, atmet der Chef des Verarbeiters von Kuh-, Ziegen- und Schaf-Milch in Bioqualität erst einmal durch, um sich noch einmal ein paar Augenblicke Nachdenk-Zeit zu gönnen. „Die Verbrauchergewohnheiten haben sich massiv geändert“, sagt er dann. Viele Dinge kommen hier zusammen. So hat etwa die Preissensibilität enorm zugelegt, weil die Lebenshaltungskosten gestiegen sind.
Regionalität verlor an Bedeutung für Kaufentscheidung
Und was wurde aus der gerade in der Corona-Zeit so hochgelobten Regionalität? „Wer macht’s? Was ist drin? Wo kommt es her? Das hat eine andere Bedeutung bekommen“, sagt er. Trends seien nun oftmals bestimmend: Ob es jener der veganen Ernährung ist oder der Boom um High-Protein-Produkte. „Was wir lernen, ist, dass man von der Tradition nicht leben kann“, so der 61-Jährige. Die Nachfrage nach Weichkäse stagniert. „Die Sortimente in dem Bereich schrumpfen“, so Mitterhumer. Nachsatz: „Intensive Käsesorten sind auch nicht in der ersten Reihe.“
Trotzdem gelang es der Käserei, die im Vorjahr ihr 100-Jahre-Jubiläum feierte, 2023 und 2024 die verkauften Mengen und den Umsatz zu steigern. Auch heuer gilt: Es geht weiter aufwärts. Woran das liegt? An einer guten Entwicklung im Export, verrät der Geschäftsführer. So konnte der Exportanteil in den letzten Jahren weiter gesteigert werden, liegt mittlerweile deutlich über 50 Prozent.
Deutschland als wichtiger Absatzmarkt
„Deutschland ist das wichtigste Land für uns“, so Mitterhumer. Dass man Mitglied bei Naturland, dem deutschen Bioverband ist, hilft. „Wir müssen den Chancen nachgehen, europäisch denken. Wir sind froh, eine gemeinsame Währung und einen offenen Markt zu haben“, betont der Chef der Stifts-Käserei. Was positiv stimmt: Frisch- und Grillkäse sind gut positioniert und auch bei den Konsumenten beliebt.
140 landwirtschaftliche Betriebe beliefern aktuell den Milch-Verarbeiter. Den Umbruch in der Landwirtschaft, der oftmals bedeutet, dass die Nachfolger fehlen, spürt man: „Der Generationswechsel ist da. Kleine fallen weg, Große werden größer.“
Ob man Experimente in neue Produktgruppen wagt? Mitterhumer winkt ab: „Wir schauen, dass wir das, was wir machen, gut machen.“ Das Ziel ist klar: „Wir wollen vernünftig weiterwachsen.“
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