Die siebte Ausgabe von sicht:wechsel, einem Theaterfestival von und für Menschen mit und ohne Beeinträchtigung, endete mit rund 5000 BesucherInnen. Mit „Momo“ und „Der kleine Prinz“ gab es zwei großartige Premieren im Finale. Der „Prinz“ ist im Herbst im Kulturhof Perg noch einmal zu sehen.
Momo, ein außergewöhnliches Mädchen am Rande der Stadt, hat eine besondere Gabe: Sie schenkt den Menschen ihre Zeit, indem sie ihnen zuhört. Doch bald muss sie es mit Zeitdieben aufnehmen.
Jahrelang suchte Regisseurin Hanni Westphal nach „der“ geeigneten Momo-Darstellerin. In Agnes Zenz fand sie die Idealbesetzung, die steirische Schauspielerin sagt von sich: „Mein Leben mit Trisomie 21 ist wunderschön“. Und ihre unbändige Freude an Spiel und Tanz steckt an – und ließ die Zeitdiebe im Stück alt aussehen.
Voll im Herzschlag-Groove
Tatiana Rainer erhielt für ihre getanzten Gefühle Szenenapplaus. Auch Yukie Koji, David Valentek und Regisseurin Hanni Westphal übernahmen mehrere Rollen. Leise, stets unterlegt mit einem Herzschlag-Groove transportierte das fünfköpfige Ensemble die zeitlose Aktualität der poetischen Geschichte ins Publikum, das Statement zu Zeit und Achtsamkeit berührt ungebrochen.
Ein Prinz auf der Suche nach der Liebe
Ebenso beeindruckend dann die Premiere einer Neuninszenierung des Klassikers „Der kleine Prinz“ im OÖ. Kulturquartier. Wie im Werk von Antoine de Saint-Exupéry verlässt der Prinz seinen Planeten, um die Welt kennenzulernen. Andreas Huber (musikalische Gesamtleitung) und Julia Ribbeck (Text, Regie) schufen eine ganz eigene Fassung für Menschen ab sechs Jahren.
Zur Musik von an.tasten & friends hatte der Tänzer Felix Röper seinen großen Auftritt als Prinz (Choreografie: Ilja von den Bosch). Versunken und voll Hingabe an die Musik, erinnerte seine Performance anfangs an japanischen Butho-Tanz. Gleichzeitig war auch die Freude des Künstlers mit Downsyndrom an seinem Tun für die Zuschauer spürbar. Als Rose, Schlange und Fuchs bezauberte an seiner Seite Tänzerin Philomena Hohenwallner.
Wiederaufnahme im Kulturhof Perg
Ribbeck und Ella Ribbeck-Dreiling fungierten auch als Erzählerinnen. Den optischen Rahmen schufen Videos (Bonko Karadjov), deren Grundlage die exzellenten Werke der Künstler des Kreativhofs arTMOST der Lebenshilfe Seidenberg waren. Den tosenden Schlussapplaus hatten sich alle Mitwirkenden mehr als verdient. Am 12. und 13. September ist diese inspirierende Fassung von „Der kleine Prinz“ im Kulturhof Perg zu sehen.
Es war eine wunderbare, intensive und anregende Festivalwoche, die eindrucksvoll gezeigt hat, dass die heimischen inklusiven Ensembles und Künstler:innen den internationalen Vergleich auf keinen Fall scheuen brauchen.
Alfred Rauch, Leiter von sicht:wechsel
Bilanz des gesamten Festivals
Insgesamt zählte das Festival sicht:wechsel rund 5000 (konkret: 4982) BesucherInnen. „Eine wunderbare, intensive und anregende Festivalwoche, die eindrucksvoll gezeigt hat, dass die heimischen inklusiven Ensembles und KünstlerInnen den internationalen Vergleich auf keinen Fall scheuen brauchen“, betont Alfred Rauch, künstlerischer Leiter.
Das nächste Festival sicht:wechsel findet in drei Jahren, also 2028 statt.