Die politischen Spannungen in Bosnien-Herzegowina steigen weiter. Einen Monat, nachdem ein nationaler Haftbefehl gegen den Präsidenten des serbischen Landesteils Republika Srpska ausgestellt worden war, rückten am Mittwochabend Polizeieinheiten aus, um Milorad Dodik festzunehmen. Doch der Versuch scheiterte.
Die Polizisten umstellten ein Verwaltungsgebäude im Osten der Hauptstadt Sarajevo, in welchem sich Dodik aufhielt. Doch ihm loyale, schwer bewaffnete Sicherheitskräfte der Republika Srpska (RS) stellten sich der Exekutive in den Weg. Nach einigen Verhandlungen rückten die ausgerückten Mitglieder der Zentralpolizei wieder ab. Eine gewaltsame Ergreifung des Gesuchten wollte man unter allen Umständen vermeiden, hieß es in lokalen Medien.
Gericht verurteilte Dodik zu Haftstrafe
Gegen Dodik und gegen den RS-Ministerpräsidenten Radovan Višković sowie den RS-Parlamentspräsidenten Nenad Stevandić hatte die gesamtstaatliche Staatsanwaltschaft im März Haftbefehle erlassen. Die Ankläger werfen dem Trio Angriffe auf die verfassungsmäßige Ordnung von Bosnien-Herzegowina vor. Dodik war im Februar wegen Missachtung der verfassungsmäßigen Ordnung zu einem Jahr Haft verurteilt worden. Der 66-Jährige ging in Berufung. Zuletzt beschloss das Parlament der RS Gesetze, die den zentralstaatlichen Gerichten, Staatsanwälten und Bundespolizisten die Amtshoheit im Gebiet der RS entziehen sollen.
Größte Krise seit Bosnienkrieg
Dodik, der sich regelmäßig mit dem Kremlchef Wladimir Putin abstimmt, betreibt seit Jahren die Abspaltung der RS vom bosnischen Staat. Bosnien-Herzegowina, eine ehemalige jugoslawische Teilrepublik, wurde nach dem blutigen Krieg von 1992 bis 1995 durch das Friedensabkommen von Dayton als Staat wiederhergestellt. Die beiden Landesteile, die Republika Srpska (RS) und die bosnisch-kroatische Föderation (FBiH), verfügen seitdem über weitreichende Autonomierechte. Die aktuelle Krise ist die größte seit dem Bosnienkrieg.
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