Keine Kulanzlösung

Beeinträchtigte zahlt Monatslohn für Kontoführung

Oberösterreich
16.04.2025 06:00

Vater Johann S. ist über die hohen Gebühren enttäuscht – seine beeinträchtigte Tochter (34) muss für ihr Gehaltskonto fast einen Monatslohn zahlen. S. hat bei mehreren Banken um eine Sonderlösung gebeten. Gibt es überhaupt ein Gratis-Konto? Eine Konsumentenschützerin warnt vor trügerischen Angeboten.

Yvonne S. leidet seit der Geburt an schmerzhaften spastischen Einschränkungen. Sie ist geistig beeinträchtigt und hat zusätzlich auch eine 50-prozentige Sehbehinderung. Seit sechs Jahren darf die 34-Jährige bei einer großen Firma in Sankt Florian bei Schärding im Bereich Verpackung mithelfen – eine Tätigkeit, die ihr ausgezeichnet gefällt.

„Sie mag den Arbeitsablauf, schweißt unter anderem Waren in Folie oder Flies ein und bekommt dafür ein monatliches Entgelt von 144 Euro. Insgesamt hat unsere Tochter 344 Euro zur Verfügung“, sagt Vater Johann S. aus Raab. Davor war Yvonne mehrere Jahre lang in einer Behindertenwerkstätte in Peuerbach beschäftigt gewesen. Unter der Woche lebt die Innviertlerin in einer Wohneinrichtung der Caritas, am Wochenende bei den Eltern.

Je nach Art des Kontos verlangen Banken mehr oder weniger Gebühren von ihren Kunden und verdienen gut daran. (Bild: Dexon Dee)
Je nach Art des Kontos verlangen Banken mehr oder weniger Gebühren von ihren Kunden und verdienen gut daran.

„Das tut ihr enorm weh“
Für ihre beruflichen Tätigkeiten benötigte die 34-Jährige ein Girokonto. „Bis zu ihrem 28. Lebensjahr hatte unsere Tochter ein sogenanntes Jugend- oder Studentenkonto, das für sie kostenlos war. Jetzt muss sie rund 120 Euro Kontoführungsgebühren jährlich bezahlen – ein Betrag, der für Yvonne fast ein Monatsgehalt ausmacht. „Das tut ihr immer enorm weh“, so der Vater. Dass es für Beeinträchtigte bei Österreichs Banken offenbar keine Sonderkonditionen gibt, findet er enttäuschend. „Ich habe bei mehreren Geldinstituten nachgefragt, bekam überall eine Absage. Ich glaube aber nicht, dass unsere Banken so etwas ruinieren würde“, betont der Vater.

Zitat Icon

Ich glaube nicht, dass ein Gratis-Girokonto für Beeinträchtigte die Banken ruinieren würde, aber die Betroffenen hätten fast einen Monatslohn mehr zur Verfügung.

(Bild: Johann S.)

Johann S. (65), Pensionist aus Raab, kämpft für seine Tochter

Konsumentenschützerin warnt vor Gratis-Angeboten
Laut Ulrike Weiss, Chefin der Konsumentenschutzabteilung der AK Oberösterreich, gibt es zwar Online-Geldinstitute, die mit einem kostenlosen Konto werben, aber sie warnt davor, sich ungeprüft darauf einzulassen. „Ein Konto ist nie kostenlos, für irgendetwas muss man immer bezahlen. Der Teufel steckt im Detail“, erklärt Weiss. Beispielsweise werden etwa für jede Buchungszeile Gebühren verlangt. Auch gebe es nicht wenige, die einen Mindestumsatz voraussetzen, sodass Menschen wie Yvonne die Voraussetzungen dafür nicht erfüllen.

Die Konsumentenschützerin rät daher jedem, den Bankenrechner der AK (bankenrechner.at) zurate zu ziehen. „Auf diese Weise kann man individuell feststellen, was ein Konto tatsächlich kostet.“

Kommentar
Gut fürs Image

Es ist gut, dass es Banken gibt! Sie verwahren unser Geld und vergeben meist zu fairen Bedingungen Kredite. Außerdem treten sie nicht selten als Sponsoren von Kultur- und Sportevents auf – unterstützen auch einzelne Spitzensportler und Teams (in der Vergangenheit etwa Hermann Maier, Marcel Hirscher oder das Skispringer-Team).

(Bild: Krone KREATIV/Alexander Schwarzl, Markus Wenzel)

Für das Image wäre es vermutlich aber kein Nachteil, wenn Banken nicht nur aufseiten potenzieller Gewinner, sondern auch von Benachteiligten stehen. Ein Gratis-Girokonto für Beeinträchtigte, die es zum Lohnempfang benötigen, wäre sicherlich ebenfalls eine gute Reklame

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