7 Tage Staatstrauer

Tränenmeer in Venezuela nach Tod von Hugo Chavez

Ausland
06.03.2013 10:23
Durch den Tod von Langzeit-Staatschef Hugo Chavez sind in Venezuela alle Dämme gebrochen. Nach Bekanntwerden der Todesnachricht am Dienstag wurde das Krankenhaus in der Hauptstadt Caracas, in dem der Präsident den Kampf gegen den Krebs verloren hatte, binnen kürzester Zeit zum Wallfahrtsort für seine trauernden Anhänger. "Der Comandante bleibt in unseren Herzen. Wir müssen mit dem Bau des Vaterlandes weitermachen", sagte etwa ein 40-jähriger Angestellter der Stadtverwaltung mit Tränen in den Augen.

Nachdem Vizepräsident Nicolas Maduro am Dienstag Chavez' Tod bestätigt hatte, versammelten sich Hunderte Menschen vor der Klinik in Caracas, weinten gemeinsam und riefen in Sprechchören: "Wir alle sind Chavez!" Auf Schildern und Bannern kündigten die "Chavistas" an: "Chavez und die Revolution, der Kampf geht weiter!"

Sieben Tage Staatstrauer
Die venezolanische Regierung ordnete sieben Tage Staatstrauer an. Damit soll jenem Mann die letzte Ehre erwiesen werden, der den lateinamerikanischen Staat seit seinem Amtsantritt 1999 mit dem "Sozialismus des 21. Jahrhunderts" grundlegend verändern wollte. Chavez hinterließ dabei ein gespaltenes Land: Vor allem bei der ärmeren Bevölkerung kam seine Umverteilungspolitik an, Kritiker warfen dem linkspopulistischen Staatschef autokratische Züge vor.

Für seine Anhänger war Chavez jedoch mehr als ein Politiker: Viele sahen ihn als Heilsbringer an. "Mein Herz ist gebrochen, als ob mein Vater oder mein Sohn gestorben wären", sagte Ariani Rodriguez in der Menge vor dem Krankenhaus. "Seine Gedanken und seine Führungskraft bleiben bei uns." Auf dem Schild, das die Lehrerin bei ihrer Trauerkundgebung in der Hand trägt, steht: "Ich bin Chavez."

Massen von rot gekleideten "Chavistas" zogen am Dienstagabend durch Caracas, sangen die Nationalhymne und trugen wie bei einer Prozession Bilder des verstorbenen Präsidenten vor sich her. Auch in anderen Städten des Landes versammelten sich die Anhänger von Chavez, der mit einem Teil seiner Landsleute eine fast mystische Verbindung geschaffen zu haben scheint.

"Der beste Präsident, den Venezuela je hatte"
"Er hätte nicht sterben dürfen. Er war der beste Präsident, den Venezuela je hatte", klagte Frank Aponte. Der 45-jährige Maurer wurde auf den Straßen der Hauptstadt von seinem Kummer überwältigt. "Ich werde dahin gehen, wo sie ihn aufbahren, auch wenn ich zwei Tage in der Schlange warten muss", sagte er mit tränenerstickter Stimme. Chavez soll ab Mittwoch in einer Militärakademie in Caracas für die Trauernden aufgebahrt werden, am Freitag ist dann ein großes Staatsbegräbnis geplant.

Immer wieder musste sich der Präsident in den vergangenen Jahren wegen seiner Krebserkrankung behandeln lassen. Nach seiner dritten Wiederwahl im Oktober setzte ihn die Krankheit dann endgültig außer Gefecht. Seit Dezember bekamen die Venezolaner ihren Staatschef nur noch auf Fotos vom Krankenlager zu sehen.

Trotz Protesten der Opposition wurde die Anfang Jänner vorgesehene Vereidigung auf unbestimmte Zeit verschoben. De facto lag die Macht bereits in den Händen von Vizepräsident Maduro, den Chavez vor seiner Krebsbehandlung in Kuba auch als seinen Wunschnachfolger ausgerufen hatte.

Chavez-Gegner mussten flüchten
Rund 50 Studenten hatten in den vergangenen Tagen in Caracas einen Anti-Chavez-Protest veranstaltet: Zusammengekettet harrten sie auf der Straße aus und verlangten, mehr über das Schicksal des Präsidenten zu erfahren. Seit Tagen hatten Gerüchte vom Tod des Staatschefs die Runde gemacht. Als Chavez' Tod offiziell verkündet wurde, mussten die Demonstranten vor wütenden Anhängern fliehen.

"Es gab eine Menge von ihnen, und wir rannten sofort um unser Leben", sagte Machado, einer der Studenten. Die Gruppe habe ihre Protestschilder so schnell wie möglich verbrannt. Nun hofft der Chavez-Gegner, dass die Regierung sich "an die Verfassung hält" und Neuwahlen anordnet. Außenminister Elias Jaua erklärte, dass binnen 30 Tagen gewählt werden soll.

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