Der Überfall habe gut 500 Kilometer von der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba entfernt in unwegsamem Gelände stattgefunden, sagte Weiss. Insgesamt zehn Österreicher hatten eine von einem äthiopischen Reiseveranstalter organisierte Raftingtour unternommen. Vier von ihnen wurden Opfer des Überfalls. Die Gruppe hatte am Blauen Nil übernachtet und wurde Sonntag früh von den Räubern überrascht.
Offenbar finanzielles Motiv
Das Außenministerium geht derzeit nicht von einem politischen Motiv aus, die Täter hatten es offenbar auf die Habseligkeiten der Österreicher abgesehen. Die Opfer wurden ausgeraubt, ihre Boote zerstört. Nach dem Überfall haben die Überlebenden über Satellitentelefon die österreichische Botschaft verständigt, die wiederum die örtlichen Behörden alarmierte. Daraufhin wurden Suchtrupps von Polizei und Militär losgeschickt. Die Täter konnten entkommen.
Reisewarnung des Außenministeriums
Das Außenministerium hatte bereits zuvor eine partielle Reisewarnung für Äthiopien herausgegeben. Auf der Website des Ministeriums heißt es: "In Äthiopien besteht ein erhöhtes Risiko von Terroranschlägen. Anschläge können sich auch gegen von Ausländern stark frequentierte Plätze richten. Die lokalen Sicherheitsmaßnahmen in Addis Abeba wurden verstärkt." Das Außenministerium empfiehlt, erhöhte Wachsamkeit an den Tag zu legen und sich von Menschenansammlungen fernzuhalten.
Massive Sicherheitskontrollen
Verstärkte Sicherheitskontrollen gibt es derzeit bei den von ausländischen Touristen frequentierten Hotelketten wie "Sheraton" oder "Hilton". Jedes Auto und jeder Insasse wird kontrolliert. Die Sicherheitslage ist allgemein labil, Verschlechterungen sind kurzfristig in allen Landesteilen möglich. Besonders von Reisen in die umkämpfte Region Somali im Grenzgebiet zu Somalia wird dringend abgeraten.
Ähnlicher Fall im Vorjahr
Schon im Jänner des Vorjahres war bei einem ähnlichen Fall ein Österreicher getötet worden. Der 56-jährige Hobby-Fotograf hatte eine Tour durch die Danakil-Wüste an der Grenze zu Eritrea gebucht. Seine 22-köpfige Reisegruppe, die in Zelten und einfachen Hütten campiert hatte, war in ein nächtliches Feuergefecht zwischen der äthiopischen Armee und Kämpfern der Rebellenorganisation Vereinigte Revolutionär-Demokratische Front von Afar geraten. Die Touristen dürften im Schlaf überrascht worden sein. Neben dem Österreicher wurden damals zwei Deutsche und zwei Ungarn getötet (siehe Infobox).
Immer wieder Konflikte
Äthiopien ist immer wieder Schauplatz blutiger Konflikte. In vielen Grenzgebieten, aber auch im Landesinneren kommt es regelmäßig zu Überfällen durch bewaffnete Banden. Besonders das Verhältnis zum seit 1993 unabhängigen Eritrea gilt als angespannt: So sollen die Täter bei dem Überfall im Vorjahr laut äthiopischen Angaben von der Regierung des Nachbarlandes ausgebildet worden sein sollen. Diplomaten aus Eritrea weisen diese Darstellung zurück.
Auf dem jüngsten "Human Development Index" des UNO-Entwicklungsprogrammes nimmt Äthiopien den 174. Platz von 187 aufgelisteten Ländern ein. Viele entlegene Gebiete haben nicht genügend sauberes Trinkwasser, zu wenige Schulen und keine ausreichende Gesundheitsversorgung. Internationale NGOs orten zudem regelmäßig schwere Verstöße gegen die Menschenrechte.
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