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Horror-Spektakel: “Zombi U” zeigt, was die Wii U kann

Spiele
05.12.2012 10:59
Wie lang wirst du überleben? Diese Frage hat Publisher Ubisoft zum Slogan für das Horror-Abenteuer "Zombi U" für Nintendos Wii U gemacht – und zwar mit recht. Denn eines ist bei diesem packenden Survival-Horror-Abenteuer schon vor Spielbeginn gewiss: Man stirbt eher früher als später einen wenig ruhmreichen Tod. Das macht aber nichts, schließlich ist der Tod fixer Bestandteil des Spielkonzepts und der Weg dorthin ist dank der neuartigen Steuerung, der gruseligen Atmosphäre und der hübschen Inszenierung alles andere als sterbenslangweilig. "Zombi U" ist nichts für schwache Nerven. Wie gut der Wii-U-Vorzeigetitel wirklich ist, klärt der krone.at-Test.

Die Story des Survival-Horror-Abenteuers "Zombi U" nimmt im postapokalyptischen London ihren Ausgangspunkt. In der völlig verwüsteten Stadt wimmelt es nur so von Zombies, denen gegenüber nur eine überschaubare Zahl Überlebender steht. Soldaten und Polizisten sind den lebenden Toten längst zum Opfer gefallen, teilweise liegen deren sterbliche Überreste in der Stadt herum, teilweise erkennt man die ehemaligen Ordnungshüter auch als uniformierte Zombies wieder. Eines wird schnell klar: Hilfe von Spezialeinheiten, Armee oder sonst irgendwem braucht sich der Spieler in dieser Stadt nicht zu erwarten.

Der Tod der Spielfigur ist vorprogrammiert
Es gilt, sich selbst zu helfen. Das bläut Ubisoft den nichts ahnenden Spielern von Anfang an ein. Ohne zu viel von der düsteren, dabei aber nicht wahnsinnig einfallsreichen Geschichte vorwegnehmen zu wollen: In "Zombi U" gibt es Situationen, die man schlichtweg nicht gewinnen kann. Einzig auf die Zeit, die die wandelnden Leichen brauchen, bis sie ihre fauligen Zähne in das Fleisch des eigenen Protagonisten graben, hat man als Spieler einen Einfluss. Der Tod der Spielfigur hingegen ist mitunter vorprogrammiert.

Es mag überraschen, aber das ist nicht schlimm und verleiht dem Spiel einen eigenen Charme. Wer nämlich das virtuelle Zeitliche segnet, der wacht sogleich als anderer Überlebender in einem sogenannten Safehouse in der Londoner U-Bahn, einem der wenigen nicht von Zombies überrannten Plätze, auf. Allerdings ohne die zuvor mühsam gesammelte Ausrüstung. Die ist nämlich nach wie vor im Rucksack des vorigen Protagonisten, der – wie es sich in einem Zombiegame der alten Schule gehört – längst als fauliger Kadaver durch die Straßen von London torkelt.

Gescheiterte Spielfiguren kehren als Zombies wieder
Der nächste logische Schritt: Den vorigen Überlebenden finden, ihn durch unsanftes Entfernen des Kopfes endgültig in die ewigen Jagdgründe befördern und die eigene Ausrüstung zurück erobern. Und dabei nicht von den anderen Untoten gefressen werden – passiert das nämlich, ist die zuvor gesammelte Ausrüstung endgültig futsch. Hat man seine Ausrüstung zurück, kann man sich wieder der Story widmen. Die verlangt dem Spieler teilweise leider ein hohes Maß an Eigeninitiative ab. Auf dem Silbertablett kriegt er die wichtigen Informationen nämlich selten serviert, vielmehr muss er sich durch in den Levels verteilte Zeitungsartikel seinen Reim machen, was es mit der Zombie-Apokalypse auf sich hat.

Während der Erkundungstouren durch die verwüstete Stadt hat man dabei stets das Gefühl, allein auf sich gestellt zu sein. Ständige Munitionsknappheit und die mengenmäßige Überlegenheit der Zombiehorden tun ihr übriges dazu, dass echtes Überlebenskampf-Feeling aufkommt. In diesem Spiel ist man kein schwer bewaffneter Elitesoldat, sondern ein stinknormaler Bürger mit Knarre und Kricket-Schläger, der das zweifelhafte Glück hatte, die Zombie-Invasion zu überdauern und nunmehr um nichts weiter als sein nacktes Überleben kämpft.

Mysteriöser Helfer ist über Funkgerät immer dabei
Völlig allein ist man dabei trotz allem nicht. Ein anderer Überlebender, der sich in das Überwachungskamera-System der britischen Hauptstadt gehackt hat, ist über Funk der ständige Begleiter des Spielers. Er ist die erste Stimme, die man nach dem Aufwachen im Safehouse hört und gibt immer wieder hilfreiche Tipps, die das weitere Vorankommen erleichtern. Dass er den Spieler im Safehouse sogar mit einem Hightech-Scanner versorgt, der mittels Touchscreen-Controller gesteuert wird und sich als ungemein wertvoll erweisen soll, ist ein besonders feiner Zug dieses Herrn. Dazu aber später mehr.

Der via Funk stets zu hörende, physisch aber nie präsente Helfer treibt auch die Story voran. Das tut er leider auf wenig abwechslungsreiche Art und Weise. Zumeist ist es die Aufgabe des Spielers, sich irgendwie lebend durch die unheimliche Stadt zu bewegen und einen bestimmten Gegenstand zu besorgen. Anschließend geht es zurück zum Safehouse, von wo aus einen die Stimme aus dem Funkgerät zum nächsten Botengang verdonnert. Etwas mehr Abwechslung im Bereich des Story-Telling hätte "Zombi U" nicht geschadet.

Spiel garantiert für permanente Anspannung
Über diese Macke können Genre-Fans aber vermutlich hinwegsehen. Ihnen bietet "Zombi U" nämlich Survival-Horroratmosphäre, wie man sie in letzter Zeit selten erlebt hat. Während sich andere Vertreter des Zombie-Genres immer mehr in Richtung Shooter entwickeln, hält der Ubisoft-Titel an alten Tugenden fest. So ist es weniger die Masse der Untoten, die für permanente Anspannung sorgt, sondern deren oft überraschendes Auftauchen in Kombination mit der knappen Munition.

Heftige Schockeffekte inklusive, etwa wenn der Spieler durch eine kleine Öffnung krabbeln will und der darin verborgene Zombie ihn an den Füßen packt und zu sich zieht. Dann hilft nur mehr ein mit chirurgischer Präzision platzierter Schlag mit dem Kricket-Schläger, nach dem der Zombie im Idealfall enthauptet und der Adrenalin-Pegel des Spielers jenseits von Gut und Böse ist.

"Zombi U": Nichts für zart besaitete Zeitgenossen
Solche Momente sind es, die den Reiz von "Zombi U" ausmachen. Zumindest für Genrefans – zart besaitete Naturen werden an dem Spiel vermutlich eher weniger Freude haben, schließlich kann jeden Moment ein grässlich entstellter Untoter aus dem Zwielicht springen und sich wild brüllend auf die eigene Spielfigur stürzen. Dass manche Zombies dabei auch noch mit Spezialfähigkeiten auftrumpfen und den Spieler mit Säure vollsabbern, erhöht für Zombies gegenüber nicht allzu aufgeschlossene Menschen den Ekelfaktor nochmals beträchtlich.

Das bereits angesprochene Mittendrin-Gefühl ist bei "Zombi U" übrigens zu einem Gutteil dem neuen Touchscreen-Controller der Wii U geschuldet. Der dient nämlich nicht nur der präzisen Steuerung des Protagonisten auf dem TV-Gerät, sondern hat noch eine ganze Reihe anderer nützlicher Funktionen parat. So wird er beispielsweise zur Bedienung des zuvor bereits erwähnten Hightech-Scanners verwendet.

Spiel pausiert nicht, während man im Inventar kramt
Per Tastendruck wechselt der Controller in den Scanner-Modus, woraufhin auf dem Gamepad-Display die Ego-Perspektive der Spielfigur angezeigt wird, während man dem Protagonisten auf dem TV-Gerät beim Scannen zusehen kann. Gescannt wird dabei einfach durch das Bewegen des Controllers. Was ist über, was neben der Spielfigur? Einfach den Controller nach oben oder nach links halten, und schon zeigt es das Display an. Untersuch- oder plünderbare Objekte, die man sonst gerne mal übersieht, werden dabei farbig hervorgehoben.

Auch als Inventar hat der Controller eine wichtige Funktion. Öffnet man den Rucksack des Protagonisten, so kniet sich dieser am TV-Gerät hin und öffnet seinen Rucksack. Dessen Inhalt wird auf dem Controller eingeblendet und kann auch auf dem kleinen Display durchsucht werden. Fies: Das Spiel pausiert während dieses Vorgangs ebenso wenig wie während des Scannens. Das hat zur Folge, dass beim Kramen im Inventar jederzeit der nächste Untote um die Ecke marschieren und den Spieler überraschen kann.

Touchscreen-Controller sorgt für intensives Spielerlebnis
Dieses Gameplay-Element ist einerseits gemein, andererseits trägt es auch enorm zu der dichten Atmosphäre von "Zombi U" bei. So hat sich der Tester während des Spielens immer wieder selber dabei ertappt, wie er erst in ein Zimmer marschiert, anschließend die Tür hinter sich verbarrikadiert und erst danach den Rucksack nach dem nächsten Item durchsucht hat.

Weitere Funktionen des Controllers: Er dient als Karte, auf der sich mittels einer Art Echolot Untote ausfindig machen lassen, mimt beim Hantieren mit dem Scharfschützengewehr das Zielfernrohr und zeigt gelegentlich Minispiele und Rätsel, mit denen sich Türen öffnen lassen. Insgesamt bereichert der zusätzlictrong>"Zombi U" setzt grafisch keine neuen Maßstäbe
Die neuartige Bedienung mit all ihren Vorteilen ist vielleicht auch der Grund, wieso "Zombi U" trotz leichter Schwächen im Story-Telling zu überzeugen weiß. Dieses neue Spielerlebnis lässt den Spieler sogar über die solide, aber keineswegs atemberaubende Grafik hinwegsehen. Das Spiel wirkt in sich stimmig und glänzt mit tollen Lichteffekten, kann sich aber unter keinen Umständen mit aktueller PC-Grafik messen. Grafisch ist "Zombi U" nur gehobene Durchschnittskost, auch wenn Ubisoft das Spiel mit äußerst hübschen Lichteffekten aufgepeppt und die eher niedrige Polygonzahl geschickt kaschiert hat.

Positiv fällt der Sound auf. Sowohl die musikalische Untermalung, als auch die Umgebungsgeräusche sowie die Vertonung der Charaktere fallen positiv auf. Die Stimme aus dem Funkgerät passt hervorragend ins Spiel und auch die sonstige Soundkulisse trägt dazu bei, dass beim Spielen von "Zombi U" Erinnerungen an Zombie-Splatterfilme à la "28 Days Later" wach werden.

Multiplayer-Modus mit verschiedenen Rollen
Wer die Singleplayer-Kampagne durch hat, kann sich anschließend auch in verschiedenen Mehrspielermodi austoben, für die entweder eine Internetverbindung oder ein zusätzliches Wii-U-Pro-Gamepad benötigt werden. Zwei verschiedene Modi gibt es dabei, wobei stets ein Spieler den Überlebenden mimt, und ein anderer Untote auf der Karte platziert, die Jagd auf seinen Kollegen machen.

Fazit: "Zombi U" demonstriert wie kein zweiter Titel, welche neuen Spielerlebnisse die Wii U mit ihrem Touchscreen-Controller möglich macht. Trotz der eher durchschnittlichen Grafik und offensichtlicher Schwächen im Story-Telling entpuppt sich "Zombi U" für Genre-Fans als köstliches Survival-Horror-Filetstück, nicht zuletzt durch seine packende Atmosphäre, geschickt eingesetzte Schockeffekte und ein Mittendrin-Gefühl, wie man es in solchen Spielen selten erlebt hat. Nur wegen der Grafik, den teils eintönigen Missionen und vereinzelt auftretenden Bugs gibt es leichte Abzüge. Wer Zombie-Spiele nicht leiden kann, den wird auch "Zombi U" nicht bekehren. Wer aber Games im Stile der alten Resident-Evil-Teile gern hat, der wird mit Ubisofts Untoten-Epos durchaus seine Freude haben.

Plattform: Wii U (getestet)
Publisher: Ubisoft
krone.at- Wertung: 8/10

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