Gazastreifen-Visite
1. “Staatsbesuch”: Emir von Katar lässt Hamas jubeln
Hamas-Führer Ismail Hanija (re. im Bild) begrüßte den Gast aus dem reichen Golfstaat am Grenzübergang Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten. Die beiden Politiker schritten feierlich über einen roten Teppich. Der Emir, der ein traditionelles weißes Männergewand trug und mit seiner Ehefrau und einer Delegation kam, weihte bei seinem mehrstündigen Aufenthalt mehrere katarische Hilfsprojekte ein.
"Ein historisches Ereignis"
Der Besuch des Emirs sei "ein historisches Ereignis", und andere arabische Staatschefs sollten seinem Beispiel folgen, sagte Hanija. "Mit diesem Besuch erklären wir die politische und wirtschaftliche Blockade des Gazastreifens für gebrochen und besiegt." Der Emir habe sich verpflichtet, 400 Millionen Dollar in den Wiederaufbau des Palästinensergebiets am Mittelmeer zu investieren. So legte der Gast etwa in Khan Junis im südlichen Gazastreifen den Grundstein für eine Wohnanlage, die nach ihm benannt werden soll.
Der Besuch des einflussreichen arabischen Führers wurde als klare Errungenschaft der Hamas gewertet, die im Westen als Terrororganisation eingestuft und deren Herrschaft im Gazastreifen international nicht anerkannt wird. Bei den gemäßigten Kräften um Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas im Westjordanland hingegen stieß die Visite auf deutliche Kritik. Eine Vertiefung der Spaltung zwischen dem Gazastreifen und dem Westjordanland sei "sehr gefährlich", warnte Fatah-Sekretär Jasser Abed Rabbo. Die Hamas hatte die Fatah von Abbas im Juni 2007 in einem Bruderkrieg im Gazastreifen entmachtet, Versöhnungsbemühungen kamen nie über Absichtsbekundungen hinaus.
Erneute Eskalation der Gewalt
Im Gazastreifen war es zuletzt erneut zu einer Eskalation der Gewalt gekommen. Israel reagierte auf Raketenangriffe militanter Palästinenser mit tödlichen Luftschlägen. Kurz vor der Ankunft des Emirs wurde am Dienstag ein israelischer Soldat bei einem Anschlag am Grenzzaun schwer verletzt, während des Besuchs des Emirs hielt sich die Armee jedoch mit einer Reaktion zurück. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu bekräftigte am Mittwoch aber einmal mehr, man werde Terror kompromisslos bekämpfen: "Wir werden kämpfen und die Hamas sehr, sehr hart schlagen."
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.