Wegretuschiert
IKEA-Katalog in Saudi-Arabien ohne Frauenfotos
Der IKEA-Katalog für 2013 sollte bis auf geringe Unterschiede beim angebotenen Sortiment in allen Ländern nahezu identisch sein. Nur in Saudi-Arabien sind sämtliche Frauen und die Mehrzahl der Mädchen wegretuschiert, wie die schwedische Zeitung "Metro" am Montag aufdeckte. In der saudi-arabischen Version ist außerdem das Foto einer Designerin verschwunden, und in einem weiteren Foto wurde eine Frau per Bildbearbeitung gar in einen Mann umgewandelt, wie ein Vergleich mit dem österreichischen Katalog zeigt.
Als Grund für die Bearbeitung der Bilder vermutet die Zeitung die strengen Vorschriften in Saudi-Arabien für das Abbilden von Frauen. "Diese Bilder sind ein weiteres trauriges Beispiel dafür, dass Saudi-Arabien noch einen weiten Weg bis zur Geschlechtergleichstellung hat", zitiert "Metro" die schwedische Handelsministerin Ewa Björling.
IKEA: Katalog von Drittfirma hergestellt
IKEA-Schweden-Pressesprecherin Sara Carlsson erklärte, das Unternehmen "werde niemals Diskriminierung in irgendeiner Form akzeptieren". Zu dem Katalog selbst wollte sie sich nicht äußern. Für die saudi-arabische Version sei die Holdinggesellschaft Inter IKEA Systems in den Niederlanden verantwortlich.
Von dort hieß es am Montag, der Katalog sei von einem Unternehmen außerhalb der IKEA-Gruppe hergestellt worden. Man bedauere, dass die Frauenbilder entfernt wurden: "Wir hätten reagieren und erkennen müssen, dass der Ausschluss von Frauen aus der Saudi-Arabien-Version des Kataloges in Konflikt steht zu den Werten der IKEA-Gruppe", so eine Sprecherin.
Saudi-Arabien: Nur mit langen Kleidern und Kopftuch
Für Frauen in Saudi-Arabien ist das Tragen von langen Gewändern und schwarzen Kopftüchern Vorschrift. Im islamischen Königreich ist ihnen zudem das Autofahren streng untersagt. Laut "Metro" beugt sich auch die schwedische Modekette H&M den saudi-arabischen Vorschriften, indem u.a. Bikini-Werbung unterlassen werde. IKEA sah sich erst vor wenigen Tagen in Russland mit Zensur-Vorwürfen konfrontiert, weil ein an die Pussy-Riot-Aktivistinnen erinnerndes Sujet von der Website des Möbelherstellers gelöscht wurde.
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