Ralf Schollenberger, Stresstherapeut, Berater, Mentor und Autor spricht mit der „Tiroler Krone“ über die Inhalte seines Buches sowie über das Sozialverhalten, Niederlagen und Zufriedenheit.
„Krone“: Mit Ihrem Buch „Weil es ums Ganze geht“ beschreiben Sie den Weg eines Managers, der auf dem Gipfel seines Erfolges angekommen, ein Burnout erleidet und um den inneren Frieden zu finden, nach Kanada geht. Warum gerade Kanada. Hätte ein Aufenthalt in einem Wellness-Resort oder in einer Berghütte nicht genügt?
Ralf Schollenberger: Nein, denn es sollte ein Platz sein, an dem es keine äußeren Reize gab. Keine Möglichkeit, ein Handy zu bedienen oder Radio zu hören und Fernsehen zu schauen. Dadurch, dass ich schon zuvor Zeit in Kanada verbracht und die Naturvölker kennengelernt hatte, wusste ich, welches unfassbare Wissen sie durch ihre Beziehung zur Natur, durch ihre Rituale, ihre Zeremonien und ihren inneren Frieden hatten.
Sie führen den Leser mit einer fiktiven Erzählung durch Ihre Erfahrungen. Warum schreiben Sie über Ihre Erlebnisse und das Resultat daraus kein Sachbuch?
In Gegensatz zu vielen Ratgebern oder Sachbüchern wollte ich nicht das „Was“ und das „Wie“ in den Vordergrund stellen, sondern mich auf das „Warum“ konzentrieren. Beispielsweise, warum es wichtig ist, Teil des großen Ganzen zu sein. Es gibt dafür kein universales Rezept. Besser ist es, wenn es jeder für sich selbst erkennt und sich reflektiert, denn jede Veränderung kann eine Verbesserung veranlassen. Ein reines Sachbuch zu schreiben, schien mir zu eintönig. Ich wollte, dass mein Buch leicht und einfach zu lesen ist. Deshalb habe ich mich auch entschieden, eine fiktive Geschichte zu erzählen und mit der Bildsprache die Menschen abzuholen.
Für mich ist es das Schönste, dass im Wolfsrudel von den Alten gelernt und mit den Jungen gespielt wird. Sie halten zusammen, kümmern sich um die Familie und empfinden Scheitern nicht als Niederlage.
Ralf Schollenberger
Laut Buch haben Sie beim Beobachten des Sozialverhaltens eines Wolfsrudels die wahre Bedeutung von Zufriedenheit erkannt. Was kann man denn von Wölfen lernen?
Wölfe spielen im Erhalten des Gleichgewichts der Natur eine wichtige Rolle. Da, wo sich Wölfe aufhalten, ist das Ökosystem in Ordnung. Für mich ist es das Schönste, dass im Wolfsrudel von den Alten gelernt und mit den Jungen gespielt wird. Sie halten zusammen, kümmern sich um die Familie und empfinden Scheitern nicht als Niederlage. Es wird nicht gejammert, wenn von zehn Jagdausflügen nur zwei erfolgreich sind. Beim Jagen werden in kooperativer Zusammenarbeit die Talente und Begabungen der einzelnen Wölfe eingesetzt. Es ist auch faszinierend, was man von Wölfen in Sachen Erziehung lernen kann. Wenn der junge Wolf vom Alphatier gemaßregelt wird, dann wird das ohne Widerspruch hingenommen.
Als ich erkannte, dass ich nicht mehr in so einem Umfeld leben wollte und auch nicht mehr die Motivation hatte, es allen immer recht machen zu müssen, entschied ich mich, meine eigene Firma zu gründen und mich auf das zu konzentrieren, was mir Freude bereitet.
Ralf Schollenberger
Wie schwer ist es Ihnen gefallen, einen hoch dotierten und sicheren Job von heute auf morgen aufzugeben?
Nicht sehr schwer, nachdem ich festgestellt habe, dass im Laufe der Zeit die eigenen Bedürfnisse, meine Werte und die eigenen Talente auf der Strecke blieben. Irgendwann ging es nur noch darum, um jeden Preis zu wachsen. Als ich erkannte, dass ich nicht mehr in so einem Umfeld leben wollte und auch nicht mehr die Motivation hatte, es allen immer recht machen zu müssen, entschied ich mich, meine eigene Firma zu gründen und mich auf das zu konzentrieren, was mir Freude bereitet sowie meine Fähigkeiten zum Einsatz bringt.
Ist in der nahen Zukunft ein weiteres Buch in Planung?
Ja, es geht um Menschen, die schon einen bestimmten Reifegrad erreicht haben und dadurch Wissen und eine Gelassenheit entwickelt haben, die der Wirtschaft zugutekommen könnte.
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