Nur 56 Prozent der Frauen weltweit können frei über ihren Körper und ihre Sexualität entscheiden. Die anderen haben zum Beispiel keinen Zugang zu Verhütungsmitteln oder können ihre Sexualpartnerinnen beziehungsweise Sexualpartner nicht frei wählen. Das ist ein Ergebnis des UNFPA-Weltbevölkerungsberichts 2024.
Weitere Gründe für fehlende körperliche und sexuelle Selbstbestimmung sind etwa Abtreibungsverbote und Genitalverstümmelung. Der Bericht des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen untersucht die vergangenen 30 Jahre. Dabei zeigt sich, dass heute doppelt so viele moderne Verhütungsmittel verwendet werden als noch vor 30 Jahren, und ungeplante Schwangerschaften zurückgegangen sind. Mädchen und junge Frauen zwischen 15 und 19 Jahren bekommen heute seltener ein Kind als noch 1994. Zudem ist die Müttersterblichkeitsrate weltweit gesunken. In einigen Ländern wie den USA stieg die Müttersterblichkeitsrate zwischen 2016 und 2020 aber wieder an. Damit sind Frauen gemeint, die während der Schwangerschaft, Geburt oder kurz nach der Entbindung sterben.
Schwangerschaften als Gesundheitsrisiko
Schwangerschaften stellen für viele Frauen immer noch ein Gesundheitsrisiko dar. Laut dem Bericht ist jede zweite Schwangerschaft unbeabsichtigt, jede zehnte Frau kann gar nicht darüber entscheiden, ob sie verhüten möchte oder nicht. Die höchste Geburtenrate gebe es in jenen Ländern, in denen Frauen am wenigsten über Verhütung entscheiden dürften, sagte NEOS-Frauensprecherin Henrike Brandstötter. Daher seien mehr Aufklärungsprogramme und Geld für Bildung nötig.
Um die körperliche Selbstbestimmung weltweit zu verbessern, sollten Maßnahmen zielgruppengerecht sein, beispielsweise auch speziell auf Sexarbeiterinnen und Menschen mit Behinderungen zugeschnitten, sagte Faika El-Nagashi (Grüne).
„Relativ glückliche“ Lage in Österreich
In Österreich sei die Lage der Frauen „relativ glücklich“, sagte Willibald Zeck, der bei der UNO für Frauengesundheit zuständig ist. Die bisherigen Errungenschaften wie die Fristenregelung zum Schwangerschaftsabbruch dürften aber nicht verloren werden und innerhalb der EU könne noch mehr Konsens gefunden werden.
Durchaus Aufholbedarf sehen die SPÖ, Grünen und NEOS. SPÖ-Frauensprecherin Eva-Maria Holzleitner wies am Donnerstag etwa darauf hin, dass Kosten von mehreren hundert Euro wie bei der Spirale belastend sein könnten und bei Verhütung mehr auf das Individuum geachtet werden solle. Der Zugang sollte nicht die Pille für alle sein. Zudem fordern die SPÖ und Grünen legale, flächendeckende und kostenlose Schwangerschaftsabbrüche.
Brandstötter sieht Probleme in Forderungen nach Daten und Motivstudien zu Schwangerschaftsabbrüchen, da damit Wertungen verbunden sein könnten. In manchen Regierungsprogrammen sei derzeit festgehalten, dass Adoption als Alternative zur Abtreibung beworben werden solle.
System überfordert?
Als wichtiger Aspekt wurde auch Sexualbildung und Aufklärung an Schulen angesprochen. Derzeit läge die Umsetzung noch viel am einzelnen Standort, junge Menschen seien durch Künstliche Intelligenz desinformiert und das System wohl überfordert. Laut den Grünen braucht es daher externe Expertise, für die Qualitätsstandards und Ressourcen fixiert werden müssen.
Fundamentale Rechte sind permanent politisch bedroht.
Faika El-Nagaschi, Grüne Abgeordnete
„Fundamentale Rechte sind permanent politisch bedroht“, gab die Abgeordnete El-Nagaschi zu bedenken. 1994 haben die Vereinten Nationen die sexuelle und reproduktive Gesundheit und die damit verbundenen Rechte als Menschenrechte anerkannt. Seither habe viel erreicht werden können, sagte Zeck. Dennoch müssten Ungleichheiten in der körperlichen Selbstbestimmung weltweit noch überwunden werden. In Österreich engagiert sich zum Beispiel die überparteiliche parlamentarische Gruppe für Sexuelle und Reproduktive Gesundheit und Rechte #parlaandsex.
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