„Krone“-Kommentar

Solider Kanzler

Als Weltpolizist ist Amerika zwar auch nicht mehr das, was es einmal war – eine Großmacht sind die USA immer noch. Selbst wenn dort ein schräger Vogel wie Donald Trump den Ton angeben sollte, wird er als Anführer der „freien Welt“ gefürchtet sein. Trump vielleicht sogar noch mehr als seine Vorgänger, eben weil er nicht ganz dicht wirkt.

Ein Land von der Größe Österreichs muss bei der Wahl seiner politischen Repräsentanten mehr aufpassen. Da zählt solide Verlässlichkeit. Diese Eigenschaft ist die Versicherung in einer Welt, in der die alte Ordnung zerbröselt und Leute wie Putin die Anführer des Westens provozieren und als dekadente Schwächlinge verspotten.

In diesem Tumult ist es kluge Weitsicht von Bundeskanzler Karl Nehammer, wenn er sich wie in dieser Woche beim EU-Gipfel eindeutig an die Seite Israels stellt. Das hat jetzt nicht so viel mit der „historischen Verantwortung“ zu tun. Es geht um die Verbundenheit mit einem kleinen Land, das in etwa so viele Einwohner wie Österreich hat, mit der Wirtschaftsleistung vergleichbar ist und uns kulturell ziemlich nahesteht.

Selbstverständlich gibt es viele Gründe zu Kritik an Netanyahu. Aber auch wenn eine Regierung alles andere als perfekt ist, kann deshalb niemals das Existenzrecht eines Landes infrage gestellt werden. Und sei das Land noch so schlecht regiert.

So kann auch Nehammer daheim für einiges kritisiert werden. Es ist aber gut, wenn der Kanzler ein verlässlicher Vertreter der Republik und stabiler Partner für befreundete Staaten ist.