Ruzanna K. (44) arbeitete in Armenien als Lehrerin, hat Deutsch gelernt und bereitete sich darauf vor, als Muttersprachelehrerin für armenische Kinder zu arbeiten. Ihr gleichaltriger Mann Hayk H. ist Kaufmann, wäre mit seinen Russisch-Kenntnissen ein gefragter Mann. Aber als Asylwerber darf er ja nicht arbeiten. Der jüngste Sohn Tigran besuchte die Volksschule und hatte im letzten Zeugnis lauter Einser. Bei Bruder Geworg (17) - er besuchte zuletzt das BORG in Salzburg-Nonntal - war die schlechteste Note ein Dreier. Der 21-jährige Garnik ist auch vom Arbeitsverbot betroffen.
"Volksschüler wurde wie ein Verbrecher abgeführt"
Seit Ablehnung des Asylantrags im Jahr 2011 lebte die Familie in ständiger Angst vor der drohenden Abschiebung. Am Montag gegen 6 Uhr standen dann die Behörden vor der Haustür der Familie. Die Mutter habe panisch reagiert, schilderte Heinrich Holztrattner, eine Vertrauensperson der Familie. "Der Volksschüler wurde wie ein Verbrecher abgeführt." Ruzanna und der achtjährige Trigran wurden nach Wien gebracht, von dort nach Moskau und schließlich nach Eriwan - die armenische Hauptstadt - geflogen. Forderungen eines sofortigen Abschiebestopps, da das Kindeswohl akut gefährdet sei, konnten nichts bewirken.
Mit Schubhaft gedroht
"Die Familie ist seit mehr als sechs Jahren da und ist integriert. Es gibt Empfehlungsschreiben von zwei Bürgermeistern und etlichen Unternehmen", erklärte Holztrattner fassungslos und zeigte sich auch empört über die "Methode der Abschiebung". Er selbst und ein Altbürgermeister aus dem Tennengau hätten mit der psychisch sehr belasteten Armenierin am Montagabend Kontakt in Wien aufnehmen können. "Sie erzählte, dass man ihr angedroht hat, wenn sie nicht freiwillig mitfliegt, kommt sie in Schubhaft und der Kleine wird ihr weggenommen."
Die Volksschullehrerin habe dann eingewilligt und sei mit ihrem Sohn in das Flugzeug gestiegen. "Sie wollte nicht, dass sie tagelang von ihrem Kind getrennt wird", schilderte Holztrattner. Er selbst verständigte Verwandte in Armenien, damit diese sich um Mutter und Kind kümmern.
Über das Schicksal der in Österreich zurückgebliebenen Familienmitglieder ist bislang nichts bekannt. Holztrattner hofft noch auf eine menschliche Lösung in der Causa. Auch Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller bat Innenministerin Johanna Mikl-Leitner, diesen Fall erneut zu überprüfen.
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