Verdichtung nötig

„Baupaket schafft keine einzige private Wohnung“

Wirtschaft
07.03.2024 15:41

Das Baupaket sei ein guter erster Schritt, geht der privaten Immobilienwirtschaft aber nicht weit genug. Durch Verdichtungen seien alleine in Wien gesamt bis zu 100.000 zusätzliche Wohnungen möglich. Dafür sind aber Erleichterungen etwa bei der Bauordnung nötig.

„Eine treffsichere Vergabe, die Sanierung des Bestands und neue Wohnflächen durch Zu- und Ausbauten - das würde ohne zusätzliche Förderungen Schwung in den Gesamtmarkt bringen“, betont Michael Pisecky, Obmann der Wiener Immobilientreuhänder. Ohne neue Infrastrukturkosten seien damit nur in der Bundeshauptstadt 60.000 neue gemeinnützige Wohnungen möglich, auch in anderen Ballungsräumen sei Potenzial da. Er fordert daher eine „Verpflichtung zur Verdichtung“ für die gemeinnützigen Wohnbauträger.

„Aber auch die gewerblichen Bauträger könnten mitziehen, dafür müssen nur dringend die Beschränkungen aus der Bauordnung und Flächenwidmung beseitigt werden.“ Denn diese machen es zum Teil unmöglich, nachzuverdichten und damit Bodenverbrauch zu senken. Dabei wären auch im privaten Sektor bis zu 40.000 zusätzliche Wohnungen in Wien möglich, gesamt also nur in der Bundeshauptstadt 100.000 Einheiten. „Derzeit bleibt uns häufig nur die grüne Wiese, um zu bauen.“ Das sei aber derzeit aufgrund hoher Grundstückspreise und gestiegener Baukosten kaum erschwinglich. Die von der Regierung veranschlagte eine Milliarde Euro für den Bau und die Sanierung von 25.000 Wohnungen betrifft nur den öffentlichen Sektor, also Genossenschaften bzw. gemeinnützige Träger. „Durch das jetzt vorliegende Baupaket entsteht aber keine einzige private Wohnung“, zeigt sich Fachgruppen-Obmann Gerald Gollenz besorgt.

Neubau geht um 86 Prozent bis 2025 zurück
Die Branche rechnet auch aufgrund der Krise mit einem dramatischen Rückgang beim gewerblichen Wohnungsneubau. Derzeit bauen die privaten Träger jährlich 30.000 neue Miet- und Eigentumseinheiten, 2025 werden es lediglich gut 4000 sein. „Das ist ein voraussichtlicher Rückgang um 86 Prozent. Wir sind der größte Wohnungsbauer der Republik und uns geht die Luft aus“, sagt Gollenz.

„Die rund 8000 gemeinnützig errichteten und sanierten Wohnungen pro Jahr werden die Angebotsverknappung im Vergleich zur Nachfrage aber auch nicht decken“, fügt Pisecky hinzu. In den vergangenen Jahr bauten die Privaten zwei Drittel der Wohnungen, auch jeder Zweite aus der untereren Einkommenshälfte wohnt nicht in einem gemeinnützigen Wohnbau.

Das Baupaket kann daher nur ein erster Schritt sein, ist Gollenz überzeugt. Zwar ist die kürzere Abschreibung der Objekte sowie der Ökozuschlag für umweltfreundliche Maßnahmen sehr zu begrüßen, doch retten werde das die privaten Firmen nicht. Johannes Wild von den niederösterreichischen Immo-Treuhändern: „Die Zugänge zu Förderungen und Darlehen müssen auch für uns erleichtert werden, nicht nur für private Häuslbauer und Gemeinnützige.“

„Schnell Klarheit bei Maßnahmen“
Die Streichung der Grundbuch- und die Pfandrechtseintragungsgebühr auf das erste Eigenheim bis zu einem Freibetrag von 500.000 Euro hilft naturgemäß auch den Privaten. Doch hier müsse sehr bald Klarheit her, sonst warten zu viele Menschen zu. „Das können wir uns nicht leisten, wenn jetzt alle monatelang zuwarten. Die Streichung sollte am besten ab morgen gelten“, appelliert Gollenz. Das anzukündigen und sich dann mit der Umsetzung Zeit zu lassen, wirkt sich unmittelbar auf das Verhalten der Käufer aus. Daher soll zumindest dieser Teil des Pakets sehr rasch beschlossen werden.

Mit einer ebenfalls diskutierten Leerstandsabgabe, um die Wohnungnot zu bekämpfen, hätte die gewerblichen Vermieter naturgemäß wenig Freude. „Ein Leerstand ist aus kaufmännischer Sicht sowieso nie gewünscht“, betont Pisecky. 

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