Licht und Schatten

Wenn die Logik Pause macht: “Memento Mori 2”

Spiele
27.06.2012 16:25
Lara und Max sind zurück - frischvermählt, aber immer noch uneins über die richtige Vorgehensweise bei Kunstdiebstählen, denen die beiden durch Laras Job bei Interpol auch in den Flitterwochen auf der Spur sind. Bis Max tödlich verunglückt... Im neuesten Point&Click-Adventure "Memento Mori 2 - Wächter der Unsterblichkeit" von Centauri Production wird es erneut spannend - und, aufgrund unlogischer Rätselketten, oftmals nervig.

Die Flitterwochen in Kapstadt kommen jäh zu einem Ende, als Interpol einen Auftrag vergibt: Afrikanische Kunstwerke wurden aus einer Galerie gestohlen, die Polizei scheint wenig vertauenswürdig und kompetent. Max hat ein besonderes Interesse, den Fall aufzuklären, wird er doch von blutigen Visionen gequält, die offenbar in Zusammenhang mit den geraubten Schätzen stehen.

Die Hintergründe kann Max allerdings nicht mehr aufklären, er stürzt bei einer Verfolgungsjagd mit dem Auto ins Meer. Sein Leichnahm jedoch wird nicht gefunden, sodass Lara bei ihrer Suche nach Antworten - von Lyon über die Chinatown in San Francisco bis nach Finnland - immer wieder ins Zweifeln gerät.

Entscheidungsmomente
Dies haben die Entwickler von "Memento Mori 2" spannend umgesetzt, denn an einigen Stellen im Spiel muss sich Lara entscheiden. Zum Beispiel, ob sie ihren Job bei Interpol kündigen oder weitermachen will - je nachdem, ob sie daran glauben kann, Max lebend wiederzusehen. Diese Entscheidungen haben zwar keine Auswirkung auf den weiteren Spielverlauf, führen aber zu verschiedenen Enden.

Planlos unterwegs
Bis es so weit ist, gilt es aber, Point&Click-typische Aufgaben zu erledigen. Die sind allerdings gleich in mehrfacher Hinsicht verbesserungswürdig. Das Spiel krankt zum Beispiel daran, dass man meist keine Ahnung hat, was man eigentlich tun soll. Profis mögen das herausfordernd nennen, in Wahrheit lässt aber einfach die Spielerführung deutlich zu wünschen übrig. Weder Tagebuch noch löblicherweise integrierte Hotspotanzeige noch oft gehörte, allgemein gehaltene Sprüche wie "Das ist doch sinnlos" helfen weiter. So gilt es allzu oft, sämtliche Räumlichkeiten und Locations immer und immer wieder auf gut Glück abzugrasen, was auch aufgrund der Ladezeiten beim Ortswechsel nervt.

Rätselketten ohne Sinn und Verstand
Ein Beispiel: Max soll ein Fenster des Museums auf Fingerabdrücke hin untersuchen, muss dazu jedoch ein Gitter abschrauben. Das aber will und will nicht klappen, warum, wird nicht erklärt. Nur wer auf die Idee kommt, zurück ins Hotel zu gehen, kommt weiter. Dort hat nämlich eine Putzfrau ihr Namensschild auf dem Bett vergessen, für das man an der Rezeption eine Schachtel Pralinen erhält. Mit denen wiederum muss man die Empfangsdame des Museums bestechen, damit sie das Abschrauben des Gitters genehmigt. Warum die gute Frau das Sagen und der Museumschef einen Meter daneben kein Mitspracherecht hat, bleibt vollkommen rätselhaft.

Auf diese Art geht es munter weiter: Ein Blutfleck an einer Vitrine, der den Dieb verraten könnte, bleibt - obwohl als Hotspot angezeigt - unbeachtet. Lara braucht einen Lötkolben, um eine Reiszwecke in die Wand zu schlagen, dabei hätte sie mehr als genug ebenso geeignete Gegenstände im Inventar. Ein andermal hat Max zwei wunderbare Schneidewerkzeuge einstecken. Um einen Gartenschlauch zurechtzuschneiden, muss er aber trotzdem zurück ins Museum. Zum Papierschneider... Klingt unlogisch? Ist es auch!

Spielzeitstreckung extraordinaire
Dieses Rätseldesign zieht sich durch das komplette Spiel. So muss der Spieler viel zu oft planlos alle Inventargegenstände auf gut Glück miteinander kombinieren und Orte mehrmals abgrasen. Im schlimmsten Fall heißt das: Screen verlassen, zum Auto gehen, neuen Ort anwählen, Ladebildschirm abwarten, vom Parkplatz ins Gebäude gehen, neuen Screen anwählen und so weiter. Dass man den Screen per Doppelklick sofort verlässt, hilft wenig. Die zurückgelegten Laufwege kann man nur als fragwürdige Spielzeitstreckung bezeichnen.

Kniffliges Knobeln und Minispiele
Das ist besonders schade, da das Spiel durchaus sehr positive Seiten hat. Da wären zum einen die meist sehr guten Knobelrätsel, die ab und an auf den Spieler warten. Sie sind wunderbar zu bedienen und verlangen den grauen Zellen einiges ab, so macht ein Adventure Spaß! Zum Beispiel, wenn Max Elemente einer Holzkiste so verschieben muss, dass vier afrikanische Götterfiguren richtig platziert sind. Andere Minispiele hingegen sind weniger spannend, etwa das Vergleichen von Fingerabdrücken, das Zusammensetzen eines alten Schifslogs oder die Bedienung eines Gabelstaplers. Eine Komfortfunktion gibt es hier allerdings ebenfalls nicht: Diese Minispiele können, anders als bei vielen anderen Adventures, nicht übersprungen werden. 

Adventure mit Grafikwucht
Außerdem verfügt "Memento Mori 2" über eine der besten Grafikengines auf dem Adventure-Sektor. Die detaillierten Gesichter und Texturen sind besonders schick. In Dialogen, wo herangezoomt wird, krankt es allerdings an den Animationen, was die Gesichter hölzern wirken lässt. Die gut ausgeleuchteten, mit Details versehenen Schauplätze wirken aber lebendig, die gerenderten Zwischensequenzen sind schön anzusehen.

Luft nach oben
Ebenso gelungen ist erneut die Geschichte voller Geheimnisse und Wendungen, auch wenn die "Memento Mori"-Reihe endlich ohne pathetischen Sprecher, in diesem Fall eine geheimnisvolle Alte, auskommen könnte. Kitschige Sätze wie "Sehen Sie den Wagen, Lara? Zerstört, wie Ihr Leben..." fügen der Atmosphäre schließlich nichts hinzu, auch wenn gegenüber dem Sprecher des letzten Teils immerhin ein Fortschritt zu bemerken ist.

Ansonsten leisten die Sprecher gute Arbeit, neben Lara, Max und der dritten spielbaren Figur Keira sind auch die Nebencharaktere recht überzeugend gelungen. Allerdings hapert es - leider adventuretypisch - zum Teil an Glaubwürdigkeit und Betonung, so manche Zeile hört abgelesen an.

Fazit: "Memento Mori 2 - Wächter der Unsterblichkeit" ist Negativ- und Positivbeispiel in einem. Viel zu oft hat der Spieler keine Ahnung, wie es weitergehen könnte, viel zu sehr setzen die Entwickler auf Spielzeitstreckung durch das erneute Abgrasen der immergleichen Orte. Wer darüber hinwegsehen kann, erhält teils gute, knifflige Rätsel und auflockernde Minispiele ebenso wie schicke Grafik und eine mysteriöse, spannende Geschichte.

Plattform: PC
Publisher: dtp
krone.at-Wertung: 7/10

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