Fordert Reformen
Wirtschaftsexperte wird griechischer Finanzminister
Dies sei seiner Ansicht nach der einzige Ausweg aus der schlimmsten Krise in der jüngeren Geschichte des Landes, sagte der Ökonom laut TV-Berichten bei einer Buchpräsentation am Dienstag in Athen. "Wir werden es aber schaffen", gab er sich überzeugt. Stournaras war in den vergangenen Wochen Wirtschaftsminister der Interimsregierung, die Griechenland zu den Wahlen am 17. Juni führte. Stournaras ist auch Chef des griechischen Instituts für Ökonomie- und Industrieforschung. Er hat viel Erfahrung als Mitarbeiter der griechischen Zentralbank und Vorstand der griechischen Handelsbank.
Verbleib in der Euro-Zone als oberstes Ziel
Der 55-Jährige setzt sich vehement für den Verbleib Griechenlands in der Euro-Zone ein und hatte bereits an den Verhandlungen über den Beitritt Griechenlands zum Euro-Land teilgenommen. Für diesen Beitritt hatte Athen in Brüssel gefälschte Zahlen präsentiert. Einen Ausstieg aus dem Euro und eine Rückkehr seines Landes zur Drachme will Stournaras mit allen Mitteln verhindern. Dies würde Banken und Unternehmen zu sehr in Bedrängnis bringen, argumentiert er. Das größte Problem der griechischen Wirtschaft ist seiner Ansicht nach das Liquiditätsproblem der Unternehmen. Durch eine "teilweise Neuverhandlung" der internationalen Bedingungen will er mehr Geld für Wachstumsanreize freisetzen.
Wann Stournaras vereidigt wird, blieb zunächst unklar. Ungewiss war auch, ob er schon an dem EU-Gipfel in Brüssel am Donnerstag teilnehmen wird. Regierungschef Samaras muss nach einer Augenoperation diese Woche zu Hause bleiben, weshalb auch der neue Finanzminister nicht vereidigt werden kann. Das Protokoll sieht die Präsenz des Ministerpräsidenten bei der Vereidigung vor. Griechenland wird beim bevorstehenden EU-Gipfel von seinem Präsidenten Karolos Papoulias vertreten.
Der ursprünglich designierte Finanzminister Vasilios Rapanos hatte aus gesundheitlichen Gründen auf sein Amt verzichtet. Er musste nach einem Schwächeanfall am Wochenende im Krankenhaus behandelt werden. Die griechischen Zeitungen halten die Gesundheitsgründe des 65-Jährigen allerdings für vorgeschoben. Tatsächlich habe Rapanos aufgrund von Unstimmigkeiten mit Samaras das Amt nicht übernehmen wollen, heißt es. So habe Rapanos die Besetzung anderer Ministerposten mit Vertretern von Samaras' konservativer Nea Dimokratia kritisiert und stattdessen Technokraten verlangt.
Vizeminister für Handelsschifffahrt zurückgetreten
Indes musste am Dienstag der Vizeminister für Handelsschifffahrt, Giorgos Vernikos, zurücktreten. Es hatte sich herausgestellt, dass er ein Offshore-Unternehmen mit Sitz auf den Marshallinseln besitzt. Nach griechischem Recht dürfen solche Unternehmer keine Regierungsposten übernehmen. Offshore-Unternehmen siedeln sich in Staaten an, in denen sie kaum Steuern zahlen müssen.
Vernikos ist einer der bekanntesten griechischen Unternehmer im Jacht-Tourismus. Er war erst am vergangenen Donnerstag vereidigt worden. Auf Vernikos Geschäfte im Ausland hatte SYRIZA, das oppositionelle Bündnis der radikalen Linken, aufmerksam gemacht.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.