Kabel war defekt

Jetzt fix: Neutrinos doch nicht schneller als das Licht

Wissenschaft
08.06.2012 13:15
Das bisherige Weltbild der Physik hat weiter Bestand: Neutrinos sind nicht schneller als das Licht. Das hat das europäische Kernforschungszentrum CERN am Freitag in Genf mitgeteilt. 2011 hatten Physiker überraschend Messergebnisse verkündet, die nahelegten, dass winzige Elementarteilchen - sogenannte Neutrinos - schneller sein könnten als das Licht.

Im September vergangenen Jahres hatten Forscher des OPERA-Experiments am CERN Messergebnisse publiziert, wonach Neutrinos schneller als Licht fliegen. Das erregte großes Aufsehen, denn die Lichtgeschwindigkeit gilt laut der Relativitätstheorie als absolute Tempogrenze des Universums. Auch eine zweite im November des Vorjahres publizierte Messung (Bericht in der Infobox) bestätigte die Ergebnisse, die die Fachwelt verblüfften.

Die Aufregung legte sich aber bereits Ende Februar weitgehend wieder, als das Team von Fehlerquellen bei der Messung berichtete (siehe Infobox) - u.a. war ein Glasfaserkabel defekt.

Bei Tests um 0,025 Promille "zu schnell"
Bei den fraglichen Experimenten war in einem unterirdischen Labor im Gran-Sasso-Massiv in den Abruzzen die Geschwindigkeit von Neutrinos gemessen worden. Die Teilchen waren zuvor im rund 730 Kilometer entfernten CERN erzeugt und auf die Reise geschickt worden. Da Neutrinos problemlos Materie durchdringen können, ist dafür kein Tunnel nötig. Die Teilchen waren im September laut Berechnungen um 0,025 Promille "zu schnell" unterwegs. In der neuen Mitteilung heißt es jetzt: "Die vom CERN nach Gran Sasso gesendeten Neutrinos respektieren die kosmische Geschwindigkeitsbegrenzung."

Analysen bei Treffen in Japan vorgestellt
Die aktuellen Analysen wurden von CERN-Forschungsdirektor Sergio Bertolucci auf einem Physikertreffen im japanischen Kyoto vorgestellt. In den unterirdischen Laboren sind außer OPERA drei weitere Experimente angesiedelt: Borexino, Icarus und LVD. Alle vier hätten Zeiten im Bereich der Lichtgeschwindigkeit gemessen. "Obwohl dieses Resultat nicht so aufregend ist, wie einige erwartet haben, ist es doch das, was wir erwartet haben", sagte Bertolucci.

Bereits Ende März war der Sprecher des OPERA-Experimentes, der Physiker Antonio Ereditato, zurückgetreten. Er sagte damals, dass er gelassen sei: "Ich habe meinerseits keinerlei Lust auf Streit und hoffe, dass meine Entscheidung eine Phase abschließt."

Leichtester elementarer Atom-Baustein
Die elektrisch neutralen Neutrinos sind die leichtesten der elementaren Atom-Bausteine. Da sie extrem selten reagieren, können sie nahezu ungehindert aus kosmischen Objekten wie der Sonne entweichen. Schätzungen von Experten zufolge wird auf der Erde eine Fläche von der Größe einer Fingerkuppe in jeder Sekunde von etwa 65 Milliarden von der Sonne stammenden Neutrinos durchdrungen. 

Neutrinos kommen in drei Erscheinungsformen vor: Elektron-, Myon- und Tau-Neutrinos bilden jeweils mit Elektronen, Myonen und Tauonen eine Familie. Zusammengefasst bildet diese Gruppen die Klasse der leichten Teilchen, der sogenannten Leptonen. Aus den schwereren Quarks sind die Bausteine der Atomkerne aufgebaut.

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