„Schneiders Brille“

Lustig, die Zweite

Vorarlberg
27.01.2024 18:25

Fasziniert von der historischen Persönlichkeit Victor Ludwig, widmet sich Autor Robert Schneider in seiner neusten Kolumne erneut diesem fesselnden Charakter.

Wie im Jahr 1925 ein Herr mit Namen Victor Lustig 7000 Tonnen Schrott - nämlich den Eiffelturm - einem gierigen Eisenhändler andrehte, welcher dann, als er merkte, dass er reingelegt worden war, vor lauter Scham keine Anzeige erstattete, habe ich Ihnen erzählt. Folgt Lustig, die Zweite:

Der noch zu Lebzeiten als „smoothest confidence man ever born“ betitelte Victor Lustig (im Englischen bedeutet „confidence man“ seltsamerweise Hochstapler), hielt nach dem gelungenen Eiffelturm-Coup eine sofortige Abreise aus Paris für dringend geraten, weshalb er sich nach Amerika einschiffte und sich dort mit - es ist nicht zu fassen, aber wahr - Al Capone anfreundete. Diesem gegenüber log er, der sich jetzt Graf Lustig nannte, vor, er sei imstande, eine Summe von 50.000 Dollar in weniger als zwei Monaten zu verdoppeln. Al Capone soll ihn mehrere Male schroff abgewiesen haben, aber der Graf blieb hartnäckig und geschmeidig. Schließlich ließ ihm Capone das Geld über Mittelsmänner bar in die Hand drücken, welches Lustig dann tatsächlich in einem Banksafe in Chicago deponierte. Dann verreiste er nach New York, um sich von den Strapazen des Geschäftslebens zu erholen.

Nach 60 Tagen kehrte er wieder nach Chicago zurück, holte die Kohle aus dem Safe, ging zu Al Capone und jammerte wortreich, dass der Plan fehlgeschlagen, er selbst über Nacht völlig verarmt sei. Das „fremde Geld“ habe er jedoch nicht angerührt, nicht einen Cent. Der Gangsterboss, der eigentlich damit gerechnet hatte, sein Geld nie mehr wieder zu sehen, dessen Gier aber doch stärker gewesen war, soll über den ehrlichen und jetzt verlumpten Grafen so zu Tränen gerührt gewesen sein, weshalb er ihm 1000 Dollar gab, um vorerst die gröbste Not abzuwenden. Was Al Capone aber nicht wusste: Genau das war Lustigs Plan gewesen.

Selbst ein berüchtigter Mafia-Boss wie Al Capone war nicht davor gefeit, von Victor Lustig übers Ohr gehauen zu werden.

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