Prächtig geschmückt zogen am Wochenende viele Tiere nach dem Almsommer zurück ins Tal. So auch in Weerberg im Tiroler Bezirk Schwaz. „Tiroler Krone“-Redakteurin Nicole Greiderer begleitete Familie Knapp und ihre Herde am Sonntag beim traditionsreichen Almabtrieb.
Dass „da Summa umma isch“, lassen die Temperaturen noch nicht erahnen. Auf der Alm auf knapp unter 1800 Meter ist es um 8 Uhr schon relativ warm. „Letztes Jahr hatten wir Schnee“, erinnert sich Landwirt Hermann Knapp. Gerade haben er, seine beiden Söhne Andreas und Florian sowie ein paar weitere Helfer gefrühstückt, jetzt geht es los: Über 50 Rinder kehren heute ins Tal zurück.
Kühe sind geländegängiger, als man denkt
Der erste Teil des Weges führt uns über einen Waldweg. Hier dreht die Herde so richtig auf. „Im Frühjahr freuen sie sich, wenn es auf die Alm geht, aber im Herbst freuen sie sich auch wieder aufs Tal. Das merkt man ihnen an“, hat mir Andi Knapp zuvor erklärt. Das spürt man: Über den weichen Boden muss ich mich anstrengen, mit den Tieren Schritt zu halten.
Als es wieder auf die Forststraße geht, marschieren vor allem die schweren Kühe dann im Gänsemarsch am Wegesrand entlang. „Da ist der Boden weicher“, erklärt mir Landwirt Roland, der aufpasst, dass die Nachzügler nicht den Anschluss verlieren, „aber man muss aufpassen, dass keiner der Boden wegbricht.“
„Aufbuschen“ für die letzten Kilometer
Auf halber Strecke wird jedes Rind gewaschen, bekommt eine Glocke und einen Almbuschen. Die größten sind für starke, erfahrene Kühe reserviert. Die anderen Bauern des Dorfes helfen kräftig mit.
Als von der Leitkuh bis zum Kälbchen alle geschmückt sind, startet die Herde. Anfangs hat Andreas an der Spitze Arbeit, die Leitkühe zurückzuhalten, und auch wir müssen aufpassen, dass die hinteren Kühe nicht vorpreschen. Stolz sehen sie aus mit ihren festlichen Almbuschen, an denen Andreas’ Mutter Christine eine Woche gearbeitet hat. Jeder von ihnen ist einzigartig und mit frischen Zweigen verschiedenster Pflanzen dekoriert.
Aufpassen auf Ausreißer
Je näher wir dem Diesinghof kommen, desto mehr Zuschauer säumen die Straße. Die meisten Hauseinfahrten und Wiesen sind mit Schnüren abgesperrt. Doch sobald sich die Möglichkeit bietet, versuchen immer wieder einzelne Kühe, auszubüchsen. Dann genügt es, wenn wir uns der Ausreißerin in den Weg stellen, auf sie einreden und sie mit dem Stock leicht antippen.
Auf dem Asphalt ist es heiß, die Tiere werden merklich müde. Einer hochträchtigen Kuh nehmen ein paar Bauern die Glocke ab, um ihr den Weg zu erleichtern. Auch sie trifft schließlich am Diesinghof ein und darf sich über die saftige Wiese freuen, die für sie und ihre Herdenkolleginnen bereit steht.
Andreas ist zufrieden: „So gut wie heuer ist es selten gegangen.“ Für ihn ist der Tag noch lange nicht vorbei, immerhin hat das nun folgende „Ausfohrafestl“ am Hof erst begonnen. Den Erlös daraus spendet die Familie Knapp an einen guten Zweck.
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