„Nichts zu verbergen“
„Pinkelskandal“ erschüttert die belgische Politik
Eine ausufernde Geburtstagsfeier könnte den belgischen Justizminister Vincent Van Quickenborne sein Amt kosten. Im Zuge der Veranstaltung sollen drei Personen gegen ein Polizeiauto uriniert haben - der Minister soll den Akt in unmittelbarer Nähe belustigt nachgeahmt haben.
Belgische Medien berichten in Anspielung auf den berühmten Watergate-Skandal von einem „Pipi-Gate“, einem „Pinkel-Vorfall“ oder auch einer „Pinkelaffäre“. Wie „Le Parisien“ berichtet, muss sich Van Quickenborne (Partei der Liberalen Demokraten) aufgrund des Vorfalls am Donnerstag sogar vor dem Justizausschuss der belgischen Abgeordneten rechtfertigen.
Geschehen sein soll das Ganze bei einer Geburtstagsfeierlichkeit am 14. August in seinem Haus in Kortrijk in Westflandern, wo Van Quickenborne auch Bürgermeister ist. Drei Gäste sollen irgendwann die Party verlassen und auf ein Polizeifahrzeug uriniert haben, das sich in der Nähe des Hauses zum Schutz des Ministers befand. Eine auf der Straße installierte Überwachungskamera filmte die drei Personen.
Staatsanwaltschaft: „Haben wirklich anderes zu tun“
Die Staatsanwaltschaft von Kortrijk leitete am 23. August eine Untersuchung wegen Beleidigung ein und bestätigte ebenso wie die Polizei, dass der Minister zum Zeitpunkt des Vorfalls nicht anwesend war. Nach der Bekanntgabe der Staatsanwaltschaft betonte das Büro des Ministers, dass er den Vorfall „natürlich sehr missbilligt“.
„Wir arbeiten hart, um den Minister und seine Familie zu schützen, wir können darüber nicht lachen“, beschwerte sich ein Polizist anonym beim öffentlich-rechtlichen VRT. „Wir haben wirklich anderes zu tun, als uns um Leute zu kümmern, die in der Öffentlichkeit urinieren“, fügte die Staatsanwaltschaft hinzu.
Überraschende Wende in Affäre
Die Affäre nahm jedoch eine neue Wendung, als VRT am Montag enthüllte, dass auch der Minister zu den Personen gehören könnte, die sich gegenüber dem Polizeifahrzeug unangemessen verhalten haben. Tatsächlich sollen verschiedene Gäste um 20.40 Uhr, 22.00 Uhr und zu Mitternacht gegen das Fahrzeug uriniert haben.
Die Bilder zeigen, dass sie dabei Fotos von sich machten und auch in das offenbar nicht verschlossene Fahrzeug einstiegen. Gegen 4 Uhr morgens erschien der Minister auf den Bildern der Videoüberwachung. Laut VRT war zu diesem Zeitpunkt deutlich zu sehen, wie er das Verhalten einer urinierenden Person nachahmte, während er einen Gast nach Hause begleitete.
Bilder „beweisen nicht, dass ich wusste, was passiert ist“
Dies führte zu einer erneuten Kontroverse in Belgien. Van Quickenborne reagierte am Dienstagmorgen in einer Stellungnahme: „Die Interpretation der Bilder ist suggestiv und beweist keineswegs, dass ich wusste, was Stunden zuvor passiert war. Ich wusste nichts davon, das ist die einzige Wahrheit. Ich möchte mich nochmals für das Verhalten dieser Personen entschuldigen“, erklärte er.
Darüber hinaus habe er auch selbst die Aufnahmen der Überwachungskamera belgischen Medien übergeben, behauptet er. Mehrere Parteien wie die N-VA (rechts) und der Vlaams Belang (rechtsextrem) fordern nun seinen Rücktritt, „falls sich herausstellt, dass er falsche Angaben gemacht hat“. Die PTB, eine wallonische Partei der radikalen Linken, forderte dringend seine Anhörung vor den Abgeordneten. Dies wird eben am Donnerstag geschehen.
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