Fast täglich werden derzeit wieder illegale Migranten gestoppt. Zuletzt in Linz, wo ein Pritschenwagen zum Bersten voll war, 53 Türken standen dicht an dicht auf der Ladefläche. Und je nachdem, ob sie ein Wort sagen oder nicht, entscheidet sich zumindest mittelfristig ihr Schicksal in Österreich. Und spannend ist, warum so viele Türken kommen.
Bei den vier verdächtigen Schlepper – bei einem ist noch unklar, wer er ist – ist die Sache klarer: Sie kamen dagegen in die Justizanstalt. Es ist aber durchaus möglich, dass sich der eine oder andere, der vorne saß, als „Fahrgast“ herausstellt. Wie es mit den Migranten, die auf der Ladefläche standen und eigentlich nach Deutschland wollten, weitergeht, entscheidet im Linzer Polizeianhaltezentrum ein Wort: „Asyl!“
Familien werden bevorzugt
Wer es sagt, also in Österreich bleiben will, wird an das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) übergeben, kommt in eine Bundesbetreuung. Wer nicht „Asyl“ sagt, wird angehalten, um die Identität festzustellen und jenes Nachbarland zu ermitteln, über das die Person nach Österreich kam. Gibt’s Rückübernahme-Abkommen, geht’s in dieses Land zurück. Lässt sich die Identität nicht feststellen oder nimmt das Nachbarland den Migranten nicht zurück, ist auch das BFA zuständig. „Familien werden prioritär behandelt“, wird versprochen.
So kam es zum Aufgriff
Vielleicht wäre der Transport auch durchgerutscht - wie es derzeit vermutlich viele tun. Aber vier Männer statt der erlaubten drei saßen im Führerhaus eines Renault-Pritschenwagens mit polnischem Kennzeichen - da schaute die Polizei in Linz genauer hin. Und hatte es plötzlich mit 53 Flüchtlingen zu tun. Diese waren auf der Ladefläche eingepfercht - Männer, Frauen, Kinder und auch noch beinahe Babys. Alle illegalen Migranten stammen aus der Türkei, am Boden des Transportmittels lagen überall zerrissene Pässe herum. Während die „Fahrgäste“ sich ruhig verhielten, vom Samariterbund mit Wasser versorgt wurden, wollte einer der Fahrer noch flüchten. Er lief Richtung Donau, doch die Polizisten waren schneller. Auch bei den Schleppern handelt es sich um Türken (18 bis 28 Jahre), die ihre Landsleute nach Deutschland schleusen wollten. Da die Bayern bekanntlich beliebte Schlepper-Grenzübergänge hinter Suben und Braunau dicht gemacht haben, passen die Menschenhändler ihre Routen an.
Weniger Aufgriffe als im Vorjahr
Erst vergangene Woche war nur wenige Kilometer weiter auf der Rohrbacher Straße bei Puchenau ein Georgier (24) mit 13 Türken, darunter sechs Kinder, in einem Fahrzeug gestoppt worden – er hatte sich zuvor mit der Exekutive mit Tempo 160 eine kurze Verfolgungsjagd geliefert. Auch dieser Transport war nach Deutschland unterwegs, die „Kunden“ hatten 8000 bis 10.000 € bezahlt.
„Die Schlepper fühlen sich zu sicher, fahren sogar nach und durch Linz“, schimpft der Linzer Sicherheitsstadtradt Michael Raml in Richtung Bundesregierung, die für ihn zu wenig gegen die Massenmigration tut. Die Polizei dagegen spricht österreichweit von einer Reduktion der Aufgriffszahlen illegaler Migranten um 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
„Krone“-Kommentar: Vertauschte Sehnsüchte
Immer öfter sind in den Schlepper-Fahrzeugen immer weniger Syrer oder Afghanen, dafür mehr Türken. Die Deutschen haben eine Verdoppelung der illegalen türkischen Migranten binnen eines Jahres dokumentiert. Sicher sind politisch Verfolgte darunter, doch der Grund für die Flucht aus der Türkei ist schlicht die Wirtschaftskrise - 50 bis mehr als 70 Prozent Inflation. Da werden EU-Staaten, allen voran Deutschland, zum Sehnsuchtsort für ein besseres Leben.
Im Gegenzug ist die Türkei für Deutsche und Österreicher Sehnsuchtsort für Erholung: Sechs Millionen Deutsche und 460.000 Österreicher urlauben heuer in dem Land. Verdrehte Welt!
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