Ein Geistlicher aus Braunau erlebte das Chaos auf Rhodos, wo die Flammen wüten und Urlauber auf der Flucht sind, hautnah mit. Die Einheimischen haben ihn zutiefst beeindruckt, da sie Nächstenliebe im wahrsten Sinne praktizierte, obwohl ihr eigenes Hab und Gut in Gefahr war.
Erst fünf Minuten lag Gert Smetanig (51) Samstagabend in seinem Hotelbett im Ferienort Gennadi auf Rhodos, da klopfte schon jemand an die Tür: „Das Gebäude wird wegen der Waldbrände evakuiert, nehmen Sie nur das Nötigste mit und kommen Sie sofort zum Ausgang“, wurde ihm gesagt. Also lief der Urlauber hinaus und tat das, was er beruflich auch in Oberösterreich macht: anderen Menschen helfen. Smetanig ist seit 17 Jahren Pfarrer in Braunau.
Auf der griechischen Urlaubsinsel bot er einer deutschen Familie mit fünfjährigem Kind seine Hilfe an: Im Mietauto des Geistlichen flüchteten die Touristen gemeinsam vor den Flammen. „Wir sind eine Viertelstunde zu einem anderen Hotel gefahren. Dort waren Massen an Menschen, Kinder sind in der Lobby schon am Boden gelegen“, erzählt Smetanig. Für die zusammengewürfelte Reisegruppe war klar: „Hier können wir nicht bleiben.“ Übernachten mussten die gestrandeten Urlauber schließlich bei einem Ferienressort im Freien. „Die Leute waren sehr nett, wir haben Getränke und Essen bekommen“, erzählt der Pfarrer.
Hotelmanager öffnete die Türen
Am nächsten Tag fuhr die Gruppe zunächst zum Flughafen, um dort eine Reiseagentur um Hilfe zu bitten. Dort habe aber „Chaos pur“ geherrscht. Kein Wunder: Rund 19.000 Menschen mussten am Samstag ihre Unterkünfte verlassen. Das fünfjährige Kind, dessen Familie und der Pfarrer klapperten schlussendlich auf eigene Faust Hotels nach freien Plätzen ab. Gleich das erste war ein Volltreffer: „Die Rezeptionistin meinte noch, sie seien ausgebucht“, erzählt der 51-Jährige. Doch dann kam der Hotelmanager und überreichte den erschöpften Reisenden einen Zugang für die gesamte Anlage. „Er sagte, wir sollen duschen, essen und alles nutzen. Ich war wirklich den Tränen nahe.“
Für Smetanig ging die Odyssee gut aus, er hat mittlerweile ein Hotelzimmer für die kommenden Tage. Die große Hilfsbereitschaft der Einheimischen spürt der Braunauer Pfarrer überall: Eine Eisverkäuferin wollte ihm das Geld zurückgeben, als er ihr von seinen nächtlichen Strapazen erzählte.
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