Staudacher & Mostböck

Ausstellung: Kunstvolle Fuchtelei mit dem Pinsel

Oberösterreich
21.07.2025 10:00

Zwei Künstler, zwei besondere Lebensgeschichten: Werke von Karl Mostböck und Hans Staudacher gehen nun in der Schlossgalerie in Steyr einen Dialog ein. Sie waren zwei Giganten des Informel, einer Kunstrichtung, die in Vergessenheit gerät. Die Wiener Galerie Hilger tat sich für die Schau mit dem Mostböck-Archiv in der Provinz zusammen. 

Der eine liebte wilde, ekstatische Gesten mit dem Pinsel und nannte die Elemente – Striche, Drippings, Farben, Collagiertes –  in den vibrierenden, pulsierenden Bildern verspielt „Viktualien“. Der andere konzentrierte sich darauf, wenige, markante Zeichen hieb- und stichfest zu setzen: Hans Staudacher (1923 bis 2021)  und Karl Mostböck (1921 bis 2013) könnten nicht gegensätzlicher sein, wenn man ihre Werke oberflächlich betrachtet.

Dennoch gab es Verbindendes: Sie waren beide nicht nur Autodidakten in der Kunst, sondern auch Fans der École de Paris. Beeindruckt von der abstrakten Malerei der Nachkriegszeit brachten sie ihre Eindrücke nach Österreich und wurden hierzulande bedeutende Pioniere und Vertreter des Informel. Damit wird eine abstrakte Zeichensprache bezeichnet.

Leinwand von Hans Staudacher (Ausschnitt)
Leinwand von Hans Staudacher (Ausschnitt)(Bild: Farbwerk, Liz Blur)
Grafiken von Karl Mostböck
Grafiken von Karl Mostböck(Bild: Farbwerk, Liz Blur)
Fotoserie von Peter Baum, die eine Aktion Staudachers in den 1970er Jahren dokumentiert ...
Fotoserie von Peter Baum, die eine Aktion Staudachers in den 1970er Jahren dokumentiert (Ausschnitt)(Bild: Peter Baum, Farbwerk, Liz Blur)

Leinwände, Grafiken, Fotos
„Die beiden haben sich auch persönlich gekannt“, sagt Kurator Erich Fröschl. Staudacher stammte aus Kärntnen und lebte in Wien, der Oberösterreicher Mostböck lebte in Steyr. Durch die Kunst kreuzten sich ihre Wege.

 Fröschl ist es nun gelungen, eine hochkarätige Ausstellung in der Schlossgalerie in Steyr zu inszenieren. „Staudacher trifft Mostböck“, lautet der lapidare Titel. Das Versprechen wird gehalten.

Abwechselnd sind große Leinwände von Staudacher, auch einige Aquarelle, neben Blättern, Grafiken von Mostböck gehängt. Die beiden Künstler scheinen tatsächlich „gefühlt“ anwesend zu sein, so stark beflügeln sich die lebhaft durchgestalteten Werke gegenseitig. Ergänzend ist eine Fotoserie von Peter Baum zu sehen. Der einstige Lentos-Direktor dokumentierte schon in den 1970er Jahren die Aktion „Abbruch“, bei der Staudacher in einer Hausruine Wände mit gestischer Kunst überzog – eine plausible Erweiterung des Begriffs Leinwand.

Kooperation zwischen Steyr und Wien
Die Ausstellung in der SChlossgalerie ist eine Kooperation des Mostböck-Archivs in Steyr und der Wiener Galerie Hilger. Auch ein Novum.

„Ich bin überrascht, wie gut Staudacher und Mostböck zusammenpassen“, sagt Karoline Hilger. Die Wiener Galeristin ist außerdem sehr angetan, dass Kunst aus Nachlässen, die sonst gerne in Schubladen verschwindet, in einer eindrucksvollen Schau präsentiert wird.

Apropos Schublade: Dringend gesucht!
Das Mostböck-Archiv, das in der romantischen Berggasse im mittelalterlich geprägten Stadtkern von Steyr zu finden ist,  wurde erst 2021 gegründet und hat sich rasch etabliert: „Es kommen unglaublich viele Interessierte, auch Gruppen, die Führungen buchen“, sagt Fröschl. Zu tun gibt es aber noch vieles: „Wir suchen dringend jemanden, der über Karl Mostböck eine Dissertation schreiben möchte“, betont er.

Das Mostböck-Archiv, das 2021 gegründet worden ist, hat mittlerweile einen Großteil des Nachlasses digitalisiert: „Man findet alles vor – einer wissenschaftlichen Aufarbeitung steht nichts im Wege.“

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