Interview mit Maertens

„Jederfrau“ statt „Jedermann“?

Adabei Österreich
10.07.2023 09:00

Michael Maertens, der „urur- älteste ,Jedermann‘, den‘s je gab“ (So. im Spielfilm „Wie gut ist deine Beziehung“, 3SAT) über diese berühmte Rolle, über Eifersucht und - den Tod.

„Krone“: Michael Maertens als neuer Salzburger „Jedermann“ stecken Sie schon fest in den Proben - für eine Rolle, von der Sie schon nicht mehr geträumt hatten?
Michael Maertens: Ja, ich hatte das schon abgehakt, weil ich ja doch schon 59 bin. Insgeheim hatte ich zwar noch auf die Rolle des „Teufels“ gehofft - die passt ja irgendwie besser zu mir - aber dann kam dieser Anruf, ob ich nicht den „Jedermann“ spielen möchte. Da hab ich mir zunächst Bedenkzeit erbeten... Aber nach 27 Sekunden hab ich zurückgerufen - ja klar! Curd Jürgens hat ja auch erst in diesem Alter die Rolle übernommen, aber er war damals ein paar Monate jünger als ich. Ich bin somit der ur-ur-älteste „Jedermann“, den‘s je gab. Aber natürlich bin ich NICHT zu alt dafür - es heißt ja sogar bei der Buhlschaft: „Ich steh nicht auf grüne Jungs“ (lacht).

Ihre Lebensgefährtin, Burg-Schauspielerin Marie-Luise Stockinger, offenbar auch nicht, sind Sie doch fast dreißig Jahre älter...von Ihrer „Buhlschaft“ Valerie Pachner hingegen, trennen Sie „nur“ 24 Jahre. Haben Sie sie schon auf der Bühne erlebt?
Leider noch nie, dafür aber in dem Film „Der Boden unter den Füßen“. Da war sie toll.

Burgschauspieler Maertens mit Kollegin und Lebensgefährtin Marie-Luise Stockinger. (Bild: Karl Schöndorfer )
Burgschauspieler Maertens mit Kollegin und Lebensgefährtin Marie-Luise Stockinger.

Pachner wird ja nicht nur die „Buhlschaft“, sondern auch den „Tod“ spielen. Auf mich wirkt das wie das zwanghafte Bemühen, um jeden Preis irgendetwas Neues machen zu wollen, um noch mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Worin läge sonst der Sinn dieser Doppelrolle?
Ich verstehe, was Sie meinen, aber es ist nicht so platt wie „Eros ist der Tod“. Es sind wirklich zwei verschiedene Rollen. Aber trotzdem schwebt da was anderes mit, was das Ganze noch aufregender und geradezu unheimlich macht. Ein toller dramaturgischer Kniff! Man merkt beim Spielen, wie sehr diese Doppelrolle alles bereichert. Im übrigen gibt‘s auch wieder einen weiblichen Teufel - so wie im Vorjahr mit Mavie Hörbiger.

Mit ihr waren Sie zehn Jahre verheiratet und haben zwei Kinder, die in Wien leben. Sie kommen ja aus einer berühmten Hamburger Schauspieler-Familie - wird das die vierte Schauspieler-Generation?
(lacht) Mal sehen! Ja, meine Großeltern waren‘s, mein Vater war‘s und mein Bruder und meine Schwester sind es. Mein leider schon verstorbener Vater hat immer gewollt, dass mein Bruder den „Götz von Berlichingen“ spielt und ich den „Jedermann“. Heuer

Schade, dass er‘s nicht mehr erlebt. Sie haben einmal gemeint, das Sie „vorerst der letzte männliche ,Jedermann‘“ sein werden. Wieso?
Durch den Druck, den Lars Eidinger und Verena Altenberger im Vorjahr ausgelöst haben, im Bestreben, den „Jedermann“ ins Heute zu versetzen. Nachdem ‘s ja auch schon einen weiblichen Hamlet und einen weiblichen Richard III gegeben hat - warum soll‘s nicht auch eine „Jederfrau“ geben.

Der gebürtige Hamburger Michael Maertens mit „seiner Buhlschaft“ Valerie Pachner bei der Pressekonferenz der Salzburger Festspiele. (Bild: Jan Friese)
Der gebürtige Hamburger Michael Maertens mit „seiner Buhlschaft“ Valerie Pachner bei der Pressekonferenz der Salzburger Festspiele.

So sollte dann auch der Titel sein, Ihrer Meinung nach?
(denkt nach) Nein. Hamlet hat ja dann auch nicht „Hamleta“ geheißen oder Richard III „Ricarda“.

Wir werden‘s erleben... So wie man Sie am Sonntag in dem Film „Wie gut ist deine Beziehung“ erleben kann. Da geht‘s um Eifersucht. Ein Ihnen vertrautes Thema?
Oh ja, sehr. Ich muss zugeben, dass ich oft von Eifersucht geplagt war. Da gibt‘s Dinge, die spuken im Kopf herum und man kann sich gar nicht dagegen wehren. Das kann einer Beziehung natürlich sehr schaden. Aber ich arbeite daran. Mit zunehmendem Alter kann ich besser damit umgehen.

Gutes Stichwort. Ist der 60er für Sie eine Art Zäsur?
Absolut. Eine grausame Zäsur. Als ich aufgewachsen bin, da waren 60-Jährige für mich uralte Menschen, dem Tod sehr nahe. So fühl ich mich zwar nicht, aber die Endlichkeit ist mir schon sehr bewusst. Leider find ich ja überhaupt keinen Halt im Glauben - egal welcher Religion. Ich denke, wenn man abtritt, dann ist es eben einfach aus. Aber eigentlich find ich diesen Gedanken gar nicht so schrecklich...

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

(Bild: kmm)



Kostenlose Spiele