Live in der Arena Wien

Christina Stürmer: Nostalgie und Liebeserklärung

Musik
05.07.2025 14:00

Nach dem Regen kommt die Sonne – und in diesem Fall auch Christina Stürmer. Einen Tag nach dem Unwetter spielte der Austropop-Stern am Freitagabend eines ihrer letzten MTV-Unplugged-Konzerte in der ausverkauften Arena Wien. Die „Krone“ war dabei, als sie mit Hits aus 23 Jahren Musikgeschichte das Publikum verzauberte.

kmm

Zart, ruhig, beinahe schüchtern eröffnete Sängerin Oska den Abend – und ließ mit ihrer angehauchten Norah-Jones-artigen Stimme die Arena Wien langsam zur Ruhe kommen. Doch die Fans warteten auf lautere Töne, auf große Emotionen – auf Christina Stürmer. Und sie kamen. 
Wer kennt sie nicht - die altbekannten Hits wie „Ich lebe“, „Nie genug“ oder „Mama (Ana Ahabak)“? Mehr als 20 Jahre später haben sich diese Songs längst eingebrannt – und klingen noch immer wie frisch aus dem Radio. Genau diese Nummern brachte die Kult-Sängerin am Freitagabend in der ausverkauften Arena Wien auf die Bühne.

Seit ihrem Starmania-Durchbruch – man kann ruhig von einem Sieg sprechen, auch wenn sie offiziell „nur“ den zweiten Platz belegte – ist viel passiert: 23 Jahre später steht sie noch immer da, erfolgreicher denn je. 2023 folgte der nächste Meilenstein: Als erste Frau im deutschsprachigen Raum wurde sie eingeladen, ein MTV-Unplugged-Album aufzunehmen. Und das tat sie. Seitdem tourt die heute 43-Jährige mit genau diesem Format.

Sie hat es noch immer drauf – auch nach 23 Jahren. Ein Open-Air-MTV-Unplugged-Konzert voller ...
Sie hat es noch immer drauf – auch nach 23 Jahren. Ein Open-Air-MTV-Unplugged-Konzert voller Nostalgie und Gefühl.(Bild: CHALUK/Lukas CHARWAT)
Auch Liebeserklärungen gabs an bestimmte Musiker, die sie in ihrer Musik-Karriere begleitet ...
Auch Liebeserklärungen gabs an bestimmte Musiker, die sie in ihrer Musik-Karriere begleitet haben.(Bild: CHALUK/Lukas CHARWAT)

Mit Gefühl in den ersten Takt
Die Bühne der Szene-Location Arena Wien, wurde nach dem rund 45-minütigen Auftritt von Oska noch einmal feinjustiert – damit alles bereit ist, wenn genau sie die Bühne betritt. Ganz nach dem Motto: The Stage Is Yours. 
Um genau 20.05 Uhr ist es so weit: Stürmer erscheint in schwarzer Hose, Sneakers und lockerem Shirt – und wird mit voller Begeisterung empfangen. Jung und Alt jubeln ihr entgegen. Ohne großes Tamtam eröffnet sie mit „Was wirklich bleibt“ – ein ruhiger, eindringlicher Auftakt. Schon nach wenigen Minuten hat sie das Publikum für sich gewonnen. „Hallo Wien – ihr schauts so guat aus, i gfrei mi so!“, ruft sie nach dem ersten Song – und erntet dafür erneut langen Applaus.

Dann folgt ein kurzer Seitenhieb mit Augenzwinkern: Die Band müsse übrigens sitzen, so Stürmer, „wegen den MTV-Unplugged-Richtlinien – und nicht nur, weil wir nach so vielen Jahren schon ein bisserl älter sind.“
Weiter geht’s mit „Die Welt dreht sich mit dir“ und „Um bei dir zu sein“ – begleitet von einem violetten Farbenspiel, das die Bühne in warmes Licht taucht und Gitarrist Bernd liefert dazu ein knackiges Solo. Nach dem Song blickt die Musikerin kurz zurück – auf all jene, die sie bei den bisherigen Unplugged-Konzerten begleitet haben: von Deine Freunde über Sportfreunde Stiller bis hin zu Mathea und Ursula Strauss. Viele gemeinsame Momente, die sie, wie sie sagt, nicht missen möchte

Keine großen Effekte, keine modischen High-Ups: Einfach sie selbst, wie sie leibt und lebt.
Keine großen Effekte, keine modischen High-Ups: Einfach sie selbst, wie sie leibt und lebt.(Bild: CHALUK/Lukas CHARWAT)

Eine ganz persönliche Liebeserklärung
Besonders ins Schwärmen gerät sie bei einem: Wolfgang Ambros. Auch wenn er an diesem Abend nicht mit ihr gemeinsam „Du bist wia de Wintasun“ performen kann, widmet sie ihm den Song – und betont, dass er „immer einen Platz in meinem Herzen haben wird“. Die Zusammenarbeit mit der Austropop-Legende beschreibt sie nämlich als etwas ganz Besonderes: „Er war und ist immer da, wenn ich ihn brauche. Alle sagen immer, er ist a grantiger oida Mann – aber er hat einfach das Herz auf der Zunge. Und das macht ihn so sympathisch und authentisch – gerade in einer Social-Media-Zeit, in der jeder so tut, als wär er nett.“

Nach den Songs „Du bist wia de Wintasun“ und „Ich hör auf mein Herz“ gibt’s erneut einen kurzen Plausch – diesmal übers Mamasein. Denn der nächste Song liegt ihr besonders am Herzen: 2016 war sie mit ihrer ersten Tochter schwanger, und genau in dieser Zeit entstand „Seite an Seite“. Für Stürmer steht der Song für Zusammenhalt und für die Menschen, die man liebt.
Alleine möchte sie dieses Lied aber nicht singen. Stattdessen bittet sie Oska auf die Bühne, die das Publikum vor ihrem Auftritt einstimmte: Ihren „Superfan“, wie sie sagt. Gemeinsam performen sie den Hit aus 2016. Oskas Stimme klingt hier zart, zurückhaltend – fast wie eine warme Umarmung, sagt Stürmer später. Natürlich dürfen auch hier alle mitsingen – und das tun sie auch: textsicher und lautstark. 

Dann wird es rhythmisch: Reggae-Vibes fluten die Arena, und Stürmer legt eine lockere Salsa-Einlage aufs Parkett. „Ich krieg nie genug“ klingt in dieser neuen Version frischer denn je – tanzbar, verspielt, überraschend. Bei „Keine Märchen“ übernimmt sie souverän den Rap-Part, den sonst Deine Freunde beisteuern – allein, mit vollem Einsatz. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle folgt – begleitet von bunten Lichtern und Ballons, die aus dem Publikum steigen. Bei „Millionen Lichter“ wird laut mitgesungen, bei „Bus durch London“ aus dem Jahr 2004 setzt pure Nostalgie ein. Diese Songs haben Geschichte – und ein Zuhause in den Herzen der Fans.

Kraftvolle Töne und ganz viel Gefühl
Nach all der Energie wird es wieder still. Die Oberösterreicherin kündigt den nächsten Song mit ernsten Worten an – denn obwohl „Mama (Ana Ahabak)“ schon viele Jahre alt ist, sei er leider aktueller denn je. „Man muss nur die Zeitung aufschlagen, und es bricht einem wieder das Herz“, sagt sie. Begleitet nur vom Klavier singt sie die erste Strophe – das Publikum ist mucksmäuschenstill. Ein eindringlicher Moment, der unter die Haut geht. 
In dieser Stimmung bleibt sie auch bei „Scherbenmeer“. 

Nach und nach kommt die ganze Band zurück. „Echt fett – danke euch“, ruft Stürmer und wird kurz sentimental. „Des is so scheen. Danke wirklich – auch an alle, die mit mir arbeiten“, sagt sie bevor sie in „Ein halbes Leben“ überleitet. Die Stimmung bleibt ruhig und getragen: „Der erste Schritt ist der schwerste, der zweite ist nicht mehr so hart …“ Mit „Fahrtwind“ wird das Tempo noch einmal leicht angezogen. Ihre Stimme bleibt dabei kraftvoll und klar. Kurzes Klavier-Solo, natürlich Applaus – und plötzlich ist Schluss. „Dankeschön!“, sagt sie - und verlässt die Bühne. War’s das schon? So viele Höhepunkte und dann weg? – das kann’s doch nicht gewesen sein. Das Publikum denkt ähnlich: Lautstarke „Zugabe!“-Rufe folgen. Nur einige Minuten später kehrt sie zurück, denn es fehlt noch etwas – der Song, auf den alle gewartet haben. Ohne ihn nach Hause zu gehen, wäre bitter gewesen.

Und dann, nach einer Stunde und vierzig Minuten, erklingt endlich der erste Ton von „Ich lebe“, tausende Stimmen singen mit. Nostalgie pur. 
Bevor sie aber endgültig Abschied nimmt, stellt sie mit viel Herzlichkeit ihre gesamte Band vor. Jeder wird namentlich genannt, jeder bekommt seinen Moment. „Ihr seid wichtig – danke“, sagt sie bewegt, bevor es zum großen Finale von „Engel fliegen einsam“ kommt. Der Schlussapplaus ist lang, laut und verdient. Die Band umarmt sich und genießt jeden Augenblick.
FAZIT: Ein Konzert, das ganz ohne große Effekte auskam – und mit Herz, Haltung und musikalischer Tiefe überzeugte. Christina Stürmer bewies erneut, warum sie seit mehr als zwei Jahrzehnten ein Fixstern im Austropop bleibt.

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