Für ihre perfide Rache an ihrem Ex-Mann opferte eine 38-Jährige in Villach zwei Leben. Ohne Reue schildert sie, wie ein kleines Kind sterben musste. Das Urteil: Lebenslang und Einweisung (nicht rechtskräftig).
Blitzlichtgewitter, als Alina S. in den Schwurgerichtssaal am Landesgericht Klagenfurt geführt wird. Sie dreht sich nicht weg - im Gegenteil. Schließlich glaubt sie, eine Geschichte erzählen zu müssen. Jene, wie aus einer erfolgreichen Frau durch den falschen Mann ein skrupelloses Monster geworden sei.
Sahen Mutter und Kind den Tod auf sich zukommen?
„Er sollte büßen für das, was er mir angetan hat“, sagt sie. „Und er hätte sich vorher überlegen müssen, dass er ein Kind hat.“ Fassungslose Stille. Die 38-Jährige zeigt keinerlei Emotionen, keine Reue, als Richter Manfred Herrnhofer die grausamen Details vom 29. Jänner 2022 aufrollt ...
Samuel, vor Kurzem fünf Jahre alt geworden, fährt mit seinem kleinen blauen Scooter auf einer breiten Wohnstraße durch Villach. Hinter ihm seine Mama Romana. Alina S. lauert den beiden in ihrem neuen VW auf. „Ich bin von Bregenz hergefahren, um mit ihr zu reden.“ Die vermeintliche Nebenbuhlerin sei schuld gewesen, dass Alinas Beziehung zu Samuels Papa nicht funktionierte. „Aber ich wusste, sie will nicht reden. Also wurde ich wütend.“
Sie gab Gas. Sahen Mutter und Kind die Frau auf sich zurasen? Wussten sie, dass sie keine Chance hatten? Der Sachverständige hat errechnet, dass der Wagen mit etwa 60 km/h beide Opfer erfasste - erst den Buben, dann seine Mama, die noch 20 Meter weit mitgeschleift wurde. Alina S. wollte eigentlich zum Flughafen Laibach flüchten - „um in London zu urlauben“ - landete aber in einer Schneewehe: Samuels Scooter hatte sich unter ihrem Fahrzeug verkeilt.
Sie läuft weg, verletzt sich selbst mit einem Messer, wird verhaftet. Und gibt zu: „Ja, ich habe beide getötet. Wäre ich dem Kind ausgewichen, hätte ich auch sie nicht erwischt.“ - „Hat das Kind denn auch einen Namen?“ - „Welches Kind?“, kommt es dreist zurück.
Drohungen und Stalking vor dem Doppelmord
Samuel war es, den Alina S. offenbar am meisten gehasst hat. „Der kleine Bastard wird sterben“, hatte sie in Drohnachrichten geschrieben. Es gab sogar Polizeieinsätze, Wegweisungen, ein brutales Trennungsverfahren. „Romana hatte Angst vor ihr“, sagt Samuels Papa, ein Schiffsoffizier, der selten an Land ist, aber oft Ärger mit den Frauen hatte. Er hatte die Psyche seiner Kurzzeit-Gattin - die Ehe dauerte aufgrund gewalttätiger Übergriffe der Frau keine fünf Monate! - falsch eingeschätzt: „Wir hatten auch gute Tage. Und viele weniger gute. Aber ich dachte nicht ...“
Schweigen. Er geht aus dem Saal. Alina S. starrt ihm nach. Sie hat ihm alles genommen - und trotzdem bleibt ihr nichts. Gerichtspsychiater Peter Hofmann hat sich mit der Angeklagten beschäftigt. „Sie leidet an einer Persönlichkeitsstörung mit schweren narzisstischen Zügen“, attestiert er ihr, zurechnungsfähig, aber gefährlich zu sein.
„Glauben Sie das auch?“, will Rat Herrnhofer von der Rumänin noch wissen. „Ich weiß es nicht“, sagt sie. „Aber ich denke, dass ich schwer depressiv bin und eine Behandlung brauche.“ Das nennt sich dann „Krankheitseinsicht“. Zumindest etwas. Die Entscheidung der Geschworenen fällt einstimmig und blitzschnell: Lebenslange Haft und Einweisung, nicht rechtskräftig.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.