FKK am Fahrrad

“Grob ungehörig”: Gericht verbietet “Nacktradeln”

Es gibt den Tag des Kindes, den Tag des Wassers, den Tag der Ruhe – und auch den „Weltnacktradeltag“! Am 11. Juni findet er statt, und im Internet werden Anhänger der Freikörperkultur aufgerufen, sich ohne Hüllen aufs Rad zu schwingen. Auch in Deutschland sollte dieser Tag gebührend gefeiert werden - wäre da nicht ein Gerichtsurteil.

Nacktradeln bleibt verboten - zumindest im baden-württembergischen Kreis Rastatt. Das Verwaltungsgericht Karlsruhe untersagte in einer am Dienstag veröffentlichten Entscheidung eine geplante Aktion zum "Weltnacktradeltag" am Samstag, weil sie "grob ungehörig" sei. Dabei wollten bis zu zwölf Teilnehmer nackt auf dem Rheindamm von Iffezheim bis zur Grenze des Landkreises Rastatt und wieder zurück mit dem Fahrrad fahren, um für die Nacktheit als "zweckdienliche und gesellschaftsfähige Kleidung" einzutreten.

Es widerspreche "nach wie vor allgemein anerkannten Regeln der ungeschriebenen Gesellschaftsordnung, sich auf öffentlichen Straßen nackt zu zeigen", urteilte das Gericht. Zwar sei heutzutage die Einstellung zum Nacktbaden an Stränden und in Schwimmbädern gegenüber früheren Zeiten unbefangener und freier. Es verletze jedoch auch heute noch in besonderem Maße das Schamgefühl des größten Teils der Bevölkerung, an Orten, an denen niemand völlige Nacktheit erwarte, unfreiwillig nackten Menschen gegenüber zu stehen. Der Beschluss ist nicht rechtskräftig. 

Berlin macht mit
Den Berlinern sollte das Nacktradeln, das sinnstiftend und ökologisch wertvoll sei, auf jeden Fall schmackhaft gemacht werden. Bei den Nacktradlern handele es sich um eine "rasch gewachsene Bewegung", sagt Rainer Liesenfeld vom kleinen Berliner mYm-Verlag, der das "1,2 frei! Das Nacktaktivbuch" herausgebracht hat. Als Motto gelte "No risk, no fun".

Mit der Polizei wollen sich die Radler aber nicht anlegen, sie wollen bloß "zeigen, welchen Wahnwitz an Körperfeindlichkeit wir aus den USA übernommen haben" und die FKK-Kultur beleben. 

Im vergangenen Jahr waren die Radler auch auf Landstraßen rund um Potsdam unterwegs gewesen: "Es gab fast nur positive Rückmeldungen. Einige Autofahrer hupten, andere zeigten mit dem Daumen nach oben", erzählte Teilnehmer Wolfgang Gramer der "Berliner Zeitung".

Zweiter „Weltnacktradeltag“
Ein „Weltnacktradeltag“ hat bereits stattgefunden, heuer wurde er von internationalen Nacktiven in Kanada, den USA, Neuseeland, Spanien, Großbritannien, den Niederlanden und anderen Ländern zum zweiten Mal ausgerufen. Ob auch bei uns Nacktradler unterwegs sein werden, wir sich zeigen.