Intendant im Interview

Bühne im Hof als Ort der Fantasie und Fakten

Niederösterreich
03.06.2023 06:08

Will ein „Ermöglicher“ sein: Mit Herbst übernimmt Alexander Hauer die künstlerische Leitung der Bühne im Hof in St. Pölten. Der neue Intendant folgt Daniela Wandl an der Spitze der Kleinkunstbühne nach und verrät im Gespräch mit der „Krone“, was er mit seiner neuen Wirkungsstätte und der niederösterreichischen Landeshauptstadt verbindet.

„Krone“: Wie geht man an die Programmierung einer Bühne im Hof heran?
Alexander Hauer: Die Frage war, wie viel neu sein muss und wie viel Neuigkeiten die Bühne verträgt? Was ist das Fundament, was muss bleiben? Hier ist das ganz klar die Kleinkunst. Und was sind die Vorlieben von mir, die ich kennenlernen möchte? Somit Vertrautes und Neues. Und das in einer Stadt, die ich derzeit neu kennenlerne und die wirklich eine der unterschätztesten Städte ist. Ich hoffe, dass das Publikum diese Reise mitgeht.

Was erwartet die Zuschauer?
Die Bühne im Hof ist ja ein gut aufgestelltes Haus. Ich möchte den vertrauten Ort für neue Menschen öffnen. Es gibt keine einzige Verlegenheitsprogrammierung. Den Anfang macht das StarCast-Dinner. Ich wollte bewusst mit etwas beginnen, wo nicht von der Bühne hinab gepredigt wird. Die performenden Künstler sind auch die Kellner des Abends, damit entsteht eine andere Augenhöhe. Dieser Einstieg war mir wichtig. Wie nähert man sich behutsam einem Publikum, dass man noch nicht kennt. Freilich kommt am ersten Wochenende auch gleich folkshilfe mit ihrem „Bühne im Hof“-Debüt.

Was macht für Sie die Bühne im Hof aus?
Die Bühne im Hof war, ist und wird hoffentlich ein Ort der Meinungsäußerung und ein Ort der Vielfalt bleiben. Und ein Ort der Fantasie und der Fakten. Vielleicht mit noch mehr Diversität.

Wo möchten Sie Ihre Handschrift hinterlassen?
Etwa mit dem Zirkus- und Medienfestival, die sind neu und gleichzeitig Dinge, mit denen ich mich nicht auskenne. Ich liebe Zirkus und habe tolle Menschen gefunden, die mich begleitet haben. Auch in der digitalen Kunstform kenne ich mich nicht aus, aber wir können sie nicht übergehen. Also müssen wir sie präsentieren. Ich habe keine Ahnung, was da herauskommt, aber es ist das Wesentliche unseres Jobs, Ermöglicher zu sein und neue Dinge zuzulassen.

Die digitale Kunst ist ja ein relativ neuer Zugang?
Es gibt in fast in jedem Bundesland Orte, die sie repräsentieren, bei uns auch Tulln. Vielleicht kann es da Vernetzungen geben. Für uns ist es Neuland. Es muss das Analoge wie das Digitale Platz haben.

Was sind die Stärken von St. Pölten?
Es ist alles sehr dicht (fußläufig erreichbar), die Stadt ist sehr schön, verkehrstechnisch gut erschlossen und es gibt ein sehr neugieriges Publikum. Es gibt eine viel lebendigere Atmosphäre in der Stadt, als man sagt.

Sie stammen selbst aus einer Großfamilie mit zehn Kindern. Muss man da zur Rampensau werden?
Nein. Aber wir haben immer viel musiziert, meine Mutter war Organistin, mein Vater Musikant, die Kirchenchor-Theaterproben waren bei uns im Haus. Ich bin mit vier Jahren bei einem Familienabend zum ersten Mal auf der Bühne gestanden - es war eine selbstverständliche Ausdrucksform. Wenn ich auf meine Nichten und Neffen aufpassen musste, hab ich mit ihnen Theater gespielt. 

Das heißt, Sie haben schon mit zehn Jahren inszeniert?
Das ist einfach so entstanden. Es scheint DNA zu sein und wurde von meinen Eltern gefördert. Wir Kinder durften immer unsere eigene Meinung haben.

Ein abgewandeltes Tabori-Zitat von Ihnen lautet: „Kultur ist das Fitnesscenter der Seele“. Wie fit sind Sie?
Hoffentlich sehr. Man kommt nur selber im Tun nicht mehr zum viel Anschauen. Das ist ein Manko, das ich versuche, aufzubrechen. Dafür haben wir das Privileg, permanent wunderbare Persönlichkeiten kennenzulernen - etwa einen Thomas Mauerer, Alfred Dorfer oder auch Sigrid Horn. Da geht man reich heim und auch ziemlich trainiert. Das ist besser als jedes Kraftpulver. Aber auch beim Sport mag ich es spielerisch - wie beim Fußballspielen.

Wo soll es noch künftig noch hingehen?
Ich habe mir überlegt, was in meinen letzten zehn Berufsjahren noch kommen soll. Die Bühne im Hof ist etwas Neues und sehr passend. Was immer mein Ziel war, ist es ein Ermöglicher zu sein. Ich hoffe, dass mir das gelingt.

Nähere Infos zum Programm der Bühne im Hof

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