GUTEN MORGEN

Was der Wähler will | Was der Wähler nicht will

Was der Wähler will. „Der Wählerwille ist umzusetzen - also bildet gefälligst eine schwarz-blaue Koalition!“:  Weil ÖVP und FPÖ nach den Salzburg-Wahlen vom vergangenen Sonntag die Plätze 1 + 2 belegen, leiten nicht nur „Krone“-Leserbriefschreiber daraus den Wählerwunsch ab, diese beiden nun größten Parteien müssten für die künftige Salzburger Landesregierung koalieren. Anders interpretiert Landeshauptmann Wilfried Haslauer, der mit der ÖVP deutlich verlor, aber doch klar Erster blieb, den Wählerwillen. Er ortet bei den Wählern „eine Sehnsucht nach Zusammenarbeit“ und will diese vermutete Sehnsucht mittels ÖVP-FPÖ-SPÖ-Konzentrationsregierung stillen. Wobei die Sozialdemokraten - überhaupt unmittelbar vor dem 1. Mai, „ihrem“ Feiertag, kaum Sehnsucht auf diesen „flotten Dreier“ hegen, in dem sie selbst das kleinste Anhängsel und für die Mehrheit nicht essenziell wären. Wenn Haslauer nun auch die Sehnsucht vieler Wähler nach weniger Streit als Motiv für die große schwarz-blau-rote Koalition nennt: Ja, diese Sehnsucht, die gibt es ganz bestimmt. Bloß ist eine bunte Dreier-Regierung noch lange kein Garant für ein Ende von Zank und Hader. Ein kurzer Blick auf die bundesdeutsche rot-gelb-grüne Ampel beweist, wie schwer es fallen kann, Kompromisse unter drei Partnern zu finden. Man stelle sich vor, wie mühsam das erst wäre, wenn - so wie es in Salzburg der Fall wäre - drei Parteien zusammenarbeiten, von denen zwei allein auch für eine Mehrheit reichen. Wie heißt es so schön? Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Und das, so viel scheint gewiss, wäre nicht der Wähler.

Was der Wähler nicht will. Was also bewegt Wilfried Haslauer, freiwillig eine Drei-Parteien-Regierung anzustreben? Sie brächte die Wiederkehr des Regierungsproporzes, der im Gegensatz zu einigen anderen Bundesländern wie Niederösterreich oder Oberösterreich, wo er bis heute gilt, in Salzburg bereits zu Ende des vorigen Jahrtausends abgeschafft wurde. Es sei weniger die von Haslauer ins Treffen geführte Sehnsucht nach Zusammenarbeit der Parteien, sondern der Vorschlag zeuge, wie Unkenrufer meinen, vielmehr von seiner Sehnsucht, nicht allein mit den Blauen das Regierungs-Bett teilen zu müssen. Was also will der Wähler, der, so eine weitere Binsenweisheit, immer recht hat? Das lässt sich aus Wahlergebnissen selten zwingend herauslesen. Schon gar nicht aus sogenannten Nachwahl- und sonstigen Meinungsumfragen, die man besser nicht zu ernst nimmt. Will der Wähler grundsätzlich, dass „seine“ Partei regiert? Nein, nicht unbedingt. FPÖ- und KPÖ-Stimmen können auch ganz bewusst Stimmen für eine kraftvolle, laute Opposition sein. Was will der Wähler? So ganz genau - und das ist auch mehr als verständlich - weiß er es vermutlich selbst nicht immer. Doch so viel ist allerspätestens seit Salzburg sicher: Immer seltener will er (oder sie) das, was ihm (oder ihr) etablierte Parteien und deren Kandidaten anbieten.

Kommen Sie gut durch den Sonntag!

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