Hanns Koren

Der Mann mit dem Wetterfleck prägte seine Heimat

Steiermark
23.04.2023 12:00

St. Bartholomä errichtet dem steirischen Kulturpolitiker ein Denkmal: Mit der Erfindung des „steirischen herbst“ und dem Bau der Ehrengalerie im Grazer Burghof setzte Hanns Koren sich selbst zu Lebzeiten Denkmäler.

Ein breitkrempiger Hut und ein weiter Wetterfleck aus grünem Loden waren seine Markenzeichen: Schon aus der Ferne erkannten die Kirchgeher ihren „Präsidenten“, wenn er sich ihnen am Weg zur Sonntagsmesse in St. Bartholomä anschloss. Hanns Koren hatte die weststeirische Ortschaft zu seinem Alterssitz erkoren und füllte seine Rolle als Schutzpatron der kleinen Gemeinde gerne aus. Nach dem Hochamt nahm der leutselige steirische Landtagspräsident bereitwillig Bittgesuche der Bürger entgegen; das alte Gotteshaus, das 1867 seine Funktion verloren hatte und von da an zusehends verfiel, rettete er. Die ihm 1973 angetragene Ehrenbürgerschaft nahm Koren stolz an.

Der gebürtige Köflacher war eine der prägendsten Persönlichkeiten unseres Bundeslandes in der Zeit nach 1945. „Heimat ist Tiefe, nicht Enge“, war eines der wichtigsten Zitate aus dem Mund Hanns Korens, ausgesprochen in einer Zeit, in der der Begriff der Heimat gar nicht gerne gehört wurde. „Heimat ist nichts Einengendes, sondern natürliche Verbundenheit“, so interpretiert ÖVP-Landeshauptmann Christopher Drexler den Ausspruch, der nun als inhaltliche Klammer für Künstler dient, die dem 1985 verstorbenen Politiker in seiner Wahlheimat St. Bartolomä ein Denkmal setzen (wir berichteten).

Als Bub lernte er das Brauchtum kennen
Schon als Bub lernte Koren das Brauchtum der Weststeiermark, das vor allem von den Bauern der Region getragen wurde, kennen. Sein Vater war Fotograf und nahm den kleinen Hanns immer wieder zu Hochzeiten und anderen Feiern mit. Im Gespräch mit den Menschen erfuhr er dort von den Sorgen und Nöten der kleinen Leute. Diese sollte der studierte Volkskundler auch dann nicht vergessen, als er schon seine politische Karriere - ab 1953 als ÖVP-Nationalratsabgeordneter, vier Jahre später als Landesrat in der Ära von Josef Krainer senior - gestartet hatte.

Der legendäre Landeshauptmann schneiderte dem Professor einen Bereich in der Landesregierung auf den Leib, der sein späteres Lebenswerk begründete: das Kulturressort. 

„Wir wollen nicht im Winkel leben“
„Wir wollen nicht im Winkel leben“, war ein weiterer Leitsatz von Koren, der besonders für dessen weitsichtige Kulturpolitik prägend war. Dem Weststeirer ging es dabei um das Verbinden von Tradition und Moderne. Auch das Gedenken anlässlich des 100. Todestages von Erzherzog Johann anno 1959 wollte er nicht bloß aus dem rückwärtsgewandten Blickwinkel begehen, sondern sah den Anlass als Impuls für die zukünftige Auseinandersetzung mit dem „Steirischen Prinzen“.

Mit Kulturpolitik setzte er sich selbst Denkmäler
So wurde das Jahr auch die Geburtsstunde der weiß-grünen Ehrengalerie im Grazer Burghof: Große Steirer, darunter die Dichter Ulrich von Liechtenstein und Peter Rosegger, sollten „bildhaft“ der Generation seiner Zeit vorgestellt werden. Einige Denkmäler setzte Koren auch sich selbst, unter anderem, als er den „steirischen herbst“ als lebendiges Festival der Avantgarde sowie das österreichische Freilichtmuseum in Stübing gründete. Weitere Akzente setzte er mit den Landesausstellungen, zudem würdigte er „seine“ Grüne Mark mit zahlreichen Büchern.

Nach 17 Jahren im Amt, zuletzt als Landeshauptmann-Stellvertreter, wechselte Koren 1970 auf den Präsidentensessel des Landtags, den er bis 1983 innehatte. Als er zwei Jahre später starb, ging eine Welle der Trauer durch das Land.

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