Erderhitzung eskaliert

Weltklimarat-Bericht ist Watsche für die Politik

Politik
20.03.2023 15:40

Verzweifelt versucht der Weltklimarat im neuesten Öko-Report aufzurütteln - der bisher düsterste Bericht der Experten, der am Montag veröffentlicht wurde, ist eine Watsche für die viel zu untätige Politik!

„Die brisanten Enthüllungen lassen keinen Zweifel mehr offen, dass der Klimawandel in vollem Gange ist und sich wie ein Wetterturbo noch beschleunigen wird“, ließ der global vernetzte Wiener Hagelversicherungs-Chef Dr. Kurt Weinberger die „Krone“ schon Montagmittag bedrückt wissen.

Gleich darauf warnte der Weltklimarat im Referenzwerk, auf das sich Entscheidungsträger in der ganzen Welt in den nächsten Jahren stützen werden, so eindringlich wie nie zuvor, dass die massiven negativen Auswirkungen der Erderwärmung mit jedem weiteren Zehntel Grad eskalieren werden. Eindeutige Erkenntnis der Experten: „Alle bisherigen Bemühungen haben die Stabilisierung des Klimas bei +1,5° C beziehungsweise 2° C mehr als deutlich verfehlt!“ Eine Ohrfeige für die Politik!

Bedrückende Kernbotschaft des UNO-Gremiums mit Sitz in Genf (Schweiz): Kleinbauern und Haushalte an niedrig liegenden Meeresgebieten sowie immer mehr Ökosysteme in den Tropen, an Küsten, in den Polargebieten und in Gebirgen haben die Grenzen ihrer Anpassungsmöglichkeiten unwiderruflich erreicht! Jüngste Öko-Apokalypse: Im australischen Fluss Darling treiben wie ein Teppich Abermillionen tote Fische. Auslöser der Tragödie ist ein Gluthitzerekord.

„Hunderttausende Quadratkilometer an menschlichem Lebensraum sind akut bedroht“, schlussfolgert wiederum WWF-Klimasprecher Thomas Zehetner mit wuchtigem Seitenhieb auf die jüngsten „Klimabeschwichtigungen“ von Kanzler Nehammer in dessen Rede an die Nation: „Während es 20 Staaten im letzten Jahrzehnt gelungen ist, Emissionen dauerhaft zu senken, blieb in Österreich der CO2-Ausstoß seit 1990 fast unverändert hoch.“

Daten & Fakten

  • Plus fünf Grad würden das Überleben auf der Erde schlicht unmöglich machen. Der größte Teil des Planeten wäre unbewohnbar.
  • Die Welt steuert bis 2100 bei derzeitigem Klimakurs auf 3,2 Grad Erhitzung zu. Das hätte unweigerlich apokalyptische Dürren samt Hungersnöten für Milliarden Menschen zur Folge. Auch Kriege ums Wasser drohen.
  • Schon bei plus zwei Grad Celsius wären die Sommer so heiß, dass das Verlassen der Häuser und Wohnungen zur tödlichen Gefahr würde.
  • Mit Stand 2021 ist es um ein Grad wärmer geworden. Das bedeutet instabile Nahrungsmittelversorgung. In Österreich schlägt der Klimawandel mit trockenen Flüssen und Seen sowie grünen Skipisten zu.

Der Neusiedler See wird unweigerlich austrocknen
Das vielleicht drastischste Beispiel der rapiden Klimaveränderung in heimischen Gefilden: In ihrem brandneuen „Weißbuch Neusiedler See“ (Residenz-Verlag) zeigen die Autoren Christian Janisch und Alois Lang auf, dass der Wasserstand des burgenländischen Binnengewässers heuer bereits im Februar um 21 Zentimeter niedriger war als im Vorjahr. Der See trocknet aus!

Matthias Grün, Vorstand der Esterhazy Privatstiftungen, mahnt: „Unsere Region ist in unglaublichem Tempo mit klimatischen Veränderungen und deren massiven Auswirkungen konfrontiert. Das ist aber kein regionales Phänomen, sondern betrifft alle. Selbst schneesichere Wintersportgebiete sind jetzt gefordert, sich neu zu erfinden.“

„Klimaschutz als Menschenschutz“
Marc Olefs, Klimafolgen-Forscher bei GeoSphere Austria (vormals ZAMG) zeichnet im „Krone“-Interview ein düsteres Bild.

„Krone“: Wird wegen des Klimawandels alles schlimmer, oder haben wir einfach bessere Chancen auf mediterrane Nächte in Österreich?
Marc Olefs: Die negativen Folgen des menschengemachten Klimawandels überwiegen deutlich, immer heißere Nächte, insbesondere in urbanen Gegenden wirken sich außerdem negativ auf die Gesundheit und unsere Produktivität aus. Viele Prozesse im Klimasystem und Auswirkungen der Erderhitzung sind zudem nicht-linear, das heißt wir können nicht von der Vergangenheit auf die Zukunft schließen und müssen auch mit bösen Überraschungen rechnen.

Welche konkreten Auswirkungen wird die Erderwärmung im Alpenraum haben?
In Abhängigkeit der weiteren Treibhausgasemissionen deutlich mehr Hitzetote und andere Gesundheitsrisiken, größere Schäden im Bereich der Land- und Forstwirtschaft, lokal und saisonal geringere Wasserverfügbarkeit, stärkere Unwetter mit höherem Schadenspotenzial. Potenziell gigantische Flüchtlingsströme (bis zu drei Milliarden Menschen) aus immer größeren Weltgegenden, in denen es im Freien zu heiß zum Überleben wird. Die Kosten für Klimaschutz und Anpassungsmaßnahmen liegen übrigens deutlich unter denen eines Nicht-Handelns.

Es gibt noch immer viele Klimaleugner. Lässt sich die drohende Ökokatastrophe statistisch belegen?
Das wichtigste, das es für alle zu verstehen gilt, ist, dass es sich bei dem Ganzen nicht um ein grünes Projekt handelt, sondern darum, unsere nackte Existenz auf diesem Planeten abzusichern. Anstatt Klimaschutz sollte es eigentlich Menschenschutz heißen.

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