Intern. Frauentag

Alljährliche Forderungen, an Umsetzung hapert es

Tirol
08.03.2023 09:25

Höchste Zeit sei es, die Ungleichbehandlung von Frauen zu beenden, heißt es alljährlich zum heutigen Weltfrauentag. Doch die Probleme sind seit Jahren dieselben, es hapert an der Umsetzung von Lösungen. Bessere Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit und verpflichtende Väterkarenz: Die SPÖ hat klare Vorstellungen. Auch, was die besonders verletzliche Gruppe der Alleinerzieher betrifft.

„Die Forderungen zum Internationalen Frauentag begleiten uns seit Jahrzehnten. Dass es Verbesserungen nur im Schneckentempo gibt, empört uns“, sind sich Landesfrauenvorsitzende Selma Yildirim, Klubobfrau Elisabeth Fleischanderl und Frauen-LR Eva Pawlata einig.

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit ist zum Beispiel so eine Forderung. Nirgends ist jedoch der Rückstand größer als in Tirol. 18 Prozent weniger verdienen Frauen in Vollzeit als Männer, im Österreichschnitt sind es 13 Prozent. Am Dienstag war „Equal Pay Day“: „Frauen haben also bisher gratis gearbeitet. Das sind 66 Tage oder 18 Prozent Einkommensnachteil.“

Nächster Punkt: Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz. „Unser Verdienst, dass das im Regierungsprogramm steht“, sagen die SPÖ-Frauen. Aber: Das Vorhaben ist über den Status einer Expertengruppe noch nicht hinausgekommen. Eine Umsetzung bis Ende der Legislaturperiode sei das Ziel. Schneller umsetzbar ist wohl „Halbe Halbe“, sowohl bei bezahlter als auch bei unbezahlter Arbeit. „Ein Schritt, um für mehr Geschlechtergerechtigkeit zu sorgen und die Lohnschere zu schließen. Die Kampagne zum Internationalen Frauentag soll dafür sensibilisieren“, sagt Frauen-LR Eva Pawlata. Verkürzte Vollzeit, Vier-Tage-Wochen, volle Lohntransparenz und verpflichtende Väterkarenz wären weitere Ideen, die der Umsetzung harren.

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Das Gesellschaftsbild in Tirol scheint mitunter immer noch in den 1950er Jahren festzustecken.

Die SPÖ-Frauen

Alleinerziehende gefährdet
Laut Statistik Austria leben in Tirol 207.000 Familien. 19.200 davon sind sogenannte Ein-Eltern-Familien, ein Anteil von 9,3 Prozent. Diese Alleinerziehenden sind zum allergrößten Teil weiblich: 16.800 Mütter müssen schauen, wie sie tagtäglich alleine über die Runden kommen. „Die Kinderkostenstudie vom Herbst 2021 hat gezeigt, dass pro Kind in einem Ein-Erwachsenenhaushalt mittlere Kosten von 900 Euro pro Monat entstehen“, hat Tirols Landesfrauenvorsitzende NR Selma Yildirim (SPÖ) erhoben.

Hinzu kommt: Die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen klafft weit auseinander. Im Vergleich zum Vorjahr habe sich die Situation sogar noch verschlechtert. Frauen müssen Vollzeit 66 Tage mehr arbeiten, um gleich viel Geld wie Männer zu erhalten.

Hohe Kosten, aber um 57 % geringeres Einkommen
„Insgesamt stellt sich die Situation allerdings noch viel dramatischer dar. Viele Frauen können gar nicht Vollzeit arbeiten, weil sich das mit der Kinderbetreuung nicht ausgeht oder diese enorm teuer ist. Frauen kommen in Tirol laut Rechnungshof auf 21.779 Euro brutto pro Jahr, Männer auf 38.191 Euro. Im Durchschnitt stehen ihnen also nur 57 Prozent des Männereinkommens zur Verfügung.“

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In vielen Familien sind ausschließlich die Frauen für Kindererziehung zuständig. Auch Männer sollen sich endlich gleichbeteiligt an der unbezahlten Arbeit beteiligen.

LR Eva Pawlata

Die Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdung liege bei diesen Haushalten bei 47 Prozent. „Das ist der weitaus höchste Wert nach Haushaltsform“, zeigt Yildirim auf und verweist auf die Tatsache, dass nur jedes zweite Kind in Österreich Unterhalt bekommt. Für sie sei daher klar, wo es anzusetzen gilt: „Einerseits ist endlich eine Unterhaltsgarantie umzusetzen. Das haben vor der Wahl 2017 alle Parteien beschlossen. Bis heute gibt es sie nicht. Der Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ist ein weiterer wichtiger Schritt. Wir wollen ein ganztägiges, kostenloses Angebot. Das Gesellschaftsbild in Tirol scheint mitunter immer noch in den 1950er Jahren festzustecken“, finden die SPÖ-Frauen deutliche Worte.

Der Anteil alleinerziehender Mütter sei noch weitaus größer, vermutet LR Eva Pawlata: „Denn in vielen Familien sind ausschließlich die Frauen für Kindererziehung zuständig. Auch Männer sollen sich endlich gleichbeteiligt an der unbezahlten Arbeit beteiligen.“

Fakten

  • 135 Jahre dauert es, bis die geschlechtsspezifischen Unterschiede weltweit beseitigt sind. Darauf weist laut Tiroler Grünen ein Report des Weltwirtschaftsforums hin.
  • Das Beratungsangebot für die von Armut bedrohte Gruppe der Alleinerzieherinnen ist nicht ausreichend, sagen Expertinnen der Tiroler SPÖ. Die Tiroler Plattform für Alleinerziehende hat mit 31. Dezember ihren Betrieb eingestellt, ist aber noch online.

Landesregierung verweist auf Frauen-Schwerpunkt
Die Landesregierung beschloss am Dienstag, 2,2 Millionen Euro jährlich für Frauenschutz- und -Beratungseinrichtungen auszugeben. Im Unterland ist ein weiteres Frauenhaus geplant.

VP-Frauensprecherin Lisi Pfurtscheller verweist auf viele gesetzte Schritte. So sei das Budget von Frauenministerin Susanne Raab um 139 Prozent gesteigert worden. Doch die Einkommensgerechtigkeit lasse weiter auf sich warten.

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