Sunak 100 Tage im Amt

Reicher als reich in einem ärmer werdenden Land

Ausland
18.02.2023 20:44

100 Tage im Amt. Während das Vermögen des britischen Premiers Rishi Sunak (42) und seiner Frau auf rund 824 Millionen Euro geschätzt wird, leiden Millionen Menschen im Land an akuter Armut.

Reicher als reich - ärmer als arm! Auf diese sechs Wörter lässt sich der eklatante Gegensatz zwischen dem britischen Regierungschef Rishi Sunak (42) und einer immer größer werdenden Gruppe seiner Landsleute zusammenfassen. Millionen Briten leben unter desaströsen Bedingungen.

Der indischstämmige Premierminister kommt aus einen wohlhabenden Ärztehaushalt und kam selbst bereits als junger Mann als Hedgefonds-Manager zu einem ansehnlichen Vermögen. Wirklich reich wurde er allerdings erst durch seine Hochzeit mit Akshata Murty (42), der Tochter eines indischen Industriellen. Laut „Sunday Times“ belegt das Paar mit seinem Vermögen von rund 730 Millionen Pfund (umgerechnet etwa 824 Millionen Euro) Platz 222 der Reichen Großbritanniens.

Ein Herrenhaus und mehrere Wohnungen
Neben dem vom Ehepaar mit seinen zwei Töchtern bewohnten Herrenhaus in einem Dorf im nordenglischen Yorkshire besitzen Sunak und seine Frau noch ein Reihenhaus in Kensington im Zentrum Londons, eine Wohnung in South Kensington und ein Penthouse im kalifornischen Santa Monica.

Für die meisten von Sunaks Landsleuten hingegen ist der Reallohn in den vergangenen Jahren nicht nur nicht gestiegen, sondern gesunken. Großbritannien ist das einzige OECD-Land, in dem die Wirtschaft nach dem Corona-Einbruch nicht wieder anzieht, sondern weiter schrumpft. Der Brexit, in den die Briten sich von verantwortungslosen Polit-Selbstdarstellern wie Boris Johnson haben hineinlügen lassen, zeigt seine Wirkung. Den Preis dafür zahlen die sprichwörtlich kleinen Leute und die immer weiter wegbrechende Mittelschicht.

Riesiges Haushaltsloch, höchste Militärausgaben
Die Schuldenlast des Landes bewegt sich um die 100 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Zu diesem riesigen Haushaltsloch, das eigentlich berechtigte Forderungen nach Lohnerhöhungen etwa im Gesundheitssektor nicht zulässt, kommt eine galoppierende Inflation, die im November des Vorjahres bei mehr als elf Prozent lag und im Jänner immer noch bei 10,5 Prozent liegt.

Gleichzeitig ist Großbritannien hinter den USA, China und Indien das Land mit den höchsten Militärausgaben der Welt - 2021 lagen sie bei umgerechnet rund 66 Milliarden Euro. Und zu diesem Zeitpunkt war noch kein Krieg in der Ukraine. Ein Krieg, in den Großbritannien als seit Jahren enger Verbündeter der Ukraine und auf militärischem Gebiet treuester Freund der USA allen anderen Krisen zum Trotz Milliarden investiert. Sollte die Ukraine den Krieg gegen Putins Russland gewinnen, möchte Großbritannien gemeinsam mit Polen und den Vereinigten Staaten aufseiten der Siegermächte stehen.

Etwas Ruhe nach den Chaosjahren
Nach den Chaosjahren und -wochen von Boris Johnson sowie in der Folge Liz Truss in Downing Street 10 ist es Rishi Sunak in seinen ersten 100 Tagen im Amt zumindest gelungen, wieder ein wenig Ruhe in die britische Politik zu bringen. Wobei auch er von Skandalen in seinem Kabinett und dadurch erzwungenen Regierungsumbildungen nicht verschont geblieben ist. Und wohl auch in Zukunft nicht verschont bleiben wird. Aber das hat mittlerweile Tradition in Großbritannien.

Sorge der Tories vor der Wahl im nächsten Jahr
Freilich macht es das für Rishi Sunak nicht leichter, wenn er sein Ziel erreichen und die konservativen Tories aus dem politischen Morast ziehen möchte, in dem die Partei sich selbst versenkt hat. In den bald 13 Jahren, die die Tories jetzt ohne Pause an der Macht waren, ist es in Großbritannien eigentlich nur abwärts gegangen. Auf ein Spardiktat folgte das nächste, auf den Brexit die Pandemie - mit ähnlich fatalen Folgen. Der Krieg in der Ukraine und explodierende Energiekosten tun ein Übriges.

Für all das kann Rishi Sunak nichts, aber es ist anzunehmen, dass seine Tories bei den Wahlen im kommenden Jahr die Rechnung präsentiert bekommen. Schon jetzt vergeht in Großbritannien keine Woche ohne Streiks. Und die oppositionelle Labour-Partei liegt in allen Umfragen nahezu uneinholbar in Führung. Premier Sunak scheint auf verlorenem Posten zu stehen.

Bleibt nur die Frage, warum ein Mann, der eigentlich ein sorgloses Leben führen könnte, sich all das antut? Die Antwort darauf kann Rishi Sunak wohl nur selber liefern. Vermutlich würde er sagen, er wolle seinem Land dienen. Das kann man glauben, oder auch nicht.

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