Filterte wie Bartenwal

Bayern: Flugsaurier mit Hunderten Zähnen entdeckt

Wissenschaft
24.01.2023 15:47

Eine höchst ungewöhnliche neue Flugsaurierart haben Wissenschaftler in einem Steinbruch in Oberfranken in Bayern entdeckt - ein Tier mit langen Beinen und einem löffelförmigen Schnabel mit mehr als 400, zum Teil hakenförmigen Zähnen. Der Pterosaurier lebte vor rund 154 Millionen Jahren in der damaligen flachen Lagunenlandschaft der Region.

Das deutsch-englische Forscherteam gab dem neuen Pterosaurier den wissenschaftlichen Namen Balaenognathus maeuseri. Der Gattungsname bedeute übersetzt Walkiefer, teilte das Naturkundemuseum Bamberg am Dienstag mit. Dort ist das fast vollständige Skelett des Flugsauriers zu sehen.

Filterte Nahrung wie ein Bartenwal
Der Name spiele darauf an, dass der Saurier seine Nahrung vermutlich wie ein Bartenwal aus dem Wasser filterte. Das Forscherteam unter Federführung der Universität Portsmouth findet demnach vor allem die Form der Zähne bemerkenswert. „Einige Zähne haben einen Haken am Ende, was so zuvor noch nie bei einem Pterosaurier gesehen wurde“, teilte Hauptautor David Martill mit. Die Haken habe das Tier vermutlich benutzt, um winzige Krabben zu fangen.

Die Tiere hatten einen löffelförmigen Schnabel mit mehr als 400, zum Teil hakenförmigen Zähnen. (Bild: Naturkundemuseum Bamberg)
Die Tiere hatten einen löffelförmigen Schnabel mit mehr als 400, zum Teil hakenförmigen Zähnen.

Lebte vor rund 154 Millionen Jahren
Der Pterosaurier lebte demnach vor rund 154 Millionen Jahren in der damaligen flachen Lagunenlandschaft der Region. Die Zähne lassen den Fachleuten zufolge auf eine für Flugsaurier außergewöhnliche Ernährungsweise schließen: Balaenognathus maeuseri nutzte vermutlich seinen löffelförmigen Schnabel, um Wasser einzusaugen. Durch die Zähne presste er dann überschüssige Flüssigkeit wieder raus, wobei Garnelen und Ruderfußkrebse in seinem Maul hängen blieben.

Das gut erhaltene Skelett hatten Forscher im Herbst 2011 zufällig gefunden, als sie in dem Steinbruch bei Wattendorf im Landkreis Bamberg einen großen Kalksteinblock bargen, der Krokodilknochen enthielt. „Das Tier muss fast unmittelbar nach seinem Tod im Sediment begraben worden sein“, vermutet Martill. Alle Gelenke einschließlich der Bänder seien noch im Zusammenhang gewesen.

Das Fossil des Flugsauriers namens Balaenognathus maeuseri ist im Naturkundemuseum Bamberg zu sehen. (Bild: © Naturkundemuseum Bamberg/David Martill)
Das Fossil des Flugsauriers namens Balaenognathus maeuseri ist im Naturkundemuseum Bamberg zu sehen.

Nach ehemaligem Museumsleiter benannt
Seinen Artnamen maeuseri erhielt der neue Pterosaurier zu Ehren des ehemaligen Leiters des Naturkundemuseums Bamberg, Matthias Mäuser. Dieser ist auch Mitautor der Studie, starb aber während der Arbeit an der Veröffentlichung im August 2021.

Das Naturkundemuseum unternimmt in dem Steinbruch bei Wattendorf seit 2004 wissenschaftliche Grabungen. 2000 wurden dort bereits Fossilien aus der oberen Jurazeit entdeckt. Viele Funde sind im Naturkundemuseum ausgestellt, darunter der nach Angaben von Museumsleiter Oliver Wings weltweit größte Quastenflosser der oberen Jurazeit.

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