In Mauterndorf im Bereich Ledermoos Süd ist alles für die Errichtung von acht Wohnungen angerichtet. Seit über einem Jahr steckt das Projekt aber in der Planungsphase fest. Dabei ziehen alle Beteiligten an einem Strang. Ein Problem: Die Baustoff-Preise sind Anfang des Jahres bis zu 25 Prozent nach oben geschossen.
Genau so sollte Wohnbau funktionieren: Die Salzburger Land-Invest hat einem Mauterndorfer Bauern ein Grundstück abgekauft, parzelliert, die nötige Grundlagen-Infrastruktur hergestellt. Eine Handvoll Einfamilienhäuser sind in Ledermoos Süd bereits entstanden. Sonnig, ruhig, verkehrsarm – die Wiese unweit der Katschberg Straße ist der Traum jeder Jungfamilie.
Angebote wurden schon dreimal zurückgezogen
Auf einem rund 2000 Quadratmeter großen Fleckchen Erde spießt sich die Errichtung von acht Wohneinheiten jedoch. Es ist ein Musterbeispiel dafür, wie schwierig es geworden ist, sich den Wohntraum zu erfüllen. Mauterndorfs Ortschef Herbert Eßl hätte neuen Einwohnern am liebsten längst die Hände zu Begrüßung geschüttelt: „Die Leute sind euphorisch, wollen hier bauen, alles ist bereit. Der Quadratmeter Grund ist für 120 Euro zu haben.“ Noch ist in Mauterndorf auf dem verschneiten Grün neben der putzigen Taurachbahn aber nicht ein Handgriff geschehen.
Die Pläne von Immobilien-Entwickler und Makler Manfred Lechner für die acht Einheiten stehen seit über einem Jahr. Lechner hätte das Projekt schon gerne angeboten, Interessenten wären nicht das Problem gewesen. Aber: „Der Baumeister hat uns bereits dreimal abgesagt. Er konnte uns keine Preisgarantie geben!“
Der beauftragte Baumeister heißt Peter Wieland, ist Geschäftsführer von Wisa-Bau, einer renommierten, ansässigen Firma. Man könnte ihm den Schwarzen Peter zuschieben. Das wäre völlig falsch. Baumeister, Makler, Bürgermeister verstehen sich. Das Trio weiß, woran es hakt. Wieland: „Die Baustoffe, egal was, haben sich alleine Anfang Jänner um fünf bis 25 Prozent erhöht. Ich kann seit Frühjahr 2022 keine Jahrespreis-Garantie mehr machen, das wäre hochgradig unseriös!“
Quadratmeterpreis von 4800 Euro nicht haltbar
Der Preis je Kubikmeter Beton soll alleine um 18 Euro gestiegen sein, am Markt herrsche große Unruhe. Kalkulationen? Kaum möglich! Vom einst angepeilten Verkaufspreis von 4800 Euro je bebautem Quadratmeter hat man sich längst verabschiedet. „Dazu kommt“, sagt Wieland, „dass sich die Kreditvergabe-Richtlinien verschärft haben.“ Eßl pflichtet ihm bei: „Für junge Familien wird es immer schwieriger, Fuß zu fassen.“ Makler Lechner wartet immer noch, bis er das fertige Expose endlich hochladen kann.
„Krone“-Kommentar: Wohntraum im Keim erstickt
Das Lungau-Musterbeispiel zeigt: Wir erleben eine dicke Wohnraum-Krise. Wer im kleinen Mauterndorf für eine 80 Quadratmeter-Wohnung bald 500.000 Euro hinblättern wird, muss wohlhabend sein. Wegen neuer Kreditvergabe-Regeln sind 20 Prozent Eigenkapital die Basis, um überhaupt an einen Kredit denken zu dürfen, also 100.000 Euro! Wer, bitte, hat diese Summen am Konto? Wer, bitte, soll das stemmen? „Hackeln zahlt sich gar nicht aus, eine Wohnung werd’ ich mir sowieso nie leisten können. Ich arbeit’ lieber gleich weniger.“ Das sind Gedanken junger Menschen, die auf den Arbeitsmarkt drängen sollten, in Wahrheit jedoch sofort eine Kehrtwende machen. Auch, weil ihr Wohntraum im Keim erstickt wird.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.