Aus gutem Grund thront der Nationalratspräsident im Parlament auf einer Bank über den Abgeordneten. Er überblickt sie. Sorgt für Ordnung. Spricht Machtworte. Fair und über die Parteigrenzen hinweg. Sein Amt genießt Vertrauen und Respekt. Theoretisch. Praktisch zeichnet Wolfgang Sobotka zurzeit ein verheerendes Bild. Seine Verflechtung in den Schmid‘schen Chat-Skandal, sein Kleben am Vorsitz beim ÖVP-Korruptions-U-Ausschuss, sein Festhalten am Credo „Die Grenze ist das Strafrecht“ - das alles schadet der Person Sobotka und dem Amt. Selbst FPÖ-Chef Herbert Kickl, Allzeitschlusslicht in Sachen Vertrauen, überholte nun den ÖVP-Politiker im APA-OGM-Vertauensindex. Der eine Nationalratspräsident mit einem negativen Saldo von -59 Punkten. Der andere, Sobotkas Amtkollege Norbert Hofer (FPÖ), legte immerhin um 6 auf „nur“ -13 Punkte zu. Auch das kein Wert, dem Amt eines Nationalratspräsidenten würdig. Und wer rettet die Ehre des hohen Amtes? Die einzige Frau in der Männerriege. Doris Bures schafft es als eine von nur noch vier österreichischen Politikern überhaupt ins Plus. Das mag an der Integrität der SPÖ-Politikerin liegen. An ihrem ruhigen Auftreten im Parlament. Ihrer verbindenden Art. Oder schlicht daran, dass sie nicht, wie ihre männlichen Kollegen, zu jedem Thema gleich öffentlich die Meinung äußert. Denn in Zeiten, wo täglich Negativschlagzeilen die Politlandschaft bestimmen, kann man wohl nur mit einer Strategie gewinnen: Gar nicht erst in die Schlagzeilen zu kommen.
Wer hingegen unbedingt in die Schlagzeilen gehört, sind jene jungen Menschen, die sich durch ein jahrelanges intensives Medizinstudium quälen, um im Anschluss daran den Menschen in Österreich zu helfen. 11.600 von ihnen haben heuer den Aufnahmetest an einer der Medizinuniversitäten auf sich genommen, rund ein Drittel von ihnen wird nach dem Abschluss nicht im Gesundheitsberuf arbeiten. Weil die Arbeitsbedingungen schlecht sind, ebenso wie die Bezahlung. Oder, weil sie sich schlichtweg etwas anderes unter der täglichen Arbeit als Arzt vorgestellt hatten. Ein Pflegepraktikum als Voraussetzung für das Studium könnte Letzteres verhindern, glaubt der Grazer Primar Reinhold Kerbl. Die „Krone“ hat bei Jungärzten, Politikern und Universitäten nachgefragt, ob das wirklich die Lösung für den Ärztemangel sein könnte: Durchwachsen waren die Antworten. Eines ist aber klar, so die junge Ärztin Michaela E.: „Die beste Motivation für junge Ärzte ist Anerkennung!“ Sie sei ihnen hiermit gegeben. Und sollte ihnen viel öfter zuteilwerden. Im persönlichen Gespräch, über bessere Arbeitsbedingungen und Bezahlung. Und gerne auch in Schlagzeilen.
Haben Sie einen schönen Samstag!
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