Ukraine rückt näher

Russen suchen Freiwillige für Cherson-Verteidigung

Ukraine-Krieg
24.10.2022 17:10

Die russische Armee in Cherson im Süden der Ukraine bereitet sich darauf vor, die besetzte Gebietshauptstadt zu verteidigen. Zwar hat die russische Militärführung Cherson verlassen, es werden aber neue Einheiten zur Verteidigung dorthin gebracht, so der ukrainische Militärgeheimdienst. Die von Russland eingesetzte Verwaltung bildet eine lokale Miliz und ruft Freiwillige auf, sich zu melden.

„Alle Männer, die aus eigenem Willen in Cherson geblieben sind, haben die Möglichkeit, in die Reihen der Territorialverteidigung einzutreten“, teilte die Verwaltung am Montag auf ihrem Telegram-Kanal mit. Die Zivilbevölkerung wird weiterhin dazu aufgefordert, die Region zu verlassen, da die ukrainischen Streitkräfte im Süden des Landes vorrücken.

„Abzug ist Illusion“
Der Leiter des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanow, erwartet keinen Abzug russischer Truppen. „Die russischen Besatzer erwecken nur die Illusion, dass sie Cherson verlassen, tatsächlich bringen sie aber neue Militäreinheiten dorthin“, sagte er dem Portal „Ukrajinska Prawda“ am Montag in Kiew. Russland hatte zuvor gemeldet, dass die Besatzungsverwaltung und russische Banken sich aus der Stadt zurückziehen und Krankenhäuser geräumt werden. Budanow sieht darin eher ein Ablenkungsmanöver. Er sagte, die neu herangeführten Truppen achteten darauf, dass ihnen im Fall eines ukrainischen Vorstoßes der Rückweg über den Fluss Dnipro offen bleibe.

In dem Angriffskrieg seit genau acht Monaten ist Cherson als einzige ukrainische Gebietshauptstadt in russische Hand gefallen. Moskau hat den Anschluss der Stadt und des Verwaltungsgebietes an Russland erklärt. Seit Wochen dringt aber die ukrainische Armee immer weiter in den russischen Brückenkopf am nordwestlichen Ufer des Dnipro vor.

In den letzten Wochen hat sich die Lage der russischen Truppen im Gebiet Cherson deutlich verschlechtert - speziell auf rechten Ufer des Dnipro, an dem die Stadt Cherson liegt. Der Nachschub ist durch den ukrainischen Beschuss der Brücken nahezu zum Erliegen gekommen. Bei einer Offensive Anfang Oktober konnten die Ukrainer deutliche Geländegewinne erzielen. Unter diesen Umständen hat die Militärverwaltung eigenen Angaben nach bereits 25.000 Zivilisten aus der Region verschickt.

Geheimdienst: Damm-Sprengung bremst kaum
Mit einer Sprengung des Kachowka-Staudammes würde Russland eine Umweltkatastrophe hervorrufen. Nach Angaben des ukrainischen Geheimdienstes würde ein derart drastischer Schritt den Vormarsch der ukrainischen Truppen im Süden aber nur wenig verlangsamen. Die von Russland besetzten Gebiete würden überflutet werden, sagt Kyrylo Budanow, der Chef des Militärgeheimdienstes, der Zeitung „Ukrainska Prawda“. Zudem ginge ein für die annektierte Halbinsel lebenswichtiger Kanal mit der Damm-Sprengung verloren. Den Vormarsch der Kiewer Armee würde das aber nur „für zwei Wochen oder so“, erschweren.

Indes setzt Russland nach britischen Angaben weiterhin iranische Drohnen bei Luftangriffen in der Ukraine ein. Russland nutze diese Drohnen vom Typ Shahed-136 wahrscheinlich, um die ukrainische Luftabwehr zu umgehen und als Ersatz für russische Präzisionsraketen, deren Vorrat immer weiter schrumpfe, teilte das Verteidigungsministerium in London auf Twitter mit. Die Ukraine sei aber erfolgreich bei der Abwehr der Drohnen.

Bisher 273 Drohnen abgeschossen
Die Drohnen seien langsam, laut und würden in geringer Höhe eingesetzt und seien damit recht einfach abzuschießen, hieß es. Offiziellen ukrainischen Angaben zufolge würden bis zu 85 Prozent der Angriffe abgefangen. Laut ukrainischer Luftwaffe wurden seit Mitte September 273 iranische Drohnen abgeschossen.

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