Schwere Vorwürfe
Russisches Heer soll verbotene Substanz einsetzen
Das russische Militär setzt laut Geheimdiensten die verbotene chemische Substanz Chlorpikrin in der Ukraine ein. Diese kann bei hoher Konzentration in geschlossenen Räumen tödlich sein. Es gebe Beweise, sagte der Chef des Militärgeheimdiensts der Niederlande, Peter Reesink.
So werfe das russische Militär etwa aus Drohnen ein Erstickungsmittel ab, um Soldatinnen und Soldaten aus ihren Schützengräben zu treiben. „Die wichtigste Schlussfolgerung ist, dass wir bestätigen können, dass Russland den Einsatz chemischer Waffen intensiviert“, sagte der niederländische Verteidigungsminister Ruben Brekelmans. Von einem „Lungenkampfstoff“ und einem „ernsten Verstoß gegen das Chemiewaffenübereinkommen“, sprach der deutsche Bundesnachrichtendienst (BND).
Zuvor sei bereits bekannt gewesen, dass die russische Armee Tränengas in der Ukraine einsetze. Sowohl der Einsatz von Tränengas als auch der verbotenen chemischen Substanz Chlorpikrin seien zur „Standardpraxis“ geworden. Russlands Regierung investiere stark in ein Chemiewaffenprogramm, sind die Geheimdienste alarmiert.
USA beschuldigen Russland schon länger
Die US-Regierung hat Russland erstmals im Mai vergangenen Jahres beschuldigt, Chlorpikrin eingesetzt zu haben. Der Kriegsgegner gibt an, dass die chemischen Waffen schon mehrere Tausend Mal verwendet worden seien. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums sagte am Mittwoch, dass im Osten der Ukraine ein Versteck mit Sprengkörpern entdeckt worden sei, die Chlorpikrin enthielten. Die Ukraine hat solche Vorwürfe immer zurückgewiesen.
Die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) mit Sitz in Den Haag hatte 2024 noch erklärt, dass die ursprünglichen Vorwürfe beider Länder gegeneinander „unzureichend begründet“ seien. Eine vollständige Untersuchung führte sie aber nicht durch. Der niederländische Verteidigungsminister ist sich sicher, dass in der Ukraine mindestens drei Todesfälle im Zusammenhang mit dem Einsatz chemischer Waffen stehen. 2500 verletzte Soldatinnen und Soldaten haben den ukrainischen Gesundheitsbehörden Symptome im Zusammenhang mit chemischen Waffen gemeldet.
So wirkt das Mittel
Chlorpikrin ist ein verbotenes Erstickungsmittel, das zu schweren Reizungen der Haut, Augen und Atemwege führen kann. Wird es verschluckt, sind Verbrennungen im Mund und Magen, Übelkeit und Erbrechen, Atembeschwerden und Atemnot möglich. Erstmals eingesetzt wurde der Stoff von der deutschen Armee im Ersten Weltkrieg. Die internationale Chemiewaffenkonvention, die die Entwicklung, Lagerung und den Einsatz verbietet, trat 1997 in Kraft. Sowohl Russland als auch die Ukraine sind Mitglied.
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