Global 2000 deckt auf:

Gentech-Konzerne „fressen“ unsere Ernährung auf

Österreich
20.10.2022 12:54

Tausende Patentanträge auf Pflanzen in einer Hand versetzen heimische Umweltschützer in Alarmstimmung! Sie sehen gefährdet, was auf unsere Teller kommt.

Nach intensiven Recherchen stellt ein europäisches Öko-Netzwerk - eingeflochten sind unter anderem Global 2000, Friends oft the Earth, Arche Noah und Arbeiterkammer- jetzt die beiden Biotech-Giganten Corteva und Bayer an den Ökopranger. „Corteva hat 1430 Patente - mehr als jeder andere Konzern - auf Pflanzen angemeldet. Das Dramatische daran: Angewandt werden dabei die besonders perfiden Methoden der Neuen Gentechnik (NGT, Anm.), bei denen direkt ins Erbgut der Gewächse eingegriffen wird“, schlägt Global 2000-Expertin Brigitte Reisenberger ebenso wie Katherine Dolan von der Arche Noah in Schiltern bei Langenlois (Niederösterreich) Alarm.

Besonders bestürzend und im internationalen Recherche-Report glasklar aufgedeckt: Die milliardenschweren Gentech-Konzerne preisen diese neuen Verfahren als „natürliche“ Prozesse an, die ohnehin nicht nachweisbar und daher von Sicherheitskontrollen und Kennzeichnungsvorschriften der Europäischen Union für gentechnisch veränderte Lebensmittel auszunehmen seien.

Zwei Unternehmen kontrollieren 40 Prozent des Marktes
Dass Brüssel derzeit eine Aufweichung dieser so strengen Gentechnik-Verbote - eben für diese neuen Methoden - ins Auge fasst, kommt als brisanter Faktor dazu. Das Schockierende an dieser Entwicklung, die jetzt ebenfalls aus dem Dunkel der Firmengeflechte und Labors ans Recherche-Licht geholt wurden: Die beiden Unternehmen kontrollieren bereits jetzt 40 Prozent des globalen industriellen Saatgutmarktes. Laufende Profitsteigerung inklusive. Sie haben auch weitreichende Lizenzabkommen mit entsprechenden Forschungsinstituten abgeschlossen, welche die Technologien entwickeln. Reisenberger befürchtet daher eine totale Marktkontrolle und letztlich die Hoheit über jenes Gemüse, das auf unsere Teller kommt.

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Brüssel muss den perfiden Gentech-Vorstößen einen Riegel vorschieben.

Brigitte Reisenberger von Global 2000

Nur ein Beispiel von vielen: Corteva hält das Patent mit der Nummer EP 2893023 für ein Verfahren zur Veränderung des Genoms einer Zelle (auch mithilfe von NGT-Anwendung) und erhebt Anspruch auf die Rechte am geistigen Eigentum sämtlicher Zellen, Samen und Pflanzen, die dieselbe „Erfindung“ enthalten, sei es in Brokkoli, Mais, Soja, Reis, Weizen, Baumwolle, Gerste oder Sonnenblumen. Bei der NGT ist es außerdem nahezu unmöglich, genau zu wissen, was patentiert wurde, da die Anwendungen oft absichtlich weit gefasst werden, um einen breiteren „Schutz“ zu erhalten.

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Das bäuerliche Recht auf Saatgut muss sichergestellt werden.

Kathrin Dolan von der Arche Noah

Strudel der Rechtsunsicherheit für Landwirte
Saatgutkonzerne verwischen bewusst Unterschiede zwischen konventioneller Züchtung, zufälliger Mutagenese und Alter wie Neuer Gentechnik. Da Informationen darüber, was in den Patenten enthalten ist, kaum zugänglich sind, ist es schwierig herauszufinden, welche Pflanzen oder Eigenschaften patentiert sind. Damit werden unsere Bauern und Saatgutzüchter aber in einen Strudel der Rechtsunsicherheit geworfen.

Unklar wird nämlich in Zukunft, was sie mit Pflanzen, mit denen sie täglich arbeiten, tun dürfen. Wofür Lizenzgebühren zu zahlen wären und was möglicherweise eine Klage nach sich ziehen könnte. Monsanto, inzwischen mit Bayer fusioniert, hat in den USA zwischen 1997 und 2011 gegen Bäuerinnen und Bauern 144 Patentrechtsverletzungsklagen eingebracht. Eine noch größere Kontrolle über die heimischen Landwirte ist also vorprogrammiert.

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