Seit Generationen begleiten sie Kinder beim Malen: Stifte von Jolly. 200.000 Stück gehen täglich in Graz vom Band.
„Aha, heute haben wir Himmelblau am Start“, sagt Walter Rabitsch und blickt auf die Spuren am Boden im Stiegenaufgang zu seinem Büro. Sofort weiß der Werksleiter die Farbkleckse zu deuten. Drei Frabtöne könne man pro Tag herstellen. Einer davon ist heute also Blau.
43 Arbeitsschritte für einen Stift
Ganze 43 Arbeitsschritte braucht es, bis so ein Buntstift entsteht. Wie das funktioniert, zeigt Rabitsch bei einer Führung durch die altehrwürdige Jolly-Fabrik von Brevillier-Urban & Sachs in Graz. Für das Herzstück der Stifte, die Mine, werden hier in einer Maschine zuerst Rohstoffe geknetet, bis das Material nicht mehr flüssig ist. Über 400 Rezepturen gibt es für die verschiedenen Farben. „Alle kenne ich nicht auswendig, aber ich weiß, wo ich nachschauen muss“, lacht Rabitsch. Er verzieht keine Miene, als er eine fertige Mine von der Rolle nimmt und erklärt: „Die liegt jetzt einige Tage hier, um auszuhärten. Dann wird sie in die Holz-Brettchen hineingelegt und verpresst.“ In der nächsten Halle erfolgt im Takt zu ohrenbetäubenden Geräuschen die typische Sechskant-Profilierung.
Nachdem die Stifte lackiert, sortiert, bedruckt und gespitzt sind, wandern sie in das „12er-Blech“, wie Rabtisch sagt. Eine Unregelmäßigkeit an der Spitze haben Andrea Grießmaiers Adleraugen entdeckt. Sie tauscht den roten Stift aus, der damit seine Mitgliedschaft in der Jolly-Box verspielt hat. Kirschrot sei nach wie vor die beliebteste Farbe, berichtet der Werksleiter, der seit 2001 beim Stifte-Hersteller arbeitet.
Auch über die Eckdaten des Unternehmens informiert er gerne: „1965 hat Brevillier-Urban die Marke Jolly am österreichischen Markt eingeführt und erwirtschaftet heute mit 43 Mitarbeitern zwischen 20 und 25 Millionen Euro im Jahr.“ Rund 200.000 Schreiberlinge gehen pro Tag vom Band, jede Charge wird dabei streng kontrolliert.
Der Jolly als Kult-Logo
Neben den klassischen Stiften gibt es Filzmaler, Füllfedern, Wachsmaler und Wasserfarben. „Ab Juni wird der Verkauf dann Richtung Herbst immer stärker.“ Denn: Jedem Schulanfang wohnt nicht nur der Zauber, sondern auch ein Besuch im Fachhandel inne, bei dem eines nicht fehlen darf: Eine Farbstiftbox mit dem Jolly drauf, der als Logo Kultstatus besitzt. „2005 wurde der Bursche ein bisschen überarbeitet“, sagt Rabitsch. Er selbst sei aber kein Künstler: „Das Zeichnen überlasse ich meinen Töchtern.“
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